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Das Luxemburg-Komplott

Das Luxemburg-Komplott

Titel: Das Luxemburg-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian von Ditfurth
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seinen Auftrag nicht aus, dann würden die Russen ihn womöglich auffliegen lassen oder als Verräter verfolgen. Ließen sie ihn auffliegen, war die Gefahr groß, dass die Polizei ihn ergriff, zumal die Spartakisten ihn dann auch fallen ließen. In Teufels Küche lebte es sich komfortabler. Und was war mit Margarete? Und Sonja? Nichts in seinem Leben war eindeutig.
    Es klopfte an der Tür. Ein Kopf schaute herein. Zacharias kannte den Bärtigen nicht. »Es gibt was zu essen, Genosse Zacharias. Unten, in der Küche.«
    Zacharias folgte dem Mann in die Küche. Da saßen drei weitere Männer. Zacharias hatte auch sie noch nie gesehen. An der Wand lehnten Gewehre. Einer der Männer hatte neben seinen Teller einen Revolver gelegt.
    »Irgendwann finden sie uns hier«, sagte der mit dem Revolver.
    »Glaub ich nicht. Dazu sind die zu dumm«, sagte ein anderer. Er schmatzte laut und schlürfte ein Glas Bier.
    Zacharias setzte sich auf den einzigen freien Stuhl und nahm eine Schnitte vom Teller in der Mitte des Tischs. Sie war dünn bestrichen mit Margarine. Als er hineinbiss, spürte er den Hunger.
    »Und wenn der Schöngeist, dem der Protzpalast gehört, uns verpfeift?«
    »Dann würde er sich selbst verpfeifen. Außerdem gondelt der durch Venedig. Wenn er wüsste, dass nicht nur Rosa hier lebt, sondern auch Jogiches und wir, vielleicht würde er es sich anders überlegen.«
    Der Mann mit dem Revolver wischte sich mit dem Ärmel den Mund ab, dann lachte er. »Wir können es sowieso nicht ändern.« Er wandte sich an Zacharias. »Kannst du mit so was umgehen?« Er zeigte auf den Revolver.
    Zacharias nickte.
    »Warst im Krieg?«
    Zacharias nickte.
    »Kannst wohl nicht sprechen?«
    Zacharias lächelte unsicher. »Doch, doch!«
    »Welch Wohllaut in unserer Stube! Er kann sprechen!«
    Die Männer am Tisch lachten.
    »Jogiches sagt, du bist unser Neuer.«
    »Hoffentlich«, sagte Zacharias.
    Die Männer lachten wieder.
    »Na, wirst das Maul schon noch aufkriegen«, sagte der mit dem Revolver. »Komm mal mit.« Er stand auf.
    Zacharias erhob sich zögernd.
    »Na komm schon!«
    Zacharias folgte dem Mann, der ging durch einen Flur zu einer Tür, die in den Keller führte. Sie stiegen die Treppe hinunter und betraten einen Kellerraum. Hier hingen, lagen und standen Waffen. »Ich heiße Manfred.« Er reichte ihm die Hand.
    Zacharias nahm sie und sagte: »Sebastian.«
    »Gut, Sebastian, such dir was aus.«
    Zacharias betrachtete das Arsenal, dann entschied er sich für eine Mauserpistole C 96, bei der das Magazin vor dem Abzug lag. Sie war zuverlässig, er kannte sie vom Heer und aus Russland. Auch bei der Tscheka hatte er diese Waffe benutzt. Da stand plötzlich der alte Mann vor seinem inneren Auge, er flehte um sein Leben, bevor Zacharias ihm in den Kopf schoss. Der Bauer hatte Getreide versteckt und es bis zuletzt geleugnet. Als Zacharias ihn getötet hatte, warf sich die Bäuerin vor seine Füße. Er möge wenigstens die Kinder leben lassen. Dann führte sie ihn zum Versteck. Danach lieferten alle Bauern des Dorfs Getreide und Fleisch ab. Schaposchin lobte Zacharias für seine Tat vor versammelter Mannschaft. »Er hat Leben gerettet im Kampf gegen den Hunger«, sagte der Leiter der Tscheka im Wolgagebiet. Über den getöteten Bauern sagte er nichts.
    »Na, bist wohl erstarrt vor Ehrfurcht«, sagte Manfred.
    »Nein, mir ist nur was eingefallen.«
    »Scheint nicht sonderlich lustig zu sein, was dir da eingefallen ist.«
    Zacharias antwortete nicht, sondern nahm sich zwei Schachteln aus einem Stapel mit Neun-Millimeter-Patronen.
    »Das reicht für den nächsten Bürgerkrieg«, sagte Manfred.
    »Das reicht für eine Ausstellung der Polizei über die Mordpläne von Spartakus«, erwiderte Zacharias. »Warum ist das Waffenlager im Keller des wichtigsten Verstecks der Partei? Man darf nicht konzentrieren, was man schützen will. Wir brauchen viele kleine Verstecke, für Menschen und für Waffen.«
    Manfred blickte Zacharias neugierig an. »Du beschäftigst dich mit solchen Dingen nicht zum ersten Mal.«
    »Das sieht doch ein Blinder«, sagte Zacharias.
    »Ja, ja«, sagte Manfred.
    Zacharias steckte die Mauser in den Hosenbund, die sperrige Waffe drückte. Sie gingen zurück in die Küche. Die anderen waren weg. »Wir sind fünf, mit dir sechs. Zwei sind immer auf Posten.«
    Zacharias stellte sich vor, wie er nach einem Polizeiüberfall Lohmeier vorgestellt würde. Ein Albtraum. Jetzt plagt dich nicht allein deine Vergangenheit, sondern auch

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