Das Luzifer Evangelium
okkult betrachtet. In christlicher Zeit bekam die Handschrift den griechischen Beinamen Σατανά Διθήκ – Satana Diathiki (kirchengriech.: Satans Testament/Pakt), der in der Faszination der ersten Jahrhunderte für christliche Evangelien verzerrt wurde zu Κατ’ Εωσφόρον Ευαγγέλιον – Luzifers Evangelium .
2 – Codex Hispania
2.1 – Der Fund
Dieser Bericht behandelt die Handschrift Codex Hispania , eine Papyrus-Schriftrolle, die 1995 in einem Tonkrug am Rand der Ausgrabungsstätte um die Ruinen des Paulus-Klosters in Spanien gefunden wurde. Der Codex Hispania wurde von einer amerikanischen Forschergruppe entdeckt – unter der Leitung des Archäologen Joseph van der Welt von The Cotsen Institute of Archaeology at the University of California, Los Angeles (UCLA) – und wirft ein neues Licht auf den sehr viel älteren Text Luzifers Evangelium .
2.2 – Datierung
Basierend auf der Karbon-Datierung der Schriftrolle setzen wir die Entstehung des Papyrus um 400 v.Chr. an (+/- 50 Jahre), was die eigene Datierung des Schreibers bestätigen würde (375 v. Chr.).
2.3 – Sprache/Übersetzung
Der Text der Schriftrolle ist in koptischer Sprache* verfasst und wurde von Professor Christopher Watt übersetzt.
2.4 – Kurze zusammenfassende Inhaltswiedergabe und Relevanz
Der Codex Hispania gibt vor, die authentische Wiedergabe – Verfasser ist der Mönch Potheinos – eines Ereignisses auf dem Kirchenkonzil in Nicäa im Jahr 325 zu sein:
Ich, Potheinos der Schreiber – Potheinos aus Theben und Alexandria; ein wahrer Christ; getauft und gesegnet – schwöre, dass diese Wiedergabe des Ereignisses in Nicäa der Wahrheit entspricht, wie sie mir bekannt ist.
* Die koptische Sprache war vom 2. bis zum 13. Jahrhundert die dominante Schrift-und Alltagssprache in Ägypten.
Gemeinsam mit zwei anderen Mönchen – Nicasius und Jacob – wurde Potheinos beauftragt, den ketzerischen Text zu vernichten, der als Luzifers Evangelium bekannt war. Die drei Mönche flohen einige Tage später aus Nicäa – mit der Handschrift.
Der Codex Hispania ist aus mehreren Gründen wichtig. Vorrangig wegen der vielen Zitate aus Luzifers Evangelium , die uns einen Einblick in Inhalt, Form und Natur der Handschrift gewähren. Der Codex Hispania liefert darüber hinaus entscheidende neue Erkenntnisse, was mit Luzifers Evangelium geschehen ist.
3 – Das Konzil von Nicäa
3.1 – Historische Fakten zum Konzil
Viele Mythen und falsche Vorstellungen ranken sich um das erste Kirchenkonzil von Nicäa* in Kleinasien 325. Zum Beispiel: Das Konzil führte das Christentum nicht durch eine einfache Mehrheit ein, es wurde weder der Kanon der christlichen Bibel anerkannt noch dass die Frau eine Seele hat.
* * Nicäa/Nicaea in der Türkei heißt heute ĺznik.
Kaiser Konstantin versammelte die führenden Bischöfe der Christenheit beim Konzil von Nicäa. Ein Ziel war unter anderem, den theologischen Streit um den Arianismus beizulegen – das Verhältnis zwischen dem Vater und dem Sohn*. Zugleich ging es dem Kaiser zweifellos auch darum, die Macht und Einheit des Kaiserreichs mit Hilfe und Unterstützung der Kirche zu konsolidieren.
* Der Arianismus postuliert, dass Jesus, da er von Gott erschaffen wurde, nicht genauso göttlich sein kann wie der Vater. Das Konzil von Nicäa wies diese Sichtweise ab und legte den Grundstein für die Doktrin über die Heilige Dreieinigkeit. Kaiser Konstantin unterstützte die Arianer, die überstimmt wurden.
Die Anzahl der Teilnehmer ist nicht eindeutig belegt. Kaiser Konstantin lud 1800 Bischöfe ein. Tatsächlich anwesend bei dem Konzil waren vermutlich 250 Bischöfe. Das Konzil wurde am 20. Mai 325 eröffnet und dauerte zwei Monate.
Ein wichtiges Ergebnis des Konzils war das nicäische Glaubensbekenntnis*. Es wurde ebenfalls beschlossen, wann das Fest zur Auferstehung Jesu** stattfinden sollte. Wichtig war auch die Tatsache, dass das Konzil von Nicäa das erste formelle Treffen war, bei der eine repräsentative Auswahl an Vertretern für den christlichen Glauben und die unterschiedlichen Meinungen und christlichen Glaubensrichtungen zusammengekommen war, um in religiösen Streitfragen eine Einigung zu erlangen.***
* »Ich glaube an einen Gott, den allmächtigen Vater, der Himmel und Erde erschaffen hat« usw.
** Ostern fällt auf den ersten Sonntag nach dem ersten Vollmond im Anschluss an die Frühjahrs-Tag-und-Nachtgleiche.
*** Das Apostelkonzil – oder Konzil von Jerusalem im Jahr 50 –
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