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Das Lustschiff

Das Lustschiff

Titel: Das Lustschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Dirks
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nicht vor, seine wahre Identität preiszugeben. Er genoss es im Moment viel zu sehr, der charmante und unbedarfte Sullivan zu sein. Er mochte diesen Kerl einfach. Und er wollte endlich einmal Urlaub machen.
    »Was hat die Dame in Weiß bestellt?«, fragte er die Kellnerin, ohne einen Blick in die Speisekarte zu werfen.
    »Ente in Orangensauce«, erwiderte die hübsche junge Frau. Sie sah um einiges weicher aus, wirkte anschmiegsamer als Frau Winter. Aber solchen Frauen begegnete er häufig, sie reizten ihn nicht so sehr wie die Eislady. Erinnerten ihn zudem viel zu sehr an Veronika.
    »Das nehme ich auch. Vielen Dank.«
    »Noch etwas zu trinken?«
    Er bestellte einen Weißwein dazu und beobachtete Carolin Winter genau, die zwei verschiedene, gänzlich konträre Aspekte in sich vereinte, wie er nun feststellte. Einerseits schüchtern, gar zurückhaltend, andererseits sehr präsent, wahrscheinlich hart im Nehmen. Unweigerlich fragte er sich, was sie anmachte, wie sie sich im Bett verhielt. Ob sie gern den aktiven Part übernahm oder doch eher den passiven? Seltsamerweise konnte er sich beides vorstellen, weil sie auch beide Persönlichkeitsmerkmale aufwies.
    »Ihre Ente«, unterbrach die hübsche Kellnerin seine Gedanken, nachdem einige Minuten verstrichen waren, zwinkerte ihm sogar zu. War das ein Flirt? Er hatte im Augenblick kein Interesse. Schade, denn die Kleine war wirklich süß. Josh hatte in seiner Zeit vor Veronika nichts anbrennen lassen. Dann hatte er den Fehler seines Lebens begangen, den er gerade dabei war zu korrigieren, um besagte Freiheit zurückzuerlangen. Aber dieses Mädchen war es nicht wert, ein Risiko einzugehen, denn eine andere fesselte ihn viel mehr. Fesseln? Ob Frau Winter das gefiel? Offenbar spielten seine Hormone verrückt. Aber ja, er wollte sie zu gern fesseln, mit seiner Persönlichkeit, seinem Sexappeal. Er wollte ihren Körper an seinem spüren, herausfinden, wie sich ihre Haut anfühlte, wonach sie roch. Sie war im Bett gewiss genauso kratzbürstig wie im normalen Leben. Das gefiel ihm. Eine ebenbürtige Partnerin, die ihm Kontra bot.
    Tut mir leid, Carolin Winter, Sie sind selbst dran schuld, dass ich nur noch an Sie denken kann, dachte er. Und er würde nicht eher aufgeben, bis er sie da hatte, wo er sie haben wollte. Und das war in seinem Bett. Er lehnte sich genüsslich zurück, nahm noch einen Schluck Wein und entschied, dass Carolin Winter schon bald die Seine sein würde.

    »Du hättest mich wirklich wecken sollen«, beschwerte sich Andrea Lautenthal, als sie ihre Freundin Lena Gruber an der Bar des Lotos -Restaurants erspähte. »Ich hätte mir die Show gern mit dir angesehen.«
    »Sorry, Andrea, du hast so friedlich wie ein kleines Baby ausgesehen. Ich hab es nicht übers Herz gebracht, dich aus dem Schlaf zu reißen.«
    »Jetzt machst du dich auch noch über mich lustig?« Andrea konnte nicht darüber lachen.
    »Sei doch nicht so überempfindlich. Ich hab es nicht böse gemeint, okay?«
    Andrea nickte langsam, setzte sich zu der Freundin und bestellte sich eine Piña Colada.
    »Wie geht’s dir denn? Siehst ja schon deutlich besser aus«, stellte Lena fest.
    »Ich fühle mich auch viel besser. Dieser Dr. Meinhardt hat mir wahre Wundertropfen verschrieben. Ich merke den Seegang gar nicht mehr.« Direkt schade, dass sie so gut wirkten. Nun hatte sie keinen Grund, noch mal zu ihm zu gehen.
    »Das musst du doch den Doktor nicht wissen lassen.« Lena zwinkerte ihr zu. Hatte sie das gerade richtig verstanden? Schlug Lena vor, sie solle dem attraktiven Meinhardt weiterhin vorspielen, sie würde an der Seekrankheit leiden, damit er ihre Behandlung fortsetzte? Das war ziemlich durchtrieben. Aber irgendwie auch genial. Einer von Lenas typischen Einfällen, um dem Schicksal ein wenig auf die Sprünge zu helfen. Nur konnte sie das wirklich tun? Einen Arzt derart unverschämt anlügen? Und würde er es nicht merken, wenn sie simulierte?
    »Du musst schon ein bisschen nachhelfen, wenn du deinen Doktor erobern willst«, meinte Lena, als hätte sie ihre Gedanken gelesen.
    Andrea wollte Lena gerade erklären, dass sie durchaus bereit war, etwas für die Liebe zu tun, als ihre Freundin plötzlich ihren Barhocker zurückschob und in den Raum hineinstarrte, als hätte sie dort einen alten Bekannten entdeckt. Aber wen sollte sie schon auf der Sea Love kennen? »Das halte ich ja im Kopf nicht aus!«
    »Was ist los?«, fragte Andrea irritiert. Aber Lena gab ihr keine Antwort, sondern rauschte

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