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Das Lustschiff

Das Lustschiff

Titel: Das Lustschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Dirks
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allzu unattraktiv aus. Ganz im Gegenteil. Aber sie war nicht auf der Suche nach einem Abenteuer. Und auf gelackte Kerle, die dazu noch so durchschaubar waren, verzichtete sie gern. Sie hatte sehr genau gehört, was er zu Fiedler gesagt hatte.
    »Wie wäre es, wenn Sie stattdessen wieder an Ihre Arbeit gingen?«
    »Von der komme ich doch gerade. Alles erledigt, Sie können zufrieden mit mir sein, Chefin. Alle Passagiere meines Zuständigkeitsbereichs sind über die Notfallmaßnahmen informiert, wissen, wo die Rettungsboote sind und was zu tun ist, wenn wider Erwarten Probleme auftreten.«
    »Fein. Gut gemacht.«
    »Nicht wahr?« Er grinste breit.
    »Und das war es? Kein Dienst im Tropico ?«
    »Die Bar öffnet erst am Abend.« Er zwinkerte ihr zu. Zu ärgerlich aber auch.
    »Was halten Sie davon, wenn wir uns hier ein bisschen die Zeit vertreiben?«, fragte er rundheraus und ging auf sie zu.
    »Noch einen Schritt näher und Sie bekommen eine saftige Ohrfeige von mir.«
    »Sie sind wirklich eine Spaßbremse.«
    »Das hier ist kein Spaß. Verschwinden wir, bevor wir noch bemerkt werden.« Sie wollte gewiss nicht wie eine Spannerin wirken.
    »Was ist denn schon dabei? Lassen Sie uns einen Blick riskieren. Die Passagiere wissen doch, wo sie hier sind.«
    Dazu fiel Carolin wirklich nichts mehr ein. Sie überlegte ernsthaft, Zeissner von diesem Vorfall zu berichten. Das Verhalten dieses Mannes war untragbar.
    »Ach, und wo sind wir hier?«, hakte sie nach, ohne mit ihrem Spott zurückzuhalten.
    »Auf der MS Sea Love , dem Lustschiff.«
    Lustschiff? Was sollte das bedeuten? Das lauter werdende Stöhnen aus dem Nebenzimmer gab ihr eine Ahnung. Sie schüttelte den Kopf. Das konnte doch nur ein Witz sein. Sie war kurzfristig für einen Kollegen eingesprungen, hatte geglaubt, auf einem ganz normalen Kreuzfahrtschiff zu arbeiten. Herrje, sie hatte ja nicht einmal gewusst, dass so etwas wie ein Lustschiff überhaupt existierte. Und wie sollte man sich das jetzt vorstellen? Kam jedes Pärchen hier herunter, um … sie konnte den Gedanken nicht einmal zu Ende bringen.
    »Sie machen Witze, oder? Sagen Sie mir, dass Sie nur Witze machen.«
    Leonard lachte. »Sie sollten Ihr Gesicht sehen, Frau Winter. Zu köstlich. Genau darauf hatte ich gehofft. Mit Ihrer entgleisten Mimik sehen Sie fast hübsch aus.«
    Sie eilte an ihm vorbei zum Lift. Das alles musste ein Irrtum sein. Leonard verstand etwas falsch. Oder war sie wirklich auf dem falschen Dampfer? Was sollte sie dann tun? Von Bord springen? Lachhaft! Das Schiff war längst ausgelaufen, viel zu weit weg von der Küste. Sicherlich gab es eine logische Erklärung für alles. So etwas wie ein Liebesdeck oder ein Lustschiff existierten nicht. Anderenfalls hätte sie doch längst davon gehört, sie war schließlich lange genug in der Branche tätig.
    Ohne Umwege lief sie zur Brücke, wo Kapitän Zeissner gerade den Kurs einstellte. In zwei Tagen würden sie in South Hampton anlegen, bevor sie mehr als sieben Tage auf hoher See verbringen würden.
    »Könnte ich Sie mal kurz sprechen?«, fragte Carolin atemlos. Zeissner merkte gleich, dass etwas mit ihr nicht stimmte, und nahm sie zur Seite, übergab das Kommando an den Ersten Offizier.
    »Was ist denn passiert, Frau Winter? Sie wirken so aufgelöst.«
    Das war sie auch! Dennoch versuchte sie Ruhe und Haltung zu bewahren. Sie war schließlich die Sicherheitsoffizierin an Bord und wollte keinesfalls wie ein ängstliches Mäuschen wirken.
    »Ich …« Was sollte sie ihm eigentlich sagen? Dass sie sich den Vertrag nicht richtig durchgelesen hatte, weil sie dachte, es wäre Standard? Dass sie blauäugig an Bord gegangen war, ohne zu ahnen, dass dieser Luxusliner seinen Passagieren einen besonderen Service anbot? Das wäre unprofessionell. Und das war es im Grunde genommen auch! Hätte sie sich richtig informiert, dann hätte es keine böse Überraschung gegeben. Jetzt musste sie mit der Situation klarkommen. Zurückschwimmen ging ja wohl schlecht. Außerdem brauchte sie den Job.
    Die Sorge in Zeissners Gesicht wuchs. »Sie werden mir doch hoffentlich nicht seekrank! Eine erfahrene Offizierin wie Sie!«
    Carolin lachte. Wenn es nur das wäre. Aber ihre Peinlichkeit war kaum zu übertreffen. Jeder an Bord, ob Mann oder Frau, ob Crewmitglied oder Passagier, hatte gewusst, dass er sich auf einem Lustschiff befand. Jeder, bis auf sie.
    »Nein, nein. Alles in Ordnung. Ich habe nur eine leichte Magenverstimmung. Nichts Ernstes«, log sie rasch.
    »Das

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