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Das Luxemburg-Komplott

Das Luxemburg-Komplott

Titel: Das Luxemburg-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian von Ditfurth
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deutschen Tscheka. Eine Regierungskommission untersucht einen konterrevolutionären Anschlag, dann kann sie doch gleich auch alle anderen Umtriebe des Feindes aufklären und durchkreuzen.«
    Dieser Gedanke überraschte Zacharias. Sollte er unfreiwillig zum ersten Leiter der deutschen Tscheka werden? War er es schon? Hatte jemand diesen Anschlag inszeniert, um die Gründung einer Geheimpolizei zu provozieren? Zacharias ordnete seine Erkenntnisse, es passte alles. Nun ergaben sogar die Morde einen Sinn. Denn wer würde nach einer Geheimpolizei rufen, wenn ein paar durchgedrehte Figuren in der Reichskanzlei ein bisschen Schabernack trieben?
    »Stecken Sie dahinter, Bronski?«
    »Hinter was?«
    »Dem Anschlag in der Reichskanzlei.«
    Bronski schaute ihn durchdringend an. »Natürlich nicht. Wollen Sie mich beleidigen?«
    Zacharias überlegte. Was würde er antworten an Bronskis Stelle, wenn er der Täter wäre?
    »Dieser Anschlag zeigt, dass die deutsche Revolution sich schützen muss, Genosse Zacharias. Haben Sie verlernt, was der Genosse Lenin uns gelehrt hat?«
    »Ich weiß nur, dass der Genosse Lenin mir gesagt hat, ich solle die Genossin Luxemburg schützen und berichten, was sie denkt. Und ich solle selbst entscheiden, mit welchen Mitteln und auf welchen Wegen ich meinen Auftrag erledige.« Er verkniff sich die Bemerkung, dass er Rosa auch gegen die Machenschaften Frieslands schützen werde. »Ich verspreche Ihnen, ich werde diesen Anschlag aufklären. Ich werde die Auftraggeber entlarven und festnehmen, egal woher sie kommen und welches Ziel sie hatten. So verstehe ich meinen Auftrag von Lenin.«
    Bronski klopfte zweimal mit der Faust auf den Tisch, leise, aber bestimmt, als wollte er applaudieren. »Nichts anderes erwarten wir von Ihnen. Versetzen Sie der Reaktion einen Schlag.«
    Will der mich auf den Arm nehmen, oder weiß er wirklich noch nicht, dass wir einen Genossen suchen? Zacharias überlegte fieberhaft. »Dann sollten Sie den Genossen Friesland anweisen, nicht mehr auf meiner Absetzung zu bestehen.«
    Bronski lächelte. Warum kommt mir dieser Mann immer schmutzig vor? Dann zeigte der seine braunen Zähne und sagte: »Aber Genosse Zacharias, wir können uns doch nicht in die Angelegenheiten einer befreundeten Partei einmischen.«
    Zacharias bedachte seine Lage. Offenbar gab es mehrere Drahtzieher. Friesland arbeitete gegen ihn, das war nicht zu übersehen. Aber vielleicht sollte der ihn nur unter Druck setzen? Womöglich hatte der Fuchs Dserschinski gesagt: Der Genosse Zacharias legt seinen Auftrag ein wenig eigenwillig aus. Auf Warnungen hört er nicht. Also zeigt ihm die Instrumente. Einen Beschluss der KPD-Zentrale kann nicht mal der Sturkopf Zacharias übergehen, und solch ein Beschluss bewirkt erst mal nichts, weil nur die Regierung diesen Burschen absetzen kann.
    Eine andere Variante wäre, dass in Moskau verschiedene Genossen an eigenen Drähten zogen. Grigori Sinowjew, dem Chef der neuen Kommunistischen Internationale, mochte es in Deutschland nicht schnell genug gehen. Zacharias hatte Sinowjew erlebt als Vorsitzenden des Petrograder Sowjets. Sinowjew war ungestüm, aufbrausend und wirkte gleichermaßen bedrohlich wie lächerlich mit seinen wirren Locken und der viel zu hohen Stimme in dem untersetzten Körper. Warum Lenin auf Sinowjew setzte, das würde ewig sein Geheimnis bleiben. Hatte der nicht gemeinsam mit Kamenew die Revolution nicht gewollt? Und so einer wird Chef der Weltrevolution? Wollte er den Makel nun tilgen, indem er sich von niemandem übertreffen ließ an revolutionärem Eifer?
    Sinowjew war ein Mordplan gegen Rosa schon zuzutrauen. Aber Lenin und Dserschinski, die sie gut kannten und verteidigten, mit denen sie im Grundsatz immer solidarisch war, auch wenn sie vor Fehlentwicklungen warnte? Noch immer hatte sie das Manuskript über die russische Revolution nicht veröffentlicht, weil, wie viele wussten, auch kritische Anmerkungen darin standen.
    Und Bronski nun, der dasaß, in seinem Ohr bohrte und Zacharias erwartungsvoll angrinste. Wem gehorchte er? »Genosse Bronski, bevor Sie nicht eine Legitimation vorlegen können, die Sie befugt, mir, sagen wir mal, Ratschläge zu geben, werde ich den Kontakt mit Ihnen nicht weiterpflegen. Ich hätte das schon früher beschließen müssen. Sie werden das gewiss verstehen, ich muss sichergehen, dass Sie sind, wer zu sein Sie behaupten. So sind die Regeln der Konspiration.«
    »Das haben Sie sich aber schön zurechtgelegt. Nur kommen Sie ein

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