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Das Lustschiff

Das Lustschiff

Titel: Das Lustschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Dirks
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Zusammenarbeit mit ihnen organisieren. Es war davon auszugehen, dass kein größerer Notfall während der Fahrt eintrat, aber der Atlantik war groß, und man durfte sich nie zu sehr auf sein Glück verlassen. Besser war es schon, alles einzukalkulieren. Sie legte sich ins Bett. Eigentlich hätte sie noch eine Nacht zu Hause verbringen können, aber das wollte sie gar nicht. Sie wollte sich mit der Sea Love vertraut machen. Jedes Schiff war anders. Jedes eine Welt, ein Abenteuer für sich. Und obwohl alles sehr aufregend und neu war, schlief sie doch ziemlich schnell ein.

    Der Wecker klingelte pünktlich, und Carolin schlüpfte, nachdem sie sich rasch geduscht hatte, in ihre Uniform, die sie als Crewmitglied der Sea Love auswies. Sie musterte sich kritisch im Schrankspiegel. Die Worte von Manfred Fiedler hallten in ihren Ohren nach. Als Eisblock hatte er sie bezeichnet. Ein wenig konnte sie ihn verstehen. Die Frau, die ihr aus dem Spiegel entgegenblickte, wirkte unnahbar und streng. Ihre Gesichtszüge waren eben, fast schon puppenhaft. Die etwas zu schmalen Lippen passten nicht zu dem ansonsten sehr weiblichen Gesicht. Ihre Augenfarbe war hell, erinnerte an sprühende Eisfunken. Der strenge Knoten, der ihre blonden Haare zusammenfasste, verstärkte die Wirkung noch. Ja, diese Frau konnte man mit einem Eisblock verwechseln. Aber das war nur Fassade, die sie zum Glück bisher immer hatte aufrechterhalten können. Daniel war es zu verdanken, dass diese Schutzmaßnahme überhaupt nötig war. Er hatte sie verändert, aus ihr eine gänzlich andere Person gemacht. Früher war sie fröhlich gewesen, offen auf andere zugegangen. Sie hatte gern gefeiert, das Leben genossen. Bis sie ihn mit einer anderen Frau in ihrem Bett erwischt hatte. Von einer Sekunde zur nächsten war die alte Carolin verschwunden, hatte aufgehört zu existieren. Aber das alles war Jahre her. Sie wollte nicht daran denken. Zumindest jetzt nicht, da die Zeit drängte. Carolin traf sich mit den Sicherheitsbeauftragten auf Deck 1 , wo die Besprechungen der Crewmitglieder stattfanden. Schon gestern, als sie in den Fahrstuhl gestiegen war, war ihr Deck Zero aufgefallen, das zwischen Deck A und Deck 1 lag. Ein 16 . Deck war äußerst ungewöhnlich. Bisher hatte sie noch kein Deck dieser Art gesehen, und sie fragte sich, was es mit diesem auf sich hatte.
    Die Sicherheitsbeauftragten erwarteten sie bereits. Carolin entdeckte Leonard Wagenstein und Manfred Fiedler unter ihnen. Jeder der Männer und Frauen ging noch einer zweiten Tätigkeit an Bord nach, der eine war Barkeeper, der andere Kellner. Vorrangig gehörten sie zum Personal. Viele waren jedoch vor allem im Erste-Hilfe-Bereich der Krankenstation entweder als Schwester oder Pfleger tätig. Ein kurzes Briefing genügte fürs Erste, mehr Zeit war nicht da, denn das Schiffshorn erklang bereits. Das Einschiffen hatte begonnen.
    »Auf gute Zusammenarbeit«, sagte Carolin und verabschiedete die Truppe, um die Passagiere, die über mehrere Gangways an Bord kamen, zu empfangen, mögliche Fragen zu beantworten oder Wertsachen in den Tresor zu schließen.
    Wie immer, wenn um sie herum Aufbruchsstimmung herrschte, schlug Carolins Herz doppelt so schnell, und Adrenalin pumpte ohne Unterlass durch ihren Körper. Jede Abfahrt symbolisierte den Beginn von etwas Neuem. Und irgendwie hoffte sie jedes Mal, dass sie nach der Reise als ein neuer Mensch zurückkehrte, der zufriedener und selbstbewusster war. Das mochte albern klingen, Carolin wusste das selbst. Dennoch war da diese Hoffnung in ihr, die sich nicht unterkriegen ließ.
    »Ach, da sind Sie ja, Frau Winter«, erklang eine männliche Stimme viel zu laut an ihrem Ohr. Verärgert drehte sie sich zu Leonard um. Offenbar war er bester Laune. Das konnte sie ihm nicht verdenken. Weshalb sollte es ihm anders ergehen als ihr? Die Abreise war immer einer der Höhepunkte jeder Kreuzfahrt. Das erste Mal trafen Crew und Gäste aufeinander. Überall stand Empfangspersonal, überprüfte die Personalien der Gäste, und Stewards erklärten den Passagieren den Weg zu ihren Kabinen.
    »Hallo, Leonard. Ich sehe, Sie sind voller Tatendrang.«
    »Das bin ich«, gab er zu. »Und ich wollte mein Versprechen bei Ihnen einlösen.«
    »Versprechen?«
    »Sie herumzuführen, Sie mit der Sea Love vertraut zu machen.«
    »Das ist sehr freundlich, Leonard, aber ich möchte Sie ungern von Ihrer Arbeit abhalten. Wenn ich mich recht erinnere, sind Sie für die Sicherheitsübungen

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