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Das Luxemburg-Komplott

Das Luxemburg-Komplott

Titel: Das Luxemburg-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian von Ditfurth
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Außerdem muss ich dann nicht mit der Gewerkschaft verhandeln, eine für Sekretäre gibt es nicht.«
    »Einverstanden.« Zacharias schaute sich immer wieder um. Er wusste, sie witzelte, weil sie Angst hatte. Und die Gewerkschaftsführer hatte sie schon vor dem Krieg gehasst. Es gibt schlechtere Methoden, mit Angst umzugehen. Er beschleunigte seinen Schritt. Die Schulter brannte höllisch, die Hand schmerzte auch.
    Am Thielplatz waren drei Droschken. Die Fahrer standen beisammen an einer Mauer und rauchten. »Warten Sie hier«, sagte Zacharias. »Die dürfen Sie nicht erkennen.« Er ging zu den Fahrern und fragte, wer an der Reihe sei. Ein kleiner Fetter mit Schnurrbart und Lederkappe sog kräftig den Rauch seiner Zigarette ein, dann warf er sie auf den Boden. »Icke«, sagte er. Er ging zur ersten Droschke in der Reihe und setzte sich hinters Steuer. Zacharias kehrte zurück zu seinen Begleitern und sagte: »Wo finden Sie Unterschlupf?«
    »Kaiser-Friedrich-Straße 36.«
    »Dann lassen wir uns zur Potsdamer Straße fahren und laufen den Rest.« Gut, dass er die Ecke kannte.
    Zacharias ging voraus und verwickelte den Fahrer in ein Gespräch, während Jogiches und Rosa sich auf die Rückbank setzten. Dann nahm Zacharias Platz auf dem Beifahrersitz. »Charlottenburg, Potsdamer Straße.«
    »Jut«, sagte der Fahrer. Er steckte sich eine Zigarette an und fuhr los.
    Zacharias überwand sich und redete auf der Fahrt durch die Nacht fast pausenlos mit dem Fahrer. Du musst ihn beschäftigen. Er darf Rosa nicht erkennen. Wenn er sie erkennt, musst du ihn womöglich töten. Rede, rede, rede. Als sie bei den Aussichten für den kommenden Sommer waren, fragte der Fahrer: »Hausnummer?«
    »24«, sagte Zacharias aufs Geratewohl.
    Der Fahrer fuhr langsam und versuchte, Nummern an den Hausfassaden zu erkennen. »Verflucht dunkel. Nicht mal Geld für ordentliche Straßenlaternen hat das Deutsche Reich. Zu Kaisers Zeiten war das anders.«
    Zacharias pflichtete ihm bei.
    Dann hielt die Droschke. »Das müsste die Num mer 24 sein.« Er schaute auf den Taxameter. »Macht zwei Mark siebzig. Schimpfen Sie nicht auf mich, sondern auf diese Regierung. Seit die dran ist, ist unser Geld nichts mehr wert.«
    Zacharias gab ihm drei Mark, der Fahrer zählte das Wechselgeld ab. Währenddessen stiegen Rosa und Jogiches aus. Draußen drehten sie der Droschke den Rücken zu. Zacharias stellte sich zu ihnen und wartete, bis das Taxi abgefahren war.
    »Hat er Verdacht geschöpft?« fragte Jogiches.
    »Nein, ich glaube nicht.«
    Zacharias behielt die Umgebung im Auge, während sie zur Kaiser-Friedrich-Straße liefen.
    »Nicht weit von hier haben sie mich verhaftet«, sagte Rosa. »Hoffentlich kein schlechtes Omen.«
    »An so was glaube ich nicht. Und nach Wilmersdorf ist es schon noch ein Stück«, entgegnete Jogiches.
    »Ich weiß.«
    Das Haus hatte keine Außenklingeln, und die Tür war abgeschlossen. Jogiches fluchte. »Gehen Sie ein Stück weiter«, sagte Zacharias. »Welches Fenster?«
    »Weiß ich nicht«, sagte Jogiches.
    »Scheiße«, sagte Zacharias. »Der Name?«
    »Wollitz.«
    »Was ist der von Beruf?«
    »Keine Ahnung.«
    Als Rosa und Jogiches aus den Fenstern des Hauses nicht mehr gesehen werden konnten, suchte Zacharias ein paar Steine und entschied sich für die Fenster links, im ersten Stock. Er warf einen Stein gegen eine Scheibe. Es klickte, der Stein fiel zurück auf die Straße. Zacharias wartete einige Sekunden. Als sich nichts tat, warf er den nächsten Stein. Er wartete wieder, dann sah er Licht. Ein Mann schaute hinunter, Zacharias winkte. Der Mann sah ihn offenbar nicht im Dunkeln und verschwand vom Fenster. Wütend warf Zacharias einen dritten Stein gegen das Fenster. Es klirrte. Zacharias erschrak, hoffentlich hatte er die Fensterscheibe nicht zerstört. Der Mann erschien wieder am Fenster, und diesmal öffnete er es. »Sind Sie verrückt?« rief er.
    »Entschuldigung, ich suche Herrn Wollitz. Es ist dringend. Eine Familienangelegenheit, es geht um Leben oder Tod.«
    »Ich bin nicht Wollitz.«
    »Könnten Sie bitte bei ihm klopfen?«
    »Der wird jubeln. Wissen Sie eigentlich, wieviel Uhr es ist?«
    »Ja, tut mir leid.«
    »Na, wenn es sein muss. Ich versuche, Wollitz wach zu kriegen.«
    Der Mann brummelte noch etwas und verschwand dann vom Fenster.
    Zacharias wartete. Er schaute sich um, entdeckte aber keine Gefahr. Ein Automobil knatterte die Straße entlang, Zacharias blickte ihm nach, bis er die Rücklichter nicht mehr

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