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Das Lustschiff

Das Lustschiff

Titel: Das Lustschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Dirks
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war, ehe sich ihre Wege wieder getrennt hatten.
    Auch den Tag über war es ihr gut gegangen. Andererseits hatte sie diesen kaum auf See verbracht, da sie wie die meisten Passagiere an Land gegangen war. Nachdem sie an Bord zurückgekehrt war, hatte sie noch ein wenig geschlafen. Seit dem Aufwachen ging es ihr allerdings wieder schlecht.
    »Hast du denn deine Tropfen genommen?«
    Andrea überlegte kurz und nickte. »Gestern Abend habe ich sie eingenommen und heute Morgen und am Mittag auch. Ich habe mich ganz an die Anweisungen des Doktors gehalten.«
    »Das darf doch nicht wahr sein«, jammerte Lena. »So hatte ich mir unseren Urlaub nicht vorgestellt.«
    »Du kannst doch auch ohne mich etwas unternehmen«, brachte Andrea gequält hervor.
    »So ein Unsinn. Ich hätte dann keine ruhige Minute. Außerdem, was wäre ich für eine Freundin, wenn ich mich auf dem Liebesdeck vergnügte, während du hier oben liegst und immer grüner im Gesicht wirst.«
    »Ich bin schon wieder grün?«
    »Ein wenig.«
    Das konnte ja heiter werden. »Tut mir leid, Lena. Es war keine Absicht.«
    »Aber das weiß ich doch, Schätzchen. Mach dir keine Gedanken. Ich bin nicht böse.« Sie streichelte Andreas Stirn.
    »Du fühlst dich ein bisschen heiß an. Es ist wohl besser, wenn ich dich zur Krankenstation bringe.«
    Andrea stimmte dem zu. Nicht, weil sie so große Sehnsucht nach Thomas Meinhardt verspürte – die hatte sie natürlich sowieso, sondern weil es ihr wirklich mehr als bescheiden ging. Doch kaum hatte sie sich aufgerichtet, erfasste sie erneut eine heftige Schwindelattacke, und sie ließ sich sofort zurück auf die Kissen sinken.
    »Ich fürchte, ich kann nicht aufstehen.«
    »Was?«
    »Es wird nur umso schlimmer. Du musst den Doc rufen.«
    »Wenn das ein Trick ist …«
    »Das ist kein Trick! Mir geht es wirklich schlecht.«
    Lena sah das offenbar ein, denn sie rief gleich bei der Station an. Wenige Augenblicke später klopfte es an der Tür, und Dr. Meinhardt trat ein. Als er Andrea sah, stürzte er gleich zu ihrem Bett, strich ihr über die Wange und lächelte sie zärtlich an.
    »Frau Gruber hat ja bereits angedeutet, dass es schlimm ist. Was machst du nur für Sachen?« Duzte er sie etwa ganz öffentlich? Auch wenn es Andrea noch so schlecht ging, über dieses kleine Detail freute sie sich enorm.
    »Ich weiß nicht, wie das passieren konnte. Ich dachte, ich wäre inzwischen seefest.«
    »So etwas passiert öfter, als man denkt. Nur die Ruhe.« Er schob ihr ein paar schweißnasse Haarsträhnen aus dem Gesicht. Wie sehr sie seine Berührungen genoss! Sie wünschte, er hätte sie einfach weiter gestreichelt, sie beruhigt, aber Dr. Meinhardt öffnete stattdessen seinen Arztkoffer und holte eine kleine Flasche heraus. »Dies ist ein anderes Medikament. Du nimmst davon jeden Morgen und jeden Abend jeweils zehn Tropfen. Dir wird es schnell besser gehen.«
    »Danke, Thomas.« Sie versuchte ein Lächeln, aber wahrscheinlich sah es schrecklich aus. Andrea spürte förmlich, wie sie immer grüner wurde.
    »Es wird alles gut«, versprach der Arzt, drückte sacht ihre Hand und erhob sich wieder. »Ich komme später noch mal vorbei, um nach dir zu sehen.« Und im nächsten Augenblick war er auch schon wieder verschwunden. Ein Arzt hatte es immer eilig.
    Lena organisierte einen Löffel und träufelte sogleich die ersten zehn Tropfen des Medikaments darauf. Dann schob sie ihn in Andreas Mund.
    Andrea leistete keinen Widerstand, auch wenn das Zeug ekelhaft schmeckte. Thomas hatte nicht zu viel versprochen, schon nach wenigen Minuten spürte sie eine Besserung. Aber dennoch wollte sie nichts riskieren, denn in ihrem Magen rumorte es immer noch.
    Lena setzte sich in den Sessel und blätterte in einem Magazin, das sie an Land gekauft hatte. Sie sprach fließend Englisch, und so hatte sie keine Probleme, die Artikel zu verstehen.
    »Du kannst ruhig rausgehen und die Sea Love unsicher machen«, sagte Andrea und zwinkerte ihrer Freundin zu. Sie wusste, wie gern Lena etwas unternahm. Sie musste immer unter Menschen sein. Und Andrea wollte sie gewiss nicht hier festhalten und in die Kabine sperren.
    »Ist das wirklich okay für dich?«
    »Natürlich, sonst würde ich es ja nicht vorschlagen.«
    Lena überlegte einen Moment und sprang dann gut gelaunt auf. »Na schön, dann gehe ich shoppen und etwas später schaue ich auf Deck Zero vorbei.«
    »Shoppen?« Wie gern würde sie mitkommen. Aber es war wohl vernünftiger hierzubleiben, sich noch etwas

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