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Das Lustschiff

Das Lustschiff

Titel: Das Lustschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Dirks
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blieb sie stehen und lauschte mit klopfendem Herzen dem Gespräch.
    »Einen Korb? Ihnen?« Der Barkeeper konnte es offenbar genauso wenig glauben wie Carolin und die Blondine selbst. Weshalb hatte Sullivan eine so hübsche Frau vor den Kopf gestoßen? Doch nicht ihretwegen? Carolin spürte, wie ihre Hände schweißnass wurden.
    »Tja, so sind die Männer. Sie wollen immer das, was sie nicht haben können.«
    »Nicht alle sind so«, säuselte der Barkeeper immerhin noch laut genug, so dass auch Carolin es verstehen konnte.
    Fest stand, Sullivan hatte die Chance auf schnellen Sex mit einer heißen Blondine gehabt und diese bewusst verstreichen lassen. Warum?
    Sie musste an das Gespräch mit Lena Gruber denken. Ihre Freundin hatte gleich gemerkt, dass ihr Sullivan gefiel. Carolin hatte das zunächst abgestritten, weil sie keine Beziehung mehr wollte. Nicht nach diesem Desaster mit ihrem Exfreund Daniel, der sie nach Strich und Faden belogen hatte. Doch nun merkte sie, dass ihre Freundin sie besser kannte als sie sich selbst und sie vom ersten Moment an durchschaut hatte. Sullivan gefiel ihr. Sehr sogar. Das hatte er von Anfang an getan, nur hatte Carolin es nicht einsehen wollen, sich sogar dagegen gesträubt. Das Erlebnis gerade eben hatte ihr die Augen geöffnet, wegen der Angst, ihn an eine andere zu verlieren.
    Aber was machte sie nun mit dieser Erkenntnis? Sollte sie es ihm sagen, ihm zeigen? Konnte sie das über sich bringen? Ihre Zurückhaltung stand ihr im Weg, wie immer. Und es war schwer, dagegen anzukämpfen. Aber das musste sie wohl, wenn sie Sullivan nicht verlieren wollte. Denn eins war klar, wenn sie ihm nicht bald ein Zeichen sandte, würde er sich anderweitig umsehen. Auswahl hatte er an Bord der Sea Love mehr als genug.

    Selten war ein Theatersaal an Bord eines Kreuzfahrtschiffs so voll wie an diesem Abend gewesen. Und Carolin hatte schon einige Bordveranstaltungen auf verschiedenen Luxuslinern erlebt.
    Kapitän Dorian Zeissner stand auf der Bühne, vor ihm ein Mikrophonständer, hinter ihm ein glitzernder Vorhang, der aus den Siebzigern stammen konnte. Die Luft war stickig, staute sich im Zuschauerraum, der mit kleinen runden Tischen ausgestattet war, auf denen Getränkekarten standen. Die Getränke waren eine der Haupteinnahmequellen. Für Carolin galten jedoch andere Regeln, da sie zur Crew gehörte. Für sie waren alle Getränke kostenlos.
    An diesem Abend saß sie allein an einem der hinteren Tische, wartete auf Lena und Andrea, mit denen sie hier verabredet war. Doch beide Frauen hatten sich bisher noch nicht blicken lassen.
    »Es ist mir eine besondere Freude und eine große Ehre, Ihnen heute Abend unseren Star zu präsentieren. Vielen ist ihr Name ein Begriff. Mit ihrer einzigartigen Stimme hat sie die Hitlisten der Welt bereits erobert. Und gewiss gelingt ihr das auch heute Abend mit Ihren Herzen. Begrüßen Sie mit mir gemeinsam Brigit Susette La Norma!« Dorian Zeissner klatschte in die Hände. Die Zuschauer fielen in den Applaus ein. Dann hob sich der Vorhang, und ein Spot fiel auf die schlanke, hochgewachsene Frau im Paillettenkleid, die nun geradezu über die Bühne schwebte. Die dunklen Locken waren zu einer wilden Mähne gestylt.
    »Bon soir, Mesdames et Messieurs«, hauchte die elfenhafte Gestalt ins Mikrophon, ihre Stimme war kaum zu hören, so zart klang sie. Dann jedoch schmetterte sie plötzlich los mit einem Volumen, das man dieser zierlichen Person niemals zugetraut hätte. Der Saal tobte. Die meisten Zuschauer kannten offenbar die Songs der Künstlerin. Carolin musste jedoch zugeben, dass ihr nicht einmal der Name dieser Sängerin geläufig war. Aber ihre Musik gefiel ihr.
    »Entschuldige bitte, ich habe es einfach nicht früher geschafft«, sagte Lena, die plötzlich neben ihr stand und sich schnell auf einen der beiden leeren Stühle sinken ließ. Sie strich sich rasch eine Strähne aus dem Gesicht und winkte dann dem Kellner zu, um etwas zu bestellen.
    »Wo ist denn Andrea? Nach deiner SMS dachte ich, wir wären heute Abend zu dritt?«
    »Du siehst ja richtig schick aus ohne die strenge Uniform«, bemerkte Lena, ohne auf ihre Frage einzugehen.
    »Ich bin nicht im Dienst«, erklärte Carolin und blickte an sich herunter. Sie trug im Gegensatz zu den meisten anwesenden Frauen kein Kleid, weil sie sich darin einfach nicht wohlfühlte. Doch zumindest waren ihre Bluse und die Hose einigermaßen figurbetont.
    »Die hat vielleicht eine Röhre«, bemerkte Lena begeistert und wippte

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