Das mach' ich doch mit links: Roman (German Edition)
gesorgt. Trainierte Partygänger hatten sie bereits vor Tagen angeliefert. Die Beköstigung seiner Gäste hatte Rüdiger in die bewährten Hände von Martha gelegt. Die konnte so was erstklassig. Von dem Silvesterbüfett von vor zwei Jahren sprach man in Steinhausen immer noch. Nur wegen der Getränke hatte es erbitterte Auseinandersetzungen gegeben.
»Bowle«, hatte Rüdiger verächtlich gesagt, »wer trinkt denn heutzutage noch diesen Limonadenverschnitt?«
»Die Mädchen bestimmt.« Von Ananas bis Zitrone hatte Florian die verschiedenen Varianten aufgezählt.
»Kannste alles abhaken! Wir stehen auf pur. Zwei Kisten Cola, dazu ein paar Flaschen Kognak zum Mischen, aber anständigen, nicht den billigen von Aldi, dann Gin, Blue Curaçao, jede Menge Orangensaft und natürlich ein Fass Bier. Um Mitternacht brauchen wir noch Sekt zum Anstoßen. Das wär’s denn auch schon.«
»Kommt überhaupt nicht in Frage! Saft und Cola ja, meinetwegen auch eine Flasche Kognak, der Sekt ist ebenfalls genehmigt, aber den Rest kannst du dir abschminken. Allenfalls über das Bier ließe sich noch reden.«
»Was glaubst du eigentlich, wen du vor dir hast? Übermorgen werde ich volljährig!«
»Aber nur auf dem Papier! Grün hinter den Ohren ist noch kein neues Bewusstsein.«
Für Florian war die Angelegenheit damit erledigt gewesen, für seinen Neffen nicht. Telefonisch hatte er seine Freunde informiert, dass sein Onkel offenbar zu den Blaukreuzlern übergetreten sei und die Party wohl eine ziemlich trockene Angelegenheit werden würde. Abhilfe wurde zugesichert. »Unten die Flasche drin, oben ein paar Blümchen rausgucken lassen, das Ganze in Geschenkpapier gewickelt – da merkt kein Mensch was. Hab’ ich schon öfter gemacht«, versicherte Benjamin und versprach, diesen Tipp noch rechtzeitig weiterzugeben.
Das Mittagessen kam zu kurz. Martha hatte zwei Bleche Pizza gemacht und mit allem belegt, was sie von den kalten Platten erübrigen konnte. »Ihr könnt euch die Bäuche nachher vollschlagen, aber jetzt geht mir keiner an die fertigen Schüsseln heran!«
»Kriege ich heute Abend auch was von dem Rotzbief?« Julia hatte fleißig in der Küche mitgeholfen, Zahnstocher in Käsewürfel gepiekt, Spargel in Roastbeefcheiben gewickelt und dabei so viel genascht, dass Marthchen sie hinausgeworfen hatte, bevor ihr endgültig schlecht geworden wäre. »Der Hotelsalat schmeckt auch prima.«
»Was für ’n Salat?«
»Sie meint sicher den Waldorf. – Will noch jemand Pizza?« Niemand wollte. »Also dann raus hier, ich muss noch die Gulaschsuppe kochen.«
»Kann ich dir helfen?«, fragte Melanie halbherzig.
»Leute, die in der Küche rumstehen und fragen, ob sie nicht was helfen können, können’s meist nicht. Also verschwinde!«
Um drei Uhr trabte Urban an, noch in kleidsamem Olivgrün mit Ölspuren im Gesicht. »Dieser Scheiß-Panzer musste erst repariert werden, eher haben die uns nicht losgelassen! Jetzt brauche ich schleunigst eine Badewanne, was zu essen und Benzin. Irgendwo wird ja wohl noch ein voller Kanister sein. In einer Stunde soll ich Sandra abholen.«
»In der Wanne liegt Melanie, aus eurer Dusche kommt seit gestern nur kaltes Wasser, aber die unten funktioniert. Zu essen gibt es bloß kalte Pizza, und seitdem Rüdiger ein Auto hat, findest du im ganzen Haus keinen Tropfen Benzin mehr.«
»So ’ne verdammte Schei … ’tschuldige, Tinchen. Wieso braucht der Grünschnabel Benzin! Der kriegt doch erst morgen seine Pappe ausgehändigt.«
»Übermorgen. Und bis dahin lässt er sich fahren.«
Kopfschüttelnd stapfte Urban die Treppe hinauf, nicht ohne vorher einen Teil der Papierschlangendekoration mitgenommen zu haben. Oben trommelte er an die Badezimmertür. »Komm sofort raus!«
»Bin ja gerade erst reingegangen«, tönte es zurück, »du kannst doch die Dusche nehmen.«
»Nein, ich brauche ein richtiges Bad. Mir tun die Füße weh.«
»Dann wasch mal deine Socken!«
Er stellte seine Tasche ab und hämmerte mehrmals auf die Klinke.
»In spätestens fünf Minuten bist du draußen, oder ich komme durchs Fenster.«
»Das ist zu!«, frohlockte Melanie, stieg aber doch aus der Wanne, wickelte ein Handtuch um die Haare und ein zweites um den Körper. Dann erst entriegelte sie die Tür. »Warum musstest du ausgerechnet jetzt schon kommen? Die Schönheitslotion hat bestimmt noch nicht gewirkt.«
»Schönheitslotion? Dass ich nicht lache! Bei dir würde ja nicht mal mehr Eselsmilch helfen. Vorchristliche
Weitere Kostenlose Bücher