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Das Luxemburg-Komplott

Das Luxemburg-Komplott

Titel: Das Luxemburg-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian von Ditfurth
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Stab der Genossin Luxemburg.«
    »Aber Sie sind doch Leiter der Untersuchungskommission, da müssen Sie am Platz bleiben.« Das hatte noch niemand von ihm verlangt, nicht einmal Däumig. »Das müssen Sie schon mir überlassen und dem Genossen Däumig.«
    Der andere schnaufte, dann sagte er: »Den Entlassungen stimmen wir nicht zu.«
    Zacharias staunte, wie schnell der Mann seine Notiz an Däumig bekommen hatte. »Wie bitte?«
    »Ich glaube, Sie haben mich verstanden. Wir stimmen den Entlassungen nicht zu. Wir brauchen diese Leute. Was Sie als Grund anführen, ist doch eine Kleinigkeit, jedenfalls gemessen an den Aufgaben, vor denen unsere Sicherheitsorgane stehen. Wo gehobelt wird, fallen Späne.« Er lachte bemüht.
    »Ich finde nicht, dass eine Gefangenenmisshandlung eine Kleinigkeit ist, gemessen an was auch immer, zumal, wenn es sich um einen Unschuldigen handelt.«
    »Diskutieren Sie das mit dem Genossen Däumig«, sagte der Mann kalt. Es klang, als hätte Däumig die Sache bereits entschieden. Und überhaupt solle man sich mit solchen Kinkerlitzchen nicht aufhalten, wo es doch um die Sache ging.
    Dann klickte es, der Mann hatte aufgelegt.
    Zacharias stand wieder auf, er ging im Zimmer umher. Ob es einen Plan gab hinter der Entwicklung, das wusste er nicht, und er würde es nie erfahren. Aber alles lief darauf hinaus, dass Rosas Gegner die Oberhand bekamen. Nach und nach würden ihre Anhänger verdrängt, und sie selbst sollte ermordet werden. Die Ratlosigkeit über den Weg der Revolution und die wachsende Zerrüttung trieb den Bolschewiken auch jene zu, die zweifelten. Friesland und Pieck hatten einfache Antworten auf die Fragen, die alle Revolutionäre quälten. Und sie verwiesen auf das russische Beispiel. Seht, Genossen, dort geht es, die Bolschewiki behaupten die Macht, Lenin hat ausgearbeitet, wie wir siegen und den Sieg sichern können. Die Internationale wird Lenins Lehre überall hintragen, überall in der Welt werden kommunistische Parteien nach russischem Vorbild die Macht erobern. Luxemburg, das wird dann der Name sein für eine kurze, dereinst überschätzte, aber doch heroische Episode des Klassenkampfs. Für das, was das Proletariat überwinden muss, um zu siegen.
    Er rief Mathilde Jacob an, Rosas Freundin und Sekretärin, und bat sie, Rosa möge auf dem Geleitschutz bestehen. Er bezweifle, ob seine Bemühung ausreiche. Sie möge zusehen, dass sie so bald wie möglich abreisten.
    Ob ich verrückt werde? Aber ich habe das Gefühl, dass ein Netz sich zusammenzieht. Vielleicht wissen die anderen längst, was wir planen?
    Lass dich nicht ins Bockshorn jagen. Beschäftige sie. Mach ihnen Feuer unterm Hintern. Noch bist du Leiter der Untersuchungskommission, noch ist sie nicht aufgelöst, noch kannst du die anderen ablenken. Du sollst den Anschlag in der Reichskanzlei aufklären. Vielleicht hat der Überfall doch einen anderen Grund, das kannst du doch behaupten. Musst du dazu nicht herausfinden, wer für den Anschlag in Dahlem verantwortlich ist? Könnten es nicht dieselben Hintermänner sein?
    Wer ist das schwächste Glied in der Kette? Pieck nicht, der ist so gewissenlos wie gerissen. Aber Sonja. Wenn er sie allein erwischte, vielleicht gelang es ihm, sie in die Enge zu treiben. Du warst gerade vor ihrem Haus, um sie zu beobachten, dann bist du abgezogen wie ein Trottel, und nun kehrst du wieder zurück. Das nennt man Planung, geniale Planung. Er lachte trocken, dann musste er husten.
    Das Telefon klingelte, es war Mathilde Jacob. »Morgen«, sagte sie. »Um sieben Uhr fahren wir los. Treffpunkt Reichskanzlei. Ich rufe gleich bei Däumig an und bestätige die Anforderung eines Geleitschutzes.«
    Morgen also.
    Er war nie in der Schweiz gewesen, hatte nur eine I dee von Behäbigkeit und Reichtum. Sie gefiel ihm, das war so etwas wie das Gegenteil von dem Leben, das er seit Kriegsbeginn führte.
    Bis morgen aber konnte er noch etwas erledigen. Sonja aufsuchen, packen. Zacharias steckte die Mauser in den Gürtel und verließ das Präsidium. Er fuhr zu Sonjas Haus und setzte sich wieder in die Gaststätte. Der Wirt begrüßte ihn mürrisch. Zacharias überlegte, wie er es anstellen sollte. Dann sah er Bronski. Der ging zum Haus, öffnete die Tür und verschwand im Flur.
    Zacharias zahlte und rannte über die Straße, fast hätte ihn ein Laster überfahren. Der hupte wütend. Aber da hatte Zacharias längst die Tür erreicht und konnte aus den Fenstern nicht mehr gesehen werden. Er stieg leise die Treppe

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