Das Lustschiff
nach dir.«
Thomas erhob sich, ging durch die Kabine und hielt an der Tür noch einmal inne. »Ich habe diese … Untersuchung … sehr genossen.« Er zwinkerte ihr zu.
Das hatte sie auch! Es war die beste Untersuchung ihres Lebens gewesen. Sie lächelte. »Kommst du morgen wieder zu mir?«
»Versprochen.«
Na schön, solange konnte sie noch warten, Vorfreude war bekanntlich die schönste Freude. Thomas verabschiedete sich und ging, während Andrea anfing, die Sekunden bis zu ihrem Wiedersehen zu zählen.
Einen Tag später freute sich Carolin auf das Treffen mit Lena und Andrea im italienischen Restaurant Violina . Sie waren sich am Vormittag zufällig begegnet und hatten sich spontan für den Abend verabredet. Lena hatte es sich am Swimmingpool gemütlich gemacht gehabt, nachdem sie zuvor shoppen gewesen war. Und wie immer war sie von unzähligen Männern umgeben gewesen, die augenscheinliches Interesse an ihr bekundeten. So hatte Carolin Lena vor einigen Jahren kennengelernt, ebenfalls auf einer Kreuzfahrt. Lena war ein Magnet, der das starke Geschlecht magisch anzog. Die Männer spürten instinktiv, dass sie locker drauf war und zugleich einen reichen Erfahrungsschatz besaß, von dem auch sie zu profitieren hofften. An einer richtigen Beziehung war Lena jedoch nicht interessiert, das hatte sie schon damals betont, als sie sich zum ersten Mal begegnet waren. Genau genommen war es Carolin kaum anders gegangen, bis vor kurzem zumindest. Doch jetzt gab es einen Mann in ihrem Leben, der alles verändert hatte. Wie sich plötzlich eine Meinung ändern konnte. In Carolins Kopf herrschte großes Chaos. Sie war hin- und hergerissen zwischen ihrer Sehnsucht zu diesem aufregenden, außergewöhnlichen Mann und ihren alten Denkmustern, durch die sie sich lange Zeit abgeschottet, niemanden an sich herangelassen hatte. Jetzt saß sie in dem Restaurant und konnte an nichts anderes als an Josh Sullivan denken. Josh hatte das Gespenst ihres Exfreundes Daniel verscheucht.
»Guten Abend, werte Offizierin«, riss sie plötzlich eine vertraute Stimme aus ihren Gedanken.
Lena schob den Stuhl an ihrer Seite zurück und setzte sich zu ihr. Sie sah blendend aus. Ein knappes rotes Kleid schmiegte sich eng an ihren nahezu perfekt geformten Körper. Es betonte nicht nur ihre unerhört schlanke Taille, sondern aufgrund des tiefen Dekolletés hob es auch noch andere Attribute hervor.
»Wo ist denn Andrea?«, wunderte sich Carolin.
»Sie kommt gleich nach. Sie hatte einen kleinen Rückfall. Ihr war wieder schlecht.«
»Ach, herrje.« Das tat Carolin von Herzen leid. Zum Glück war sie nie seekrank geworden. Es hätte sie zwar nicht von ihrer Berufswahl abgehalten, doch diese zumindest erschwert. Nicht auszudenken, wenn sie einen anderen Beruf erlernt hätte und somit niemals Josh Sullivan begegnet wäre.
Carolin erschrak über ihre eigenen Gedanken. Dachte sie eigentlich auch mal an etwas anderes, oder beherrschte Josh ihre Gefühlswelt inzwischen vollständig? Immer wieder drängte sich sein Name in den Vordergrund.
Lena winkte ab. »Andrea geht es schon wieder viel besser. Ihr Lieblingsarzt hat ihr ein paar Wundertropfen verschrieben.«
In dem Moment tauchte Andrea auch schon auf. Auch sie trug ein hinreißendes Kleid, das ihre Vorzüge hervorhob und die kleineren Makel kaschierte. Carolin kam sich in ihrer legeren Hose und der einfachen Bluse ein wenig unweiblich vor. Unwillkürlich fragte sie sich, weshalb Josh sie eigentlich umgarnte. Es gab viele wunderschöne Frauen an Bord der Sea Love . Frauen, die nur an Bord gegangen waren, um ihren Spaß zu haben. Frauen, die um so vieles weiblicher waren und sich entsprechend zu kleiden wussten. Frauen wie Lena und Andrea …
»Hallo, ihr Lieben. Tut mir leid, dass ich mich verspätet habe. Ich habe mich noch ein wenig ausgeruht.« Andrea setzte sich zu ihnen.
»Ich hoffe, es geht dir schon besser«, erkundigte sich Carolin besorgt.
»O ja, viel besser. Aufgrund der einzigartigen Betreuung hier an Bord.« Sie kicherte.
Ob dies eine Anspielung auf den Schiffsarzt war? Carolin wollte lieber nicht weiter nachhaken. Ganz im Gegensatz zu Lena.
»Dr. Meinhardt ist wirklich ein besonders fürsorglicher Arzt.«
»Das kann man wohl sagen. Er scheut auch nicht vor ›Hausbesuchen‹ zurück.« Erneut kicherte Andrea. »Zumindest bei mir nicht, er kam sowohl gestern als auch heute, um mich zu versorgen. Wenn ihr versteht.«
Carolin versuchte das Thema zu wechseln. Es war ihr unangenehm,
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