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Das Luzifer Evangelium

Das Luzifer Evangelium

Titel: Das Luzifer Evangelium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Egeland
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beeindruckt. Wir haben es eben in den Nachrichten gehört. Das hätte ich Ihnen nicht zugetraut.«
    »Was?«
    »Dass Sie zum Mörder werden.«
    »Ist er tot?«
    »Sein Leben war nicht mehr zu retten. Der Blutverlust, wissen Sie. Der menschliche Körper ist zerbrechlich. Er ist nicht dafür geschaffen, von Kugeln durchlöchert zu werden.«
    Giovanni fühlte sich leer, versuchte, das Gehörte nicht an sich ranzulassen. Noch nicht. Nicht bevor Silvana gerettet war. Trotzdem … ich habe einen Menschen getötet. Ich bin ein Verbrecher. Ein Mörder.
    »Sie werden von der Polizei gesucht. Aber das wissen Sie sicher.«
    »Ich wollte ihn nicht erschießen. Das war ein Unfall.«
    »Sparen Sie sich Ihre Entschuldigungen für den Richter.«
    Sie fuhren auf einen Parkplatz.
    »Also, was machen wir?«, fragte der Großmeister.
    »Ich bekomme Silvana, Sie das Manuskript.«
    »Ich gestehe, dass ich Sie nicht für dumm halte, Professor. Ich hatte nur gehofft, Sie würden auch mir diesen Respekt erweisen.«
    »In einer Sache können Sie sich sicher sein: Wenn die Polizei mich observieren würde, hätte sie mich längst festgenommen.«
    Draußen auf der Straße fuhr ein Polizeimotorrad mit Sirenen vorbei.
    »Ich schlage Folgendes vor«, sagte Giovanni. »Wir fahren jetzt und holen Silvana. Sie sind ohnehin in der Überzahl. Mit Silvana im Auto holen wir dann gemeinsam das Manuskript.«
    Die zwei vorn im Wagen wechselten Blicke. Der Großmeister nickte.
    »Einverstanden. Aber lassen Sie mich unterstreichen, dass wir sowohl Sie als auch Ihre Tochter bei der geringsten Unregelmäßigkeit töten werden. Haben Sie die Warnung verstanden?«
    »Natürlich. Das Einzige, was für mich von Bedeutung ist, ist Silvana. Sobald ich sehe, dass sie unverletzt ist, werde ich Sie zum Manuskript führen.«
    Der Großmeister warf dem Fahrer einen Blick zu. Als hätten sie diese Möglichkeit bereits erwogen, diskutiert und vorbereitet, dachte Giovanni beunruhigt.

X : Der Bibelcode
    OXFORD
15. JUNI 2009
    1
    Das Handschriftenlabor von The Lucifer Project war in einem bescheidenen Backsteingebäude neben einem Park am Rand des Universitätsgeländes in Oxford untergebracht. Ich war gerädert und müde von der Fahrt von Windsor hierher, als CC von der ruhigen Straße abbog und vor einem niedrigen Gebäude parkte, das wie eine aufgepeppte Trafostation aussah. Schmale Fenster, eigentlich nur Schlitze, hoch oben an der Fassade. Ein hässlicher Stacheldrahtzaun trennte einen Bereich mit Lüftungsrohren an der Seite des Gebäudes ab. Die Eingangstür war aus Stahl.
    Ein Summer gewährte uns den Zutritt in eine Rezeption mit sage und schreibe zwei Sicherheitsschleusen, von wo aus wir mit dem Fahrstuhl ins dritte Kellergeschoss fuhren. Dort erwartete uns die Forschungsleiterin des Handschriftenlabors, Dr. Alice Gordon, vor ihrem Büro. Ich schätzte sie auf Anfang vierzig. »Auch wenn Sie mich nicht kennen, weiß ich doch viel über Sie«, sagte sie, als wir uns die Hände schüttelten.
    »Alice hat viel Erfahrung mit alten Handschriften«, erklärte CC . »Sie hat mit allem gearbeitet, was Rang und Namen hat, von den Qumran-Schriftrollen und der Nag-Hammadi-Bibliothek bis zum Judas-Evangelium.«
    Dr. Gordon führte uns durch einen Flur in ein leeres Auditorium, das sich zwei weitere Etagen nach unten neigte. CC und ich suchten uns einen Platz in der Mitte des Saals. Die Klappsitze waren weich und bequem, wie in einem luxuriösen Kino. Dr. Gordon dimmte das Licht, ehe sie das Podium betrat, wo automatisch eine große Leinwand heruntergefahren wurde.
    »Carl Collins hat mich gebeten, Ihnen eine kurze Einführung in unsere Arbeit im Handschriftenlabor und in die Hypothese zu geben, an der wir hier arbeiten. Es ist übrigens das erste Mal, dass wir einem Außenstehenden Einblick in unsere Forschung gewähren.«
    Ein Projektor warf ein Bild von Luzifers Evangelium auf die Leinwand, aber nicht von dem Teil, der sich in meinem Besitz befand.
    »Das Titelblatt von Teil eins des Textes, den wir als Luzifers Evangelium bezeichnen. Auch wenn die Handschrift auf den ersten Blick wie ein beliebiger vorchristlicher Text aussieht, unterscheidet sie sich markant von ähnlich alten Schriften. Der akkadische Text in der linken Spalte handelt, grob vereinfacht, vom Leben eines Ausländers in Babylon.«
    »Ein Jude im Exil?«
    Dr. Gordon schüttelte den Kopf. »Er hatte eine weite Reise hinter sich, als er sich schließlich in seiner neuen Wahlheimat niederließ und über die

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