Das Luzifer Evangelium
Diener oder persönlicher Gehilfe.
Potheinos, der den ersten Teil von Luzifers Evangelium aus Nicäa bei sich hatte, floh über Landstraßen nach Byzanz***, von wo er mit einem Handelsschiff zurück nach Alexandria fuhr. Über die Überfahrt schreibt er:
* Die koptische Kirche in Ägypten gehört zu einer der frühesten organisierten Glaubensgemeinschaften der Christenheit. Die Kirche wurde um das Jahr 42 vom Evangelisten Markus gestiftet, wenige Jahre nach Jesu Kreuzigung.
** Alexander von Alexandria, Ägypten (Papst von Alexandria 313–326). Der Papst von Alexandria ist das oberste Haupt der koptisch-orthodoxen Kirche und der Nachfolger des Apostels Markus wie der katholische Papst der Nachfolger des Apostels Petrus ist.
*** Die Stadt erhielt 330 den Namen Konstantinopel nach Kaiser Konstantin, der fünf Jahre zuvor das Konzil von Nicäa einberufen hatte und nun die Hauptstadt des Römerreiches hierher verlegte. Der heutige Name der Stadt, Istanbul, stammt aus dem Jahr 1930.
Unser Herr, der voller Gnade auf unser Tun herabschaute, begünstigte uns auf der gesamten Fahrt mit gutem Fahrtwind. Wir machten einen kurzen Zwischenhalt in Kreta, um Waren an Bord zu nehmen. Der Kapitän stellte keine Fragen und schien mir abzunehmen, dass ich ein Pilger auf der Heimreise war.
In Ägypten tauchte Potheinos in einem namentlich nicht benannten Wüstenkloster unweit von Theben unter. Dort wartete er mehrere Jahre vergeblich auf seine beiden Mönchsbrüder:
Geduldig ließ ich die Tage wie Sand durch meine Finger rieseln, aber ich sah weder Nicasius noch Jacob jemals wieder, und ich habe nie erfahren, was ihnen zugestoßen ist; meine Trauer war groß.
Potheinos versteckte die Handschrift (Teil eins von Luzifers Evangelium ) in einer Höhle in der Wüste:
Tief im Herzen der Wüste, in der Gewalt der Sonne, zwischen Skorpionen und Sand, in einem rostroten Felsgürtel, liegen einige versteckte Höhlen, von denen höchstens ein paar Hirten wissen. Dort, in einem versiegelten Krug aus bestem Ton, werde ich die Schriftrolle verstecken und der Zeit übergeben in der Hoffnung, dass sie von Menschen gefunden wird, die verständiger sind als meine Zeitgenossen.
Am Ende seines Lebens zog Potheinos aus unbekannten Gründen nach Spanien und diente dort im Paulus-Kloster. Dort schrieb er den Codex Hispania , um den es in diesem Bericht geht.
Teil eins von Luzifers Evangelium , den Potheinos aus Nicäa mitgebracht hat, wurde 1969/70 von einem ägyptischen Hirten gefunden und im Mai 1970 dem italienischen Theologen Giovanni Nobile von einem Schwarzmarkthändler ausgehändigt, der mit einem italienischen Antiquitätenhändler zusammenarbeitete.
4.2 – Nicasius
Nicasius ist unbekannter Herkunft, und wir wissen nicht, welchem Bischof er diente. Potheinos schreibt:
Aus den fernen Reichen im Westen, hinter den Bergen und Flüssen, kam mein Bruder Nicasius mit seinem Herrn, dem Bischof, angeritten, und ich wusste, dass er mein Freund war.
Name und Ortsangaben könnten ein Hinweis sein, dass er – ähnlich wie sein Namensvetter, der spätere Heilige St. Nicasius, der offizieller Abgesandter des Konzils war – aus Gallien* stammte. Wir können davon ausgehen, dass er älter war als Potheinos (der Nicasius sowohl als »klugen Ratgeber« und später als »älteren Bruder« bezeichnet). Etliche von Potheinos’ Verweisen auf Nicasius …
* Frankreich
… wie ich auf seine weisen Worte hörte …
… seine kraftvolle und überzeugende Rede …
… Nicasius sah Licht, wo wir anderen Finsternis sahen …
… haben uns zu der Überlegung veranlasst, ob es möglicherweise Nicasius war, der die beiden anderen Mönche überredete, die Handschrift vor der Vernichtung zu retten. Wir wissen nicht, was mit Nicasius geschah. Potheinos schreibt:
Ich drückte Nicasius’ Hand, wünschte ihm Glück und sah ihn nie wieder.
Wir gehen davon aus, dass Nicasius’ Teil zwei der Handschrift der Gründung des Drăculsângeer-Ordens zugrunde lag. Basierend auf dem Text in Teil zwei von Luzifers Evangelium entwickelten die Drăculsângeer eine Religion des Jüngsten Gerichts in der Überzeugung, dass zwei Götter – ein Gott des Lichtes, repräsentiert durch Jesus Christus, und ein Gott der Finsternis, repräsentiert durch Satans Sohn oder den Antichrist – in physischer Gestalt auf die Erde zurückkehren und einen Kampf einleiten werden, der im Armageddon und der Erlösung der Seelen endet.
4.3 – Jacob
Über Jacob wissen wir nur wenig, er war ein Mönch aus
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