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Das Luxemburg-Komplott

Das Luxemburg-Komplott

Titel: Das Luxemburg-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian von Ditfurth
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sah. Dann quietschte die Tür, ein Mann trat heraus. Er schaute Zacharias böse, aber auch neugierig an. »Und was ist nun so lebenswichtig?«
    Zacharias flüsterte: »Sie sind Herr Wollitz?«
    »Ja.«
    »Rosa Luxemburg.«
    Der Mann kriegte große Augen. »Ist sie hier?« Er sprach nun ebenfalls leise.
    »Ja.«
    »Gut, sie kann kommen.«
    »Ist das Treppenhaus leer?«
    »Ja. Ich gehe voraus. Aber seien Sie trotzdem leise. Ich will keinen Ärger mit den Nachbarn. Wenn Sie mich sprechen hören, rennen Sie wieder hinaus.«
    Zacharias ging zu Rosa und Jogiches. »Kommen Sie.«
    Die beiden folgten Zacharias, der zur Haustür eilte. Er öffnete die Tür und schaute ins Treppenhaus. Es war unbeleuchtet. Oben knarrte es, das musste Wollitz sein. Zacharias ging voraus, die beiden anderen folgten. Im dritten Stock stand eine Wohnungstür offen.
    »Warten Sie.« Zacharias betrat die Wohnung, auch sie war dunkel. Hinten erkannte er einen Schemen. »Herr Wollitz?«
    »Ja, kommen Sie rein. Schnell.«
    Zacharias führte Rosa und Jogiches in die Wohnung. Als die Wohnungstür geschlossen war, entzündete Wollitz eine Petroleumlampe. »Kommen Sie in die gute Stube.«
    Zacharias ging voraus und zog im Wohnzimmer die Vorhänge zu. Rosa setzte sich neben Jogiches aufs Sofa, Wollitz auf einen Sessel, Zacharias auf den anderen. Eine Vitrine stand an der Wand, das Licht der Lampe spiegelte sich im Glas. Zacharias fühlte sich, als wäre er erfroren.
    »Sie sind ja verletzt«, sagte Wollitz. »Blut an der Schulter. Soll ich das mal anschauen? Ich war Sanitäter im Feld.«
    »Machen Sie zuerst Feuer«, sagte Zacharias. »Wenn Sie wollen, dass ich diese Nacht überlebe.«
    Rosa lachte wie ein Mädchen.
    Wollitz beschäftigte sich mit dem Ofen in der Ecke. Bald loderte ein Feuer, es roch nach Papierqualm. Wollitz schloss die Klappe. »Lange wird’s nicht brennen. Ziehen Sie mal die Jacke aus.«
    Zacharias zog das Jackett aus.
    Wollitz hielt die Lampe und pfiff leise durch die Zähne. »Sieht aus wie ein Streifschuss. Tut weh, ist aber nicht schlimm. Jod drauf, und in ein paar Tagen ist die Schulter wie neu.«
    Er verließ den Raum und kehrte nach kurzer Zeit zurück mit einer Tasche. Der entnahm er ein Fläschchen und Watte. Er tröpfelte eine braune Flüssigkeit aus der Flasche auf die Watte und drückte diese auf die Wunde.
    Zacharias zischte, es brannte höllisch.
    »Ja, das tut weh«, sagte Wollitz. »Sonst würde es nicht helfen.« Dann drückte er Mull auf die Wunde und wickelte einen Verband um die Schulter, von dem Zacharias gleich wusste, dass er verrutschen würde.
    »Wie lange wollen Sie bleiben?« fragte Wollitz. Er hielt inne. »Bleiben Sie so lange, wie Sie wollen. Es ist mir eine Ehre, eine große Ehre, die Vorkämpferin …«
    »O bitte, lassen Sie es. Ich gehöre zur Gattung der Normalsterblichen. Ich bin Ihre Genossin und Ihnen zu großem Dank verpflichtet. Wenn die Ebert-Soldateska uns erwischt, sind wir tot. Der Genosse hier« – sie deutete auf Zacharias – »hat uns gerade aus einer eigentlich ausweglosen Lage gerettet. Und nun riskieren Sie für uns Ihre Freiheit oder vielleicht mehr …«
    Zacharias unterbrach. »Verzeihung, aber wir müssen einige wichtige Dinge besprechen. Erstens, wer betritt die Wohnung außer Ihnen, Genosse Wollitz?«
    »Niemand.«
    »Keine Familie?«
    »Meine Frau ist letzten Winter gestorben, Tuberkulose.«
    Zacharias schluckte. »Tut mir leid.«
    »Ja«, sagte Wollitz. Er guckte traurig und knetete seine Glatze.
    »Hatten Sie zuletzt mit der Polizei zu tun?«
    »Nein. Noch nie. Halt, doch, vor dem Krieg …«
    »Das ist egal«, sagte Zacharias. »Aber Sie müssen sich jetzt aus allem heraushalten. Sie dürfen nicht auffallen. Sie dürfen niemanden in die Wohnung einladen. Wenn Sie nach Hause kommen, schließen Sie die Wohnungstür auf, dann wieder ab und wieder auf. So höre ich, dass Sie es sind.«
    »Kann er die Verbindung zu Pieck aufnehmen?« fragte Rosa.
    »Erstens wissen wir nicht, wo Pieck ist. Seine Wohnung wird bestimmt überwacht.« Zacharias dachte an seinen Besuch bei Retzlaws Mutter. »Zweitens sollten wir hier mit polizeibekannten Genossen nicht verkehren.«
    »Genosse Zacharias, wir können aber nicht nur abtauchen. Wir sind Revolutionäre. Wir brauchen den Kontakt zu Pieck, der kann Artikel für die Rote Fahne weiterleiten.« Man hörte ihr die Erschöpfung an.
    »Erst Sicherheit, dann Aktion«, sagte Jogiches. »Zacharias hat recht.«
    »Ihr solltet mal die Klippschule für

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