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Das Luzifer Evangelium

Das Luzifer Evangelium

Titel: Das Luzifer Evangelium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Egeland
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Experte!«
    »Er muss extrem belesen sein?«
    »Gebildet. Klug.«
    Aber ein uralter Ehemann und ein verwelkter Liebhaber, dachte ich.
    »Was fehlt ihm?«
    »Lungenkrebs.«
    Nicht nur alt, auch noch todkrank …
    Sie blätterte ihren Notizblock um. »Genug von mir! Erzählen Sie! Von sich!«
    Ich erzählte von meiner Kindheit in dem Märchenschloss in Grefsen in Oslo, über meine Jugend als Albino in einer Nachbarschaft schöner und angepasster Menschen, die mir, sicher unbeabsichtigt, ständig das Gefühl gaben, nicht dazuzugehören. Ich war die Missgeburt der Nachbarschaft, über die die Kinder herfallen konnten, sobald die Erwachsenen wegschauten. Das seltsame Wesen, das, wie die Nachbarfrauen ihren Gästen sanftmütig lächelnd versichern konnten, voll zurechnungsfähig und nicht im Mindesten zurückgeblieben war. Ich erzählte ihr von meinem Vater, der von einer Felswand in den Tod gestürzt war, und von meiner Mutter, die danach den besten Freund meines Vaters geheiratet hatte. Monique erfuhr alles. Selbst die Aufenthalte in der Nervenklinik vertraute ich ihr an. Ich berichtete ihr von den Ereignissen um den Fund des alten Goldschreins Shrine of Sacred Secrets und von dem Spektakel um den Wikingerkönig Olav den Heiligen und die Mumie des ägyptischen Kronprinzen Djehutymos, dem die Nachwelt den Namen Moses gab. Ich stolperte immer wieder über die wunderlichsten Dinge. Während ich fast fünfzehn Minuten ununterbrochen redete, stützte Monique die Ellenbogen auf den Tisch und legte ihr Kinn auf die verschränkten Finger. Ich genoss ihr unverhohlenes Interesse und die bewundernde Aufmerksamkeit. Leider kam irgendwann der Kellner mit unseren Tellern und unterbrach die Vorstellung. Nach dem Essen blieben wir noch sitzen und unterhielten uns, zufrieden und satt, bis die Weinflasche leer war. Dann schlenderten wir zurück zum Hotel. Zwar nicht Hand in Hand, aber immerhin Schulter an Schulter. Der Wein hatte mich in Hochstimmung versetzt und ein klein wenig scharf auf Monique gemacht. Ich hätte schrecklich gern meinen Arm um ihre Schulter gelegt und war fast sicher, dass sie mich nicht zurückgewiesen hätte. Aber ich tat es nicht. Bjørn, der schüchterne Feigling. Ihr todkranker Mann lief die ganze Zeit als unsichtbarer Anstandswauwau neben uns her. Ich hätte ihn mit dem Kopfkissen ersticken sollen, als ich die Gelegenheit dazu hatte! Ich stellte mir vor, wie sich ihre Hand anfühlte, wenn sie über mein Rückgrat strich und über der Hüfte liegen blieb. Ihre warme Hand mit den spitzen roten Nägeln … Wir gingen langsam, als wollten wir diesen Augenblick beide so lange wie möglich auskosten. Aber vielleicht lag es auch an ihren hochhackigen Schuhen. In der schwülen, blauen Dunkelheit zogen Autos und Spaziergänger wie Schatten aus einer anderen Dimension an uns vorbei, während in meiner Welt nur Monique und ich existierten. Und meine Sehnsucht, sie an mich zu pressen und mir von ihr Hieroglyphen der Wollust in den Rücken ritzen zu lassen. Als wir vor unseren Zimmern stehen blieben, hoffte ich, sie würde mit zu mir kommen; ohne Worte, wie die selbstverständlichste Sache der Welt. Aber natürlich kam sie nicht mit. » Goede nacht !«, schrieb sie auf Niederländisch und gab mir einen hastigen Kuss auf die Wange. Und einen kurzen, kaum messbaren Augenblick verhakten sich unsere Blicke in einer stillen Klimax unerfüllter Sinnlichkeit, ehe wir uns der Einsamkeit unserer kalten Betten hingaben.

XIII : Monnier (1)
    Louis-Ferdinand Monnier war ein klapperdürres Gespenst. Er lebte in einer beengten Wohnung in einem schiefen Hochhaus, das den Eindruck erweckte, als hätten hier sozialer Wohnungsbau und besoffene Architekten zusammengearbeitet.
    Vor dem Wohnblock in Clichy standen zwei Container, randvoll mit Müll, Möbeln, Teppichen, die keinen Meter mehr flogen, Schrotträdern, Waschmaschinen, entseelten Computern, Kleidern und einer toten Katze. Im Treppenhaus stank es nach gekochtem Kohl und Erbrochenem. Der Aufzug war kaputt, weshalb Monique und ich zu Fuß in den fünften Stock hochlaufen mussten. Oben waren wir ziemlich außer Atem. Es gab keine Namensschilder an den Türen, aber er hatte mir gesagt, er wohne »am Fahrstuhl vorbei die dritte Tür rechts«. Ich klopfte, fest. Es verging eine Weile, ehe wir schlurfende Pantoffelschritte und das Klirren der Sicherheitskette hörten. Ein fahles Gesicht schob sich in den Türspalt. Bei unseren Telefonaten hatte ich mir Louis-Ferdinand Monnier als eleganten

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