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Das Luzifer Evangelium

Das Luzifer Evangelium

Titel: Das Luzifer Evangelium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Egeland
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fragte ich erneut. Sie war so gesprächig wie ein Stein. Vielleicht hörte sie schlecht? Ich sprach lauter. »Dirk van Rijsewijk?«
    Ich glaubte Trotz in ihrem Blick aufblitzen zu sehen.
    »Ich komme in Zusammenhang mit Luzifers Evangelium .«
    Sie zuckte zusammen, als hätte ich meinen Arm durch den Türspalt geschoben und sie geschlagen. Ein paar Passanten warfen mir befremdete Blicke zu. Das Sightseeing-Boot hinter uns nahm Geschwindigkeit auf.
    Sie knallte die Tür zu.
    Verdutzt blieb ich auf der Treppe stehen und starrte auf die geschlossene Tür. Ich kam mir vor wie ein unwillkommener Hausierer, ein aufdringlicher Missionar, ein abgewiesener Verehrer. Ich schrieb meinen Namen und meine Handynummer auf die Visitenkarte des Hotels, in dem ich wohnte, das Ambassade Hotel an der Herengracht. Gospel of Luzifer schrieb ich an den oberen Rand der Visitenkarte, ehe ich sie in den Briefkastenschlitz steckte.
    2
    Noch immer sprachlos und verdutzt über den unfreundlichen Empfang schlenderte ich über die Kanäle in Richtung Hafen. Aus den halb vollen Coffeeshops strömte der Duft süßer Träume. Ich ging in ein Internetcafé und rief meine Mails ab. Hinterher setzte ich mich draußen an einen Tisch und bestellte ein Pils, das ich im Sonnenschein genoss, während ich mir die vorbeispazierenden Frauen anguckte.
    Keine von ihnen würdigte mich eines Blickes.
    Ich kann nicht behaupten, ein Casanova zu sein. Frauen machen mir, ehrlich gesagt, ein wenig Angst. Nicht, dass ich sie nicht mögen würde. Aber sie sind so intensiv. Verlieben sie sich in einen, wollen sie ihn mit Haut und Haar. Und erwarten umgekehrt das Gleiche. Sie überschütten denjenigen mit Zärtlichkeiten und Liebe, wollen im Kino Hand halten, ihn besitzen und mit ihm zu IKEA fahren.
    Die Frauen, die sich mit mir einlassen – Gott weiß, was sie an mir finden –, tun das mehr aus Mitleid als aus Leidenschaft. Sie machen das Licht aus, bevor sie Sex mit mir haben, damit sie sich vorstellen können, ich wäre ein anderer. Meine längste Beziehung hat vier Monate gedauert. Es ist nicht ganz einfach, mit mir zusammenzuleben. Manche Menschen sind für das Alleinsein geschaffen. Keine meiner Affären hat das direkt ausgesprochen, aber sie fanden mich vermutlich schon recht sonderbar. Eigenartig. Es geht um mehr als nur darum, wie man die Zahnpastatube ausdrückt. Ich war schon immer ein Außenseiter. Nicht, weil mich die Gemeinschaft ausgeschlossen hätte, sondern weil ich dort zu Hause bin. Draußen. Ich war derjenige, der alleine über den Schulhof spazierte, der sich vor jedem Sporttag gruselte, und der übrig blieb, wenn die Alphamännchen die Fußballmannschaften wählten. Ich will nicht alles auf meinen Albinismus schieben. Oder auf meine Kurzsichtigkeit. Oder die Nerven. Ich will mich einfach nur nicht aufdrängen, wenn ich nicht erwünscht bin.
    Ich trank mein Pils aus, begab mich zurück in mein Hotel und legte mich aufs Bett, während ich darüber nachsann, wie ich an Dirk van Rijsewijk herankommen konnte.
    3
    » Meneer Beltø? Herr Bjørn Beltø?«
    Die Stimme eines alten Mannes, erschöpft und kraftlos.
    Ich presste das Handy ans Ohr, um ihn besser zu verstehen. »Ja, am Apparat?«
    » Goedemiddag «, schnarrte er auf Niederländisch, ehe er auf Englisch umschaltete. »Mein Name ist Dirk van Rijsewijk.«
    Ich richtete mich auf dem Bett auf. »Wie schön, dass Sie sich melden.«
    »Ich vermute, Sie sind der Bjørn Beltø, über den ich in archäologischen Zusammenhängen gelesen habe?«
    »Das bin ich.«
    » Goed . Dachte ich es mir doch. Entschuldigen Sie bitte den etwas brüsken Empfang. Sie ist übertrieben besorgt und misstrauisch gegenüber Fremden. Es kommen viele sehr sonderbare Gestalten an unsere Tür. Sie meint es nur gut. Aber trotzdem. Ich muss mich für sie entschuldigen. Hin und wieder geht sie zu weit.«
    »Machen Sie sich deswegen keine Gedanken.«
    »Auf der Visitenkarte haben Sie Luzifers Evangelium erwähnt. Das war eine kleine Überraschung. Es ist lange her, dass ich das letzte Mal etwas darüber gehört habe.«
    »Sie kennen die Handschrift?«
    » Natuurlijk . Bis zu einem gewissen Grad.«
    »Das dachte ich mir.«
    »Hängt Ihr Besuch etwa mit den Morden an Christian Keiser, Taras Koroljov und der armen kleinen Marie-Élise Monnier zusammen?«
    »Sie sind besser informiert als die Polizei, van Rijsewijk.«
    »Und habe ich es richtig verstanden, dass Sie im Besitz einer Version … der Handschrift sind?«
    »Möglicherweise. Ich

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