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Das Luxemburg-Komplott

Das Luxemburg-Komplott

Titel: Das Luxemburg-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian von Ditfurth
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sagte der Mann. Müde Augen schauten aus einem grauen Gesicht. Am Kinn hatte er eine schmale Narbe wie von einem Messer oder Seitengewehr. Auf seiner schwarzen Jacke perlten Wassertropfen.
    »Was zu trinken, zu essen?«
    Der Mann winkte ab. »Gib dir keine Mühe.«
    »Gut, wie heißen Sie?«
    »Bärmann, Friedrich.«
    »Adresse?«
    »Dort, wo deine Leute mich verhaftet haben.«
    »Sie wohnen also mit dem Genossen zusammen, der in die ehemalige Reichskanzlei eingedrungen ist.«
    »Davon weiß ich nichts.«
    »Wie heißt dieser Genosse?«
    Bärmann zögerte, bohrte sich im Ohr und legte sich offenbar eine Verteidigungstaktik zurecht. Wenn er den Namen nicht nannte, machte er sich selbst verdächtig. Nannte er ihn, mochte er sich als Verräter fühlen. »Den will ich nicht nennen.«
    »Sie sind Genosse?«
    »Ich bin Spartakist«, sagte er stolz. »Vom ersten Tag an.«
    »Und deshalb decken Sie einen Anschlag auf die Genossin Luxemburg?«
    »Das ist doch Blödsinn.«
    Sie saßen sich lange schweigend gegenüber. Zacharias überlegte, wie er den Mann zum Sprechen bringen konnte. Gleich fiel ihm ein, wie sie es in der Tscheka gemacht hatten. Pistole an den Kopf, die Kinder bedrohen oder die Frau, Haus anzünden, schlagen, treten.
    »Wir haben in Lichtenberg gemeinsam unseren Kopf hingehalten, auch für die Genossin Luxemburg. Stimmt’s?«
    Bärmann blinzelte ihn an. Er nickte kaum wahrnehmbar.
    »Ich leite eine Untersuchungskommission, die nur einen Auftrag hat: den Anschlag auf die Genossin Luxemburg aufzuklären. Oder wie würden Sie das sonst nennen, wenn bewaffnete Männer in die Reichskanzlei eindringen und herumschießen. Es hat zwei Tote gegeben, Genosse, und einige Verletzte.«
    Bärmann blinzelte wieder, dann zeigte sich Verwunderung in seinem Gesicht.
    Zacharias fragte sich, ob Bärmann seine Lüge schluckte. Eigentlich wussten sie beide, dass es diesen Anschlag nicht gab. »Ich bin der persönliche Sekretär der Genossin Luxemburg. Wenn Sie wollen, fahren wir zu ihr. Damit Sie sehen, dass sie dieselben Fragen hat wie ich.«
    Bärmann riss die Augen auf. »Das würdest du tun?«
    »Gewiss.«
    »Dann fahren wir.«
    Zacharias ging zum Telefon und wählte die Nummer der KPD-Zentrale. Dort erhielt er die Auskunft, Luxemburg sei in der Reichskanzlei. Zacharias erwischte in der Reichskanzlei nur Jogiches. Dem schilderte er kurz, was er vorhatte, und Jogiches sagte, er solle kommen. Bis dahin sei die Genossin Luxemburg vielleicht schon aus der Sitzung heraus. Sonst müssten sie warten.
    »Kommen Sie«, sagte Zacharias zu Bärmann. »Die Genossin Luxemburg erwartet uns.«
    Zacharias entschied sich, Bärmann keine Handschellen anzulegen. Der Gefangene folgte ihm hinunter zur Pforte, wo Zacharias einen Wagen mit Fahrer forderte. Es dauerte nur wenige Minuten, bis der Wagen vorfuhr. Sie setzten sich auf die Rückbank des NSU, der Fahrer war ein kleingewachsener Mann mit Lockenkopf, darauf eine eng sitzende Ledermütze. Der Mann fuhr schnell, während der Fahrt sagte Bärmann kein Wort. Es arbeitete in ihm.
    Sie hatten Glück, Rosa saß in ihrem Dienstzimmer, als Jogiches die beiden hineinführte. Zacharias stellte Bärmann vor, Rosa lächelte ihn freundlich an und reichte ihm die Hand, als Bärmann berichtete, er sei in Lichtenberg dabei gewesen.
    »Nun, Genosse Bärmann, Sie wissen etwas über dieses Unternehmen in der Reichskanzlei?« fragte Rosa.
    Jogiches stand an der Tür und schaute gespannt zu.
    »Ich war nicht dabei, aber mein Mitbewohner, der Genosse …« Er schaute die Anwesenden nacheinander an.
    »Sie können uns den Namen ruhig verraten«, sagte Zacharias. »Ich verspreche Ihnen, wir tun dem Genossen nichts. Wir suchen nur die Drahtzieher.«
    »Und nicht die dummen Jungen, die auf sie hereingefallen sind«, sagte Rosa. Zacharias hatte sie nie freundlicher sprechen gehört.
    Bärmann schien etwas erleichtert zu sein.
    »Ich war ja nicht dabei, hab nur was gehört vom Gustav. Der hat erzählt, er habe den Auftrag bekommen, in der Reichskanzlei Rabatz zu machen. Der Genosse Liebknecht habe das angeordnet, er wolle damit erreichen, dass die Genossen dort besser aufpassen. Es war so eine Art Übung, hat der Gustav gesagt.«
    »Aber es sind Menschen erschossen worden.«
    »Na, es sollte echt aussehen. Man kann doch nicht herumschießen und überhaupt keinen treffen. Das glaubt einem doch keiner. In einer Revolution gibt es Opfer. Hat der Gustav gesagt.«
    »Hat der Justav denn auch gesagt, wo er sich verstecken

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