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Das mach' ich doch mit links: Roman (German Edition)

Das mach' ich doch mit links: Roman (German Edition)

Titel: Das mach' ich doch mit links: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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transportieren, und da mein Neffe in einer Band …« Es knackte im Hörer. »Einfach aufgelegt! Keine Manieren!«
    Trotzdem musste Tinchen zugeben, dass auch ihr diese schrillen Töne allmählich auf den Nerv gingen, ganz zu schweigen von Klausdieter, dessen Gewinsel schon hysterische Töne annahm. »Warum kann er nicht mal etwas spielen, was der Hund noch nicht kennt?«
    Oben hielt sich Florian die Ohren zu. Dann stand er auf und ließ die Jalousien herab. Jetzt hörte er nur noch mono, aber das klang auch nicht besser. »Nun reicht’s!« Wütend stürzte er in Rüdigers Zimmer, gefolgt von Klausdieter, der erst einmal unters Bett kroch, bevor er von dort aus die verhasste Posaune verbellte.
    »Kannst du nicht anklopfen?«
    »Erstens hättest du das nicht gehört, und zweitens hatte ich Angst, es sagt keiner herein.«
    »Hätte ich auch nicht«, bestätigte Rüdiger. »Was is’n los?«
    Florian bemühte sich um einen ruhigen Ton, obwohl er innerlich kochte. »Ich kann nicht arbeiten.«
    »Musst du ja nicht, deine Brötchen verdienst du doch jetzt ohne.«
    »Ich arbeite an meinem Buch.«
    »Ach so«, nickte Rüdiger verständnisvoll, »und nun fällt dir nichts ein?«
    »O doch! Ich habe mir gerade haarklein ausgemalt, wie ich einen Mord begehe!«
    Jetzt war Rüdiger Feuer und Flamme. »Schreibst du einen Krimi? Da hätte ich eine klasse Idee! Mit einem Laserstrahl! Mitten in einer überfüllten Disco, wo gar keiner …«
    »Das dauert mir zu lange!« Florian schloss das Fenster und setzte sich aufs Bett. »Jetzt hör mir mal zu, mein Junge! Ich habe nichts dagegen, wenn du bei deinen abendlichen Auftritten anderen die Ohren volldröhnst, die kommen ja freiwillig, aber was du hier zu Hause treibst, grenzt an Körperverletzung. Wenn du schon üben musst, dann geh in den Keller oder – noch besser! – in den Wald. Oder üb erst dann, wenn du es ein bisschen besser kannst.«
    »Mann, o Mann, du bist vielleicht abgemackert! Ich übe nicht, ich komponiere.«
    »Das hat Beethoven auch, bloß leiser. Vielleicht versuchst du es mal mit einer Mundharmonika!« Er warf die Tür hinter sich zu und zuckte schmerzlich zusammen, als unmittelbar danach ein lang anhaltender Heulton seinen Abgang begleitete.
    Auf der Treppe stieß er mit Tinchen zusammen. »Warum kann er nicht wenigstens Dudelsack spielen? Da klingt der Anfänger genauso wie ein Könner. Ich hab’ eben mit ihm geredet, aber er scheint auf beiden Ohren taub zu sein.«
    »Kein Wunder bei dem Krach! Lass mich mal machen, ich schaffe das schon.«
    Zu Florians Erstaunen wurde die Übungsstunde abgebrochen und auch nicht mehr fortgesetzt. Befriedigt spannte er ein neues Blatt in die Maschine, wobei er beschloss, zumindest ein Kapitel seines Werkes den psychologischen Fähigkeiten seiner Frau zu widmen. Zum Glück ahnte er nicht, dass es sich bei Tinchens Psychologie um ganz simple Erpressung gehandelt hatte. Entweder Funkstille, oder Rüdiger könne seine Geburtstagsparty in den Mond schreiben!

    Diese Fete überschattete schon seit Tagen das Familienleben. »Man wird nur einmal im Leben achtzehn«, hatte Rüdiger gesagt und eine entsprechende Würdigung dieses großen Tages gefordert.
    »Siebenunddreißig auch«, hatte Tinchen geantwortet und sowohl den Champagner abgelehnt als auch das Städtische Hallenbad, das Rüdiger für eine Nacht mieten wollte.
    »Pool-Party, das wäre der Hammer!«
    Da der Geburtstag auf einen Sonntag fiel, hatte er beschlossen, mit der Party bereits am Samstag zu beginnen und sich in seinen Jubeltag hinüberfeiern zu lassen.
    Sofort erwog Tante Klärchen, diesem zu erwartenden Vandalensturm den Rücken zu kehren. Jener Abend in der Disco hatte sie davon überzeugt, dass der Untergang des Abendlandes unmittelbar bevorstehe und vermutlich in Fabians Haus beginnen werde. Nur – wo sollte sie hin? Ihr Bruder urlaubte noch immer am Wörthersee, nach Bad Schwalbach wollte sie noch nicht, und Salzgitter, wohin es eine ehemalige Kollegin verschlagen hatte, lag viel zu weit abseits. Genau genommen hatte sie sich mit diesem Fräulein Knörzel, nunmehr verehelichte Waibling, auch nie so besonders gut verstanden.
    Als sie schon überlegt hatte, für zwei Nächte in ein Hotel zu gehen – natürlich auf Florians Kosten, denn er musste ja einsehen, dass man einer älteren Dame diesen Aufmarsch jugendlicher Rabauken nicht zumuten konnte –, fiel ihr Frau Lange ein, die Mutter ihres Hausmeisters in Florida. Normalerweise redete sie, Claire, mit

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