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Das Luxemburg-Komplott

Das Luxemburg-Komplott

Titel: Das Luxemburg-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian von Ditfurth
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Telefonhörer, wählte und befahl Kramer zu sich. Als der erschien, sagte Zacharias: »Lohmeier, Sie sind festgenommen. Sie stehen unter dem Verdacht der schweren Körperverletzung im Amt. Sie können Ihre Lage verbessern, wenn Sie gestehen und Komplizen nennen.« Er schaute Lohmeier scharf an. Aber der schwieg. Vielleicht bist du doch nicht so feige, wie ich geglaubt habe, dachte Zacharias. Aber ein Gewaltmensch, das bist du. Und solange ich noch an diesem Schreibtisch sitze, werde ich mich mühen, dass du bestraft wirst für das, was du Tibulski angetan hast, und für das, was du früher verbrochen hast.
    Aber warum hat der sich das getraut? Es kann doch nur einen Grund haben. Er ahnt oder weiß, dass ich bald abberufen werde von diesem Posten. Dass er mich bald nicht mehr fürchten muss. Und deshalb packt er nicht aus. Er glaubt, ich mache es nicht mehr lange, und dann kommt er zum Zug und die anderen Kriminalisten, die jedem Herrn dienen, der sie nährt.
    »Sie irren sich, Lohmeier. Sie werden das hier nicht überstehen ohne Strafe. Und wenn ich ganz persönlich dafür sorgen muss. Es war mir zuwider, Sie und diese anderen käuflichen Figuren hier zu beschäftigen, aber ich gebe zu, wir haben Sie gebraucht. Nicht Ihre Moral, denn so etwas kennen Sie nicht, aber Ihre kriminalistischen Fähigkeiten. Doch glauben Sie keinen Augenblick, ich hätte vergessen, wer und was Sie sind. Und was Sie mit unsereinem getrieben haben.« Während er es sagte, wuchsen die Zweifel in ihm, ob er sein Versprechen würde halten können. Er schickte Tibulski mit einem Begleiter, mehr Beschützer als Bewacher, ins Krankenhaus, ließ Lohmeier abführen und überlegte, ob er die anderen Kriminalisten auch verhaften sollte. Er ging in deren Zimmer, wo Gennat und Dunkelbier gerade miteinander sprachen.
    »Hat sich einer von Ihnen an der Misshandlung des Gefangenen Tibulski beteiligt?«
    Er schaute sie wechselweise an. Dunkelbier wurde bleich, Gennat gab sich gleichmütig.
    »Eine Antwort, meine Herren. Und wenn es die Wahrheit sein sollte, um so besser!« brüllte er.
    »Nein«, sagte Dunkelbier.
    »Nein«, sagte Gennat.
    Zacharias wusste, sie logen. Er glaubte es jedenfalls in ihren Stimmen gehört zu haben.
    »Aber Sie haben davon gewusst.« Er mühte sich, es ruhig festzustellen.
    Die beiden widersprachen nicht. Zacharias bildete sich ein, Dunkelbier habe leicht genickt.
    Dann streckte Gennat den krummen Rücken. »Wir haben hinterher davon gehört.«
    »Haben Sie denn auch gehört, wer sich an der Misshandlung beteiligte?«
    Gennat schüttelte den Kopf.
    »Packen Sie Ihre Sachen, Sie sind entlassen.« Wenigstens das konnte er noch tun. Aber wahrscheinlich würden diese Gestalten wieder eingesetzt, sobald bekannt wurde, dass Zacharias geflohen war. Er kehrte zurück in sein Dienstzimmer und schrieb eine Notiz an Däumig, in der er die Entlassungen begründete und um Zustimmung bat. Dann telefonierte er nach einem Boten, der die Notiz zu Däumig bringen sollte.
    Als der Bote den Umschlag abgeholt hatte, stellte sich Zacharias ans Fenster und beobachtete das Treiben auf dem Alexanderplatz. Bald würde er diesen Blick nicht mehr genießen können. Von oben sahen die Menschen friedlich aus, wenn man den Blick wegschwenkte von der mit Sandsäcken und Stahlplatten gesicherten MG-Stellung vor dem Eingang. Er sah den Menschen nicht an, dass sie hungerten und froren. Der Hunger ist der Feind der Revolution. Sie hatten die alte Welt zerschlagen, aber die neue war nicht erstanden aus den Ruinen der alten.
    Unter dem stahlblauen Himmel waren die Konturen scharf. Die Sonne warf kurze Schatten. Er beobachtete ein Paar, das gemächlich über den Platz schlenderte und sich vielleicht stritt, jedenfalls gestikulierte sie heftig, er mühte sich, sie zu beruhigen. Sie trug einen Hut mit einer Feder, er eine Melone. Ihr Mantelkragen war mit Pelz besetzt. Sie fielen auf unter den Menschen auf dem Platz, von denen die meisten abgerissene Kleidung trugen. Eine Straßenbahn rollte quietschend zur Haltestelle.
    Dann setzte er sich auf seinen Stuhl, lehnte sich zurück, schloss die Augen und überlegte, wie die Flucht gelingen könnte.
    Nach einiger Zeit griff er zum Telefon. Im Büro von Däumig hob ein unbekannter Genosse ab. Der hörte sich an, dass Zacharias Geleitschutz anforderte für eine Reise der Genossin Luxemburg.
    »Wann?«
    »Wahrscheinlich übermorgen.«
    »Geht’s genauer?«
    »Noch nicht.«
    »Und Sie wollen auch mit?«
    »Noch gehöre ich zum

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