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Das mach' ich doch mit links: Roman (German Edition)

Das mach' ich doch mit links: Roman (German Edition)

Titel: Das mach' ich doch mit links: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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besorgt gesehen.
    »Habt ihr ein Buch über Pilze?«
    »Ein Lexikon meinst du?«
    »Nein, ein richtiges Pilzbuch mit Angaben über Verwendbarkeit und so weiter.«
    »Ich glaube, bei Vater steht eins. Meinst du, Rüdiger hat sich vergiftet?«
    »Ich glaube gar nichts, aber wenn man einen Arzt verständigt, sollte man halbwegs präzise Angaben machen können.«
    Das Pilzbuch war groß, dick und reich bebildert. Eigentlich sah der Schopftintling gar nicht edel und wohlschmeckend aus, fand Tinchen, aber der Autor behauptete das Gegenteil. Doch dann kam es: In Verbindung mit Alkohol sei größte Vorsicht geboten. Man habe noch nicht erforschen können, weshalb, aber es sei erwiesen, dass der Verzehr von Schopftintlingen zusammen mit Alkoholgenuss zu leichten bis mittelschweren Kreislaufstörungen führen könne.
    »Jetzt wissen wir wenigstens, was los ist.« Erleichtert klappte Tinchen das Buch zu. »Du bist hoffentlich gewarnt! Ein Glas Bier, und du kannst dich zu deinem Bruder legen.«
    »Betrifft mich nicht«, lächelte Urban verschmitzt, »ich habe ja deine köstlichen Rühreier gegessen. Sag das lieber dem Flori, der war eben auf der Suche nach geistiger Stärkung.« Dann rief er den Notarzt an.
    In den Katakomben des Hauses hatte man sich von der Nachricht, dass der Gastgeber an einer Magenverstimmung leide und momentan noch im Bett liege, nicht beeindrucken lassen. »Mein Alter lässt sich immer mit grippalem Infekt entschuldigen, wenn er zu viel gepichelt hat, aber Magenverstimmung klingt auch nicht schlecht«, sagte jemand. Clemens hielt es für das Beste, die Wahrheit zu verschweigen. Die fröhliche Stimmung wäre dahin gewesen und es war ja gut möglich, dass sich Rüdiger in ein paar Stunden wieder erholt hatte. Der Arzt hatte ihm den Magen ausgepumpt, eine Kreislaufspritze gegeben und erst einmal Ruhe und schwachen Tee verordnet. Florian wollte auch eine haben, nur prophylaktisch natürlich, aber der Arzt hatte sich geweigert. »Dann üben Sie sich eben in Abstinenz, das ist viel gesünder«, hatte er gesagt.
    »Aber wir haben doch Gäste.«
    »Die können bestimmt auch alleine trinken.«
    Nein, Florian hatte noch nie viel von Ärzten gehalten, und jetzt fand er wieder einmal sein Urteil bestätigt.

    Die Party nahm ihren Fortgang. Tinchen pendelte zwischen Krankenzimmer und Keller, kühlte hier die Stirn, dort die Colaflaschen, wärmte Tee und Gulaschsuppe und kam sich ziemlich allein gelassen vor. Martha war schlafen gegangen, Melanie und die Jungs hatten sich unter die Gäste gemischt, und Florian ging völlig in seiner Rolle aus Hausherr auf. So viele junge Mädchen auf einem Haufen! Er versprühte Charme nach allen Seiten, brachte Petra eine Kopfschmerztablette, holte für Sandra Kölnisch-Wasser, das er schamlos von Tinchens Toilettentisch klaute, tanzte mit Bea Charleston und mit Susi Rock ’n’ Roll. Er war unbestritten Hahn im Korb und genoss es. Den Kognak übrigens auch. Sein Magen revoltierte nicht, mit dem Kreislauf hatte er noch nie Probleme gehabt, und überhaupt war er ein gestandener Mann und kein siebzehnjähriger Jüngling.
    Der war inzwischen achtzehn geworden und hatte nichts davon gemerkt. Ruhig schlief er in seinen Geburtstag hinein, und Clemens, der kurz vor Mitternacht durch den Türspalt gelinst hatte, hatte empfohlen, ihn weiterschlafen zu lassen. »Die da unten sind schon ziemlich abgefüllt, die kriegen sowieso nichts mehr mit. Es wird Zeit, dass sie verschwinden. Man soll die Gäste feuern, eh sie fallen!« Mitleidig sah er Tinchen an. »Am besten gehst du jetzt ins Bett, du siehst müde aus.«
    Das war sie auch. Sie fühlte sich wie zerschlagen. »Glaubst du wirklich, ich könnte mich hinlegen?«
    »Na klar, was soll denn jetzt noch passieren? Ich guck immer mal zu Rüdiger hinein, und wenn was ist, sage ich dir Bescheid.«
    Auf dem Weg ins Bad kam ihr Florian entgegengeschwankt. »Da bist du ja, T-tine, w-wo warst du denn so l-lange? Ich hab’ dich scho-schon überall ge-gesucht.« Er hielt sich am Treppengeländer fest und stierte sie an. »O Mann, Tine, d-du bist vielleicht be-besoffen! Ich seh’ d-dich ja schon doppelt!«
    Tinchen sagte gar nichts. Sie drehte sich nur um, schloss die Schlafzimmertür und drehte den Schlüssel herum. Sollte er doch sehen, wo er den Rest der Nacht verbrachte. Im Keller gab es genügend Decken, ganz zu schweigen von den zweibeinigen Wärmflaschen! Dieser rücksichtslose Egoist … dieser haltlose Säufer … dieser …
    Vor dem

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