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Das Luxemburg-Komplott

Das Luxemburg-Komplott

Titel: Das Luxemburg-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian von Ditfurth
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sich die Finger der rechten Hand verbrannt.
    Das Licht war aus. Zacharias öffnete vorsichtig die Tür. Auch draußen herrschte Dunkelheit. Irgendeiner unten fluchte laut. »Sie schießen nur, wenn ich es sage!« herrschte Zacharias Jogiches an. »Folgen Sie mir.«
    Zacharias trat ins Treppenhaus, die Mauser im Anschlag. Rosa und Jogiches folgten. Sie schlichen langsam die Treppe hinunter. Wieder hörten sie einen Fluch. »Welches Arschloch hat den Strom abgedreht?«
    Auf dem vorletzten Treppenabsatz blieb Zacharias stehen und streckte die Hand nach hinten. Er spürte Jogiches. »Bücken Sie sich, keine Bewegung«, flüsterte Zacharias. Seine Augen gewöhnten sich an die Dunkelheit. Die Hand schmerzte, trotzdem hielt er den Pistolenknauf fest. »Auf meinen Befehl rennen Sie aus dem Haus! Keine Sekunde früher. Ich werde brüllen: Sie sind oben! Dann laufen Sie um Ihr Leben. Links die Straße hinunter, die erste Straße links hinein. Dann schlendern Sie wie Spaziergänger. Haken Sie sich ein. Ich hole Sie ein. Es wird jetzt krachen, nicht erschrecken!«
    An der gegenüberliegenden Wand des Empfangsraums erkannte Zacharias die Umrisse eines Soldaten. Leise stieg er die Treppe hinunter und schlich zum Eingang. Er drückte die Tür vorsichtig auf und sah den Rücken eines Soldaten. Er trat lautlos hinter ihn, schaute sich um, sah sonst niemanden und drückte dem Mann den Hals zu. Der wehrte sich, dann wurde er schwach und sackte zusammen.
    Er ließ den Mann liegen und schlich zurück ins Haus. Der Soldat, dessen Umrisse er erkannt hatte, hatte sich nicht bewegt. Er zielte auf den Körper und drückte ab. Der Schuss donnerte durchs Haus. Der Körper sackte zusammen, dann begann der Mann zu schreien und zu stöhnen. Zacharias versteckte sich hinter dem Sofa. Er schaute an der Lehne vorbei in den Raum. Zwei Soldaten näherten sich dem Verwundeten. Er legte auf den ersten an und rief: »Achtung, Kamerad!« Dann knallte der Schuss, sofort danach ein zweiter. Ein Ächzen.
    »Was ist los?« schrie einer irgendwoher.
    »Seid ihr wahnsinnig? Wir schießen uns gegenseitig ab, Kameraden! Feuer einstellen!« brüllte Zacharias.
    Aus der Küche kamen weitere Soldaten, die Gewehre im Anschlag.
    »Was ist hier los?« brüllte eine Befehlsstimme.
    »Sie sind oben!« schrie Zacharias. Er kroch ein Stück weiter und eröffnete das Feuer auf die Gruppe. Er hörte es trappeln, endlich schlug die Tür. Zacharias schoss das Magazin leer, zwei oder drei Soldaten erwiderten das Feuer.
    Zacharias rannte aus dem Haus. Ein Schuss, plötzlich brannte es scharf an der Schulter. Er rannte weiter. An der ersten Querstraße lief er links hinunter. Ein gutes Stück vor ihm ging das Paar, es war kaum zu erkennen in der Dunkelheit. Die Straßenlaternen brannten nicht.
    Als er näher kam, sah er Rosa leicht hinken. Aber vielleicht sah er es nur, weil er wusste, dass sie ein Bein nachzog. Sie hatten sich an seine Weisungen gehalten.
    Er holte sie ein und verlangsamte seinen Schritt. Er zog die Mauser aus dem Hosenbund, fasste in die Jackettasche, holte die erste Patrone heraus und drückte sie von oben ins Magazin. Als er die Pistole geladen hatte, steckte er sie wieder in den Bund und knöpfte das Jackett zu. Er fror und fluchte innerlich, er hatte seinen Mantel liegenlassen.
    »Was jetzt?« fragte Jogiches.
    »Eine Droschke zu einem weiter entfernten Bahnhof. Dann den Zug zum nächsten Quartier. Sie haben doch ein Ausweichquartier?«
    »Ja, ja«, sagte Jogiches.
    »Wo?«
    »In Charlottenburg.«
    »Nicht schlecht, dann sind wir wenigstens die Berliner Polizei los.«
    »Was ist mit den anderen?« fragte Rosa.
    »Tot oder verhaftet«, sagte Zacharias.
    Sie liefen schweigend weiter.
    »Wohin gehen wir?« fragte Jogiches nach einer Weile.
    »Zum Thielplatz. Dort nehmen wir eine Droschke.«
    »Sollen wir Pieck anrufen?« fragte Rosa.
    »Niemanden. Jetzt Verbindung aufzunehmen wäre zu gefährlich. Vielleicht sitzt bei Pieck die Polizei.«
    »Der würde uns nie verraten«, sagte Jogiches. Er atmete schwer.
    »Bestimmt nicht, aber das ist jetzt egal«, sagte Zacharias.
    »Wenn Sie noch Leibwächter werden wollen, ich stelle Sie ein«, sagte Rosa. Sie lachte kurz. »Über Lohn und Arbeitszeit verhandle ich mit der Gewerkschaft. Gibt’s da eine für Leibwächter?« Sie lachte noch einmal, heller als sonst, es lag Angst darin. »Aber da fällt mir was Besseres ein. Sie werden mein Sekretär, das klingt doch vornehmer. Lesen und schreiben werden Sie ja können.

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