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Das Lustschiff

Das Lustschiff

Titel: Das Lustschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Dirks
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eingeteilt.«
    »Das ist doch schnell erledigt.«
    Carolin gefiel nicht, wie leichtfertig er von einer der wichtigsten Bordübungen sprach. Schließlich mussten die Passagiere unterrichtet werden, was im Notfall zu tun war. Das war nichts, was man nebenbei abhandelte.
    »Die Sea Love ist anders als die meisten Schiffe und ganz gewiss anders als jene, mit denen Sie zuvor gefahren sind. Da bin ich sicher«, meinte er.
    Carolin lachte. »Befürchten Sie etwa, dass ich mich verlaufe? Sie tun ja so, als wäre ich noch grün hinter den Ohren.« Sie war Ende dreißig. Er allerhöchstens Mitte zwanzig. Glaubte er wirklich, sie war auf seinen Erfahrungsreichtum angewiesen? Wahrscheinlicher war wohl, dass er seine Ankündigung gegenüber Manfred Fiedler wahr machen wollte. Carolin hatte jedoch nicht vor, sich auf irgendwelche schlüpfrigen Spielchen mit ihm oder sonst einem Kollegen einzulassen. Dafür war ihr ihre Zeit zu kostbar.
    »Gehen Sie lieber noch mal die Notfallübungen in Gedanken durch, bevor Sie diese mit unseren Gästen durchführen. Da tun Sie etwas für Ihr Geld.« Sie zwinkerte ihm zu.
    »Na, schön, wie Sie meinen, Frau Winter. Sollten Sie dennoch Fragen haben, dann wenden Sie sich bitte jederzeit vertrauensvoll an mich.«
    »Natürlich, das mache ich.«
    Endlich verschwand der lästige Kerl. Der Junge wurde schließlich nicht fürs Reden bezahlt. Nachdem die Passagiere und auch ihr Gepäck an Bord waren, verabschiedete sich die Sea Love unter lautem Getöse vom Hamburger Hafen. Wie es üblich war, eilten die Reiseteilnehmer zur Reling, um ihren Angehörigen zu winken, die in der Hansestadt zurückblieben. Nach Carolins erster Einschätzung handelte es sich diesmal um eine bunte Mischung an Gästen, die jedoch durchweg nicht allzu schlecht betucht waren. Ihr fiel auf, dass die Dekolletés der Damen etwas offenherziger waren, als sie es von anderen Fahrten gewöhnt war.
    Zur Besprechung fand sie sich kurze Zeit später auf der Brücke ein, während die Passagiere über die Lautsprecher zu den Sicherheitsübungen zu ihren Decks beordert wurden. An Bord herrschte organisiertes Chaos, aber das war kurz nach der Abreise normal. Carolin musterte ihre neuen Kollegen. Es handelte sich um äußerst ansehnliche Männer und Frauen, die alle sehr freundlich und aufgeschlossen waren. Es irritierte sie, von so besonders schönen Menschen umgeben zu sein. Und obwohl Carolin ein wenig die Rolle des hässlichen Entleins einnahm, fühlte sie sich wohl in dieser Crew und bereute es nicht, den Job kurzfristig angenommen zu haben.
    Kapitän Zeissner hielt eine kleine Ansprache, während sein Stellvertreter die Navigation übernahm, und reichte jedem Crewmitglied ein Sektglas. Doch für diejenigen, die ihre erste Schicht antraten, gab es lediglich Orangensaft. Carolin fand das sehr vernünftig und war froh, dass Zeissner in der Beziehung eine harte Linie fuhr. So kannte sie den Kapitän von früher. Verantwortungsbewusst durch und durch.
    Nachdem etwaige Fragen geklärt und alle sich aufeinander abgestimmt hatten, löste sich die Versammlung wieder auf, und Carolin wollte nun den längst überfälligen Rundgang durch das Schiff machen. Es ging ja nicht an, dass sich die Passagiere am Ende besser auf der Sea Love auskannten als sie selbst. Besonders neugierig machte sie dieses ominöse Deck Zero.
    Zunächst suchte sie jedoch das Bordhospital auf. Dies war einer der wichtigsten Anlaufpunkte, falls jemand sich verletzte oder an der Seekrankheit litt. Die Sea Love war standardmäßig ausgestattet, was den medizinischen Bereich betraf. Im Falle besonders schwerer Notfälle, von denen hoffentlich keiner auftrat, bestand auch die Möglichkeit, über Funk Kontakt mit dem Festland aufzunehmen. Ihr Ansprechpartner auf der Station war Dr. Thomas Meinhardt, der Schiffsarzt, sowie sein Kollege Dr. Ingo Wölter.
    Der nächste Weg führte sie zu den Sportanlagen auf dem Sonnendeck. Ein Bereich, der ihr persönlich besonders am Herzen lag. Neben einem Schwimmbad gab es auch einen Sportplatz mit kleiner Tribüne für die Passagiere, die lieber zusahen, wie andere Sport trieben, anstatt sich selbst zu verausgaben.
    Carolin suchte jedes einzelne Deck auf. Auf den Mitteldecks befanden sich zehn verschiedene Bordrestaurants. Vom Italiener bis zum asiatischen Gaumenschmaus war alles dabei.
    Deck Zero hob sie sich ganz bewusst bis zum Schluss auf. Es war das Deck, das sie am neugierigsten machte. Zumal in fast jedem Flur ein Schiffsplan aushing, der

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