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Das mach' ich doch mit links: Roman (German Edition)

Das mach' ich doch mit links: Roman (German Edition)

Titel: Das mach' ich doch mit links: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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Aufzug. »Solltest du dich nicht mal um die Mädchen kümmern, Tine?«
    »Nicht nötig!« Rüdiger kam das Treppengeländer heruntergerutscht. »Die sind beschäftigt. Jede blättert in ihrem Wörterbuch und versucht, der anderen irgendwas zu verklickern. Melanie ist gerade dabei, der Mylène die gegenwärtigen Familienverhältnisse auseinander zu setzen. Sie glaubt doch, ihr seid unsere Eltern.«
    »O Gott, was soll sie bloß von mir denken. Dann müsste ich ja schon mit vierzehn Jahren gemuttert haben! Weiß jemand, was Tante auf Französisch heißt?«

    An diesem Abend wurde Mylène nicht mehr gesichtet. Sie ließ sich durch Melanie entschuldigen, aber die lange Fahrt und die vielen neuen Eindrücke – »Mehr habe ich nicht verstanden. Guckt mal, was sie mir mitgebracht hat!« Sie stellte eine goldgeränderte Vase aus Pressglas auf den Tisch, angefüllt mit kleinen pastellfarbenen Wachsblüten. Tinchen nahm eine heraus und schnupperte. »Die sind ja parfümiert.«
    »Ich weiß. Muss ich diese Scheußlichkeit wirklich die ganzen zehn Tage in mein Zimmer stellen? Pietät hin oder her, aber was glaubt ihr, wie das schon nach ein paar Stunden stinkt.«
    »Vielleicht kannst du den Kübel nachts auf den Balkon bringen«, überlegte Rüdiger, »in Krankenhäusern werden die Blumen doch auch am Abend auf den Flur geräumt.«
    Tinchen wollte die Blüte in das Glas zurückwerfen, trat daneben, und die kleine hellblaue Kugel landete vor Florians Füßen. Der trat prompt drauf, und sofort verbreitete sich ein süßlicher Geruch. »Was ist das? Giftgas?«
    Auf dem Teppich bildete sich ein Fleck, in den Melanie vorsichtig den Finger stippte. Sie roch daran, zerrieb die gallertartige Masse zwischen den Fingerspitzen und nickte. »Das ist so eine Art Gel für die Badewanne.«
    Tinchen hatte schon einen Packen Papierservietten geholt und versuchte, die Flüssigkeit wegzutupfen. »Bringt mal irgendwas, womit wir das Zeug richtig wegkriegen. Das stinkt ja penetrant.«
    »Am besten schmeißen wir den ganzen Krempel in den Mülleimer«, entschied Melanie.
    »Das kannst du nicht machen. Jedenfalls heute noch nicht.«
    Den rettenden Einfall hatte Florian. »Nimm die Blüten raus, pack sie in eine Plastiktüte, die ist luftdicht, und leg sie schön sichtbar ins Bad. Den Kübel stellst du daneben und schmeißt Lockenwickler rein oder irgendwas von dem anderen Krimskrams, der immer auf den Fensterbrettern herumliegt. Und wenn Mylène wieder weg ist, schenkst du die ganze Pracht an Oma Gant weiter. Sie hat doch eine nachweisliche Schwäche für französisches Parfüm. Oder sollte euch noch nicht aufgefallen sein, dass sie sich immer großzügig mit ›Soir de Paris‹ einnebelt?«

    Am nächsten Morgen stand Tinchen früher auf als gewöhnlich, kochte Tee, Kaffee und Kakao in der Hoffnung, der Gast würde wenigstens eines dieser Getränke akzeptieren, stellte drei Sorten Fruchtsaft auf den Tisch, dazu Honig, Marmelade, Wurst und Käse, verschiedene Brotsorten, und als ihr das noch immer nicht ausreichend erschien, holte sie den Obstkorb. Allerdings kamen ihr die beiden Bananen und die vier Äpfel ein bisschen zu mickrig vor, und deshalb ergänzte sie das Stillleben noch mit Tomaten, Radieschen und einem angeschnittenen weißen Rettich. Passt zwar nicht ganz zusammen, überlegte sie, aber farblich macht es sich gut.
    Als Erster erschien Rüdiger auf der Bildfläche. Schweigend musterte er den Tisch, schüttelte den Kopf, öffnete den Kühlschrank, holte einen Plastiktopf heraus und stellte ihn in den Mikrowellenherd.
    »Was ist da drin? Milch?«
    »Nee, Hühnerbrühe.«
    »Morgens um sieben?«
    »Das weiß doch das Huhn nicht!« Nach drei Minuten schaltete er den Herd wieder aus, kippte die Brühe in eine Suppentasse, setzte sich auf seinen Platz und begann zu löffeln.
    Als Nächster betrat Florian die Küche. Er gab Tinchen einen Kuss, während er über ihre Schulter den Tisch anpeilte. »Du hast Eier vergessen!«
    »Meine Güte, ja, du hast Recht.« Sie holte den Kocher aus dem Schrank. »Ob fünf Stück reichen?«
    Tobias kam. Ihm auf den Fersen folgte Julia. »Warum gibt es heute Gemüse zum Frühstück? Ich will lieber Müsli.«
    »Ich auch«, befahl seine Schwester.
    Tinchen wärmte Milch, aber als sie sie in die Teller gießen wollte, protestierte der Junior. »Heute mal mit Ananassaft.«
    »Ich will auch Ananassaft«, echote Julia.
    »Wisst ihr, was ihr mich alle könnt?«, fauchte Tinchen. »Ihr könnt mich …«
    »Morgen,

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