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Das Luxemburg-Komplott

Das Luxemburg-Komplott

Titel: Das Luxemburg-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian von Ditfurth
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Popen. Alle, die als Feinde verdächtigt werden oder als Spione oder als Gerüchtemacher. Das hatte Lenin in Telegrammen gefordert. Wie im Blutrausch, so kam es Zacharias jetzt vor.
    Er musste raus. Ein eisiger Wind blies durch die Straßen, am Himmel kündigte sich schwarzblau Schnee an. Zacharias schlug den Mantelkragen hoch. Er ging an der Kneipe vorbei, in der er früher Bier für den Vater geholt hatte. Etwas zog ihn zum Eingang, aber vor der Tür kehrte er um. Am Nachmittag würde er Retzlaw aufsuchen, den Kontaktmann zu Radek. Radek würde ihm sagen können, wie er Jogiches treffen konnte. Und der wiederum wusste, wo Rosa war. Die Partei war verboten, und jeder Funktionär, den die Freikorps fingen, war fast schon tot. Das würde auch für Zacharias gelten, sobald er in der Partei mitarbeitete. Er spürte keine Angst, die mochte später kommen.
    Weiter hinten lag die Schule. Er erinnerte sich an den alten Lehrer Paulus, der die Kinder mit seinem Stock auf die Handflächen schlug, wenn sie schwatzten oder seine Fragen nicht beantworten konnten. Gegenüber der Schule war früher ein Bäcker. Als Zacharias sich dem Haus näherte, sah er, dass die Fenster leer waren, auch der Laden war geschlossen. Über der Tür stand noch »Feinbäcker Adam«. Vielleicht war Adam im Krieg geblieben oder pleite.
    Zacharias schlenderte durch das Viertel, bis er vor dem Haus stand, in dem Margarete mit ihren Eltern wohnte oder gewohnt hatte. Er zog am Türknauf, es war abgeschlossen. Er überlegte, ob er klopfen sollte. Er ging an der Tür vorbei, dann drehte er wieder um. Seine Hand zitterte, als er klopfte. Drinnen rührte sich nichts. Er klopfte kräftiger und wartete. Niemand öffnete. Er trat ein paar Schritte zurück. Ein lautes Tröten ließ ihn erschrecken. Er sprang auf den Bürgersteig, ein Auto knatterte an ihm vorbei. Der Fahrer rief ihm irgend etwas zu. Der Grimasse nach zu urteilen, nichts Freundliches.
    Zacharias betrachtete das Haus. Im ersten Stock hatten sie gewohnt. Es sah aus wie früher. Dunkelblaue Vorhänge, die Fenster waren sauber. Er war erleichtert und wunderte sich darüber. Das besagte doch nichts. Schon gar nicht, ob Margarete dort noch wohnte. Und wenn sie dort wohnte, was würde sie sagen, wenn sie ihn sah?
    Er lief weiter. Plötzlich kam eine Streife um die Ecke. Sie waren zu viert und trugen Stahlhelme, im Gürtel steckten Stielhandgranaten, über der Schulter hingen bei dreien Karabiner, einer hatte eine Pistolentasche am Gürtel über dem Mantel. Irgendwer rief ihnen etwas nach aus der Straße, woher die Soldaten kamen. Zacharias blieb stehen. Jetzt meldete sich die Angst. Weitergehen, sagte er zu sich. Immer weitergehen. Die Soldaten kamen auf ihn zu. Dann standen sie wenige Meter vor ihm, und einer rief: »Kommen Sie mal her!« Er winkte mit dem Finger. Die anderen nahmen die Gewehre von der Schulter und stellten sie mit dem Kolben auf die Straße. Langsam ging Zacharias zu den Soldaten.
    »Können Sie sich ausweisen?« fragte der Soldat ohne Gewehr.
    Zacharias nickte, zog sein Soldbuch aus der Innentasche des Mantels und hielt es dem Soldaten hin. Der schaute ihn neugierig an, dann richtete er seine Augen auf das Soldbuch, nahm es und blätterte darin. Er ließ sich Zeit. Zacharias zwang sich, ruhig zu bleiben. Bloß kein Schweiß auf der Stirn und keine zitternden Hände. Er überlegte, wo er die Hände unterbringen sollte. Er steckte sie in die Manteltasche, da richtete ein Soldat das Gewehr auf ihn. »Nichts da!« sagte er.
    Zacharias zog die Hände aus den Taschen und legte sie auf den Rücken. Der Streifenführer blätterte und überlegte. »Sie waren in Russland. Seit wann sind Sie wieder hier?«
    Sag die Wahrheit, dann kannst du dir nicht widersprechen. »Seit gestern.«
    »Was? Seit gestern?«
    »Kriegsgefangenschaft«, sagte Zacharias.
    »So lange? Das gibt’s doch nicht. Die Bolschewisten mussten doch alle freilassen nach dem Friedensvertrag.«
    »Haben sie aber nicht.« Er hätte auch sagen können, es seien viele freiwillig dort geblieben, um die Revolution zu unterstützen. Aber dann hätten sie ihn verhaftet oder erschossen. Andere kehrten nicht heim, weil sie fürchteten, an der Westfront eingesetzt zu werden. Außerdem waren die Russen nicht in der Lage, Hunderttausende von Kriegsgefangenen rasch nach Hause zu befördern. Es fehlte an Lokomotiven, an Wagen, an Kohle und Brennholz, und die Wege in den Westen waren unsicher.
    »Bei den Bolschewisten waren Sie also, diesen

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