Das Luzifer Evangelium
Sohn auf die Welt zu helfen.«
»Alles, was ich Ihnen über den Antichrist erzählt habe«, fuhr Aldo Lombardi fort, »basiert auf der Glaubensvorstellung der Drăculsângeer. So wie die Bibel voller Fehler steckt – die sich beim Abschreiben, Übersetzen und falschen Auslegungen der Handschriften eingeschlichen haben –, waren auch die griechischen und lateinischen Übersetzungen von Luzifers Evangelium gelinde gesagt unpräzise.«
»Woher wissen Sie, was in dem Evangelium steht, wenn Sie es nie gelesen haben?«
»Wir kennen große Teile davon«, sagte CC . »Und wir haben Texte gelesen, die darauf verweisen. Trotzdem brauchen wir die vollständige Handschrift.«
»Darum unsere Bitte an Sie«, sagte Aldo Lombardi. »Überlassen Sie uns Luzifers Evangelium , weil wir es auf die richtige Weise lesen können.«
»Was passiert mit mir und Monique, wenn wir uns weigern?«
»Passieren?« CC lachte leise. »Sie scheinen keine sehr hohe Meinung von uns zu haben.«
»Ich will nach Hause! Darf ich nach Hause fahren?«
»Es steht Ihnen selbstverständlich frei, nach Hause zu fahren. Sie sind kein Gefangener. Aber wir hoffen, dass Sie sich dazu entscheiden zu bleiben.«
»Wieso sollte ich bleiben?«
»Weil Sie mehr wissen wollen. Weil Sie wie wir neugierig sind, wohin die Handschrift uns führen wird.«
CC schenkte Aldo Lombardi und mir Kaffee nach. Moniques Teebecher war noch immer halb voll.
»Wo sind die Mönche jetzt?«, fragte ich.
»In sicherer Verwahrung.«
»Was heißt das?«
»In unserer Obhut.«
»Ich möchte mit ihnen sprechen.«
»Sie wollen aber mit niemandem sprechen.«
»Lassen Sie mich ihnen wenigstens in die Augen schauen.«
»Warum?«
»Sie wollten mich umbringen.«
»Ja und?«
»Wären Sie nicht gekommen, hätten sie mich geschächtet. Ich finde, ich habe ein Recht, sie noch einmal zu sehen.«
CC sah zu Aldo Lombardi, der den Kopf schüttelte.
»Ich weiß nicht …« CC zögerte.
»Wenn ich es recht verstehe, gibt es zwei Alternativen: Entweder lassen Sie mich nach Hause fahren – aber dann können Sie die Handschrift vergessen –, oder wir arbeiten zusammen.«
»Okay. Sie sollen sie treffen. Morgen. Aber glauben Sie nicht, dass sie mit Ihnen reden werden.«
»Wir werden sehen. Und jetzt erzählen Sie mir, worum es eigentlich geht. Was ist Luzifers Evangelium ? Wie ist es in Kiew gelandet?«
»Nicht so schnell, Bjørn. Ihre Fragen verlangen ausführliche Antworten. Lassen Sie es mich Ihnen erklären … 1995 machten einige Archäologen unter der Leitung des Amerikaners Joseph van der Welt in Zusammenhang mit den Ausgrabungsarbeiten eines christlichen, spanischen Klosters, das im fünften Jahrhundert zerstört wurde, als die Römer die Herrschaft über Iberia verloren, einen Fund. Sie exkavierten einen Papyrustext, den Codex Hispania , der Luzifers Evangelium und das Konzil in Nicäa behandelte. The Lucifer Project wurde sofort hinzugezogen. Der Codex Hispania enthielt wichtige Hinweise, die uns halfen, unsere systematische und zielgerichtete Jagd auf den dritten Teil von Luzifers Evangelium auszuweiten. Den Teil, der in Ihrem Besitz ist.«
»Ist die Handschrift aus Kiew nicht komplett?«
» Luzifers Evangelium als Gesamttext gibt es schon seit tausendsiebenhundert Jahren nicht mehr. 325 beim Konzil von Nicäa wurde die Handschrift in drei Teile aufgeteilt. Die Version aus Kiew ist der letzte davon.«
»Ich verstehe.« Das war wie üblich eine Übertreibung. »Lassen Sie mich Ihnen eine Frage stellen: Die Museen und Archive der Welt sind voll von apokryphen Schriften mit Weissagungen und Prophezeiungen. Wieso investieren Sie so viele Ressourcen, um einen Text zu finden, von dem noch nie jemand gehört hat? Dass eine religiöse Sekte an eine Prophezeiung über Satans Sohn glaubt, reicht mir als Grund nicht aus.«
»Sie sind ein aufmerksamer Beobachter, Bjørn. Und Sie hegen ein gesundes Maß an Skepsis. Sie haben recht. Dem Ganzen liegt etwas anderes, noch Sensationelleres zugrunde.«
Mit einem feierlichen Gesichtsausdruck reichte CC mir eine Aktenmappe.
»Lesen Sie diesen Bericht. Dort finden Sie eine Menge Hintergrundfakten.«
II : Der Bericht
Bericht über den Codex Hispania
Von Dr. William Goldman und Dr. Lawrence Schwartz
Geheim – 15. Januar 1996
1 – Luzifers Evangelium
Luzifers Evangelium (Codex Lucem Ferre) befand sich unter den Schätzen, die im Jahr 70 aus dem Zweiten Tempel in Jerusalem geraubt wurden. Die Handschrift wurde lange als magisch, ketzerisch und
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