Das Lustschiff
auszuruhen. Das sah ihre Freundin genauso.
»Schlaf noch ein bisschen, dann bist du bald wieder fit. Außerdem kommt nachher noch mal dein Doktor, um nach dir zu sehen. Und es wäre schade, wenn du dann gar nicht da wärst, oder?«
Da hatte Lena natürlich recht. Kaum dass die Freundin die gemeinsame Kabine verlassen hatte, überfiel sie Müdigkeit. Es konnte an der nachlassenden Anspannung liegen oder eine Nebenwirkung ihrer neuen Tropfen sein. Andrea versuchte vergeblich die Augen offen zu halten. Doch schon nach wenigen Minuten schlief sie ein. Es war ein erholsamer, angenehm tiefer Schlaf. Ein Gefühl, als würde sie jenseits von Zeit und Raum dahinschweben. Das war nicht unangenehm, ganz im Gegenteil. Es war ein Zustand tiefster Entspannung, der jedoch durch ein plötzliches Klopfen an der Kabinentür jäh unterbrochen wurde. Schlaftrunken rollte sich Andrea zur Seite und murmelte ein »Wer ist denn da?« in ihr Kissen.
Ob die Person es überhaupt gehört hatte oder aufgrund eigener Initiative die Tür öffnete und eintrat, wusste Andrea nicht zu sagen. Sie war jedenfalls viel zu müde, um zu reagieren. Erst als sie jemand sanft umdrehte und sie in die strahlenden Augen von Thomas Meinhardt blickte, schoss das Adrenalin durch ihren Körper. »Thomas?« War er wirklich hier, oder war das nur wieder ein Traum?
»Ssshhht«, machte er. Den Kittel hatte er abgelegt, stattdessen trug er Shorts und ein T-Shirt. Auch das stand ihm vortrefflich. Er war ein Mann, der zweifelsohne alles tragen konnte.
»Entschuldige, ich wollte dich nicht erschrecken.«
»Was machst du denn hier?«
»Ich habe doch versprochen, dich später noch mal zu besuchen.« Er lächelte. Was für ein schönes Lächeln das war! Es brachte ihr Herz zum Schmelzen.
Er setzte sich auf ihr Bett und musterte sie eindringlich. »Du siehst schon deutlich besser aus. Nicht mehr so …«
»Grün?«, fragte sie leise und lachte.
Er schmunzelte. »Die Tropfen schlagen an. Das ist gut. Dennoch solltest du dich noch ein wenig zurückhalten, den Kreislauf ganz langsam wieder auf Vordermann bringen. Mit dem Joggen ist es für die nächsten Tage erst mal vorbei.«
Es gab schlimmere Nachrichten. Doch sollte sie sich tatsächlich in jeder Hinsicht zurückhalten?
Mit einem Mal erwachte noch etwas ganz anderes in ihr. Beflügelt durch seine Anwesenheit, sein strahlendes Lächeln und diesen aufregenden Blick. Etwas, was auch mit körperlicher Ertüchtigung zu tun hatte. Ihr Bein berührte, natürlich rein zufällig, das seine, schmiegte sich an seinen Oberschenkel. »Soll ich wirklich auf jede Art von Sport verzichten?«
Thomas hob erstaunt eine Braue. Wusste er tatsächlich nicht, worauf sie anspielte?
»Besser wäre es schon«, sagte er unverblümt. »Eine Schonung von mindestens einer Woche sollte eingehalten werden. Die Tropfen regen zwar den Kreislauf an, aber muss man es ja nicht übertreiben.«
Andrea kicherte. Sie hätte nicht gedacht, dass Dr. Meinhardt derart auf der Leitung stehen würde, wenn sie eine, aus ihrer Sicht, doch recht eindeutige Anspielung machte. Er verlor sich in seinem medizinischen Fachjargon, erzählte von den Gefahren des Bluthochdrucks, eine der Nebenwirkungen der Tropfen, und wie man diese unter Kontrolle bekam. Fast hatte sie das Gefühl, er wollte sie damit ein wenig beeindrucken.
»Doktor«, sagte sie und räusperte sich. Erst da hielt er inne. »Ich frage noch mal, wirklich jede Art von Sport?« Ihr Bein rieb sich stärker an seinem. Da plötzlich weiteten sich seine Pupillen, und seine Wangen röteten sich merklich. Wie entzückend das bei einem Mann aussah!
»Nicht … jede Art …«, brachte er hervor.
Sie schob die Decke zur Seite und räkelte sich ein wenig. »Eine Massage würde mir jetzt richtig guttun«, sagte sie. »Oder ist auch etwas gegen Massagen einzuwenden, Herr Doktor?«
Andrea bemerkte vergnügt, dass er seinen Blick gar nicht von ihrem Bein lassen konnte.
»Wie? Was?«, fragte er gänzlich durcheinander.
Andrea legte sich auf den Bauch. Sie trug lediglich ein Nachthemd aus feinem, fast durchsichtigem Stoff. Sie hatte es extra für diese Reise erstanden, in der Absicht, es bei der richtigen Gelegenheit zum Einsatz zu bringen. Jetzt reckte sie dem Arzt den Po entgegen, seufzte verführerisch.
»Ich sagte, eine Massage wäre jetzt nicht schlecht. Dagegen ist doch nichts einzuwenden, aus medizinischer Sicht?«
Er beugte sich über sie, seine Hände berührten sanft ihre Schultern, kneteten diese ein
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