Das mach' ich doch mit links: Roman (German Edition)
Fräulein Doris. – Ja, die Glasscherben bleiben alle im Sieb hängen, deshalb mache ich das ja. – Nein, natürlich kann ich sie nicht mehr zusammenkleben, ich werde schon eine andere Flasche finden – Raus!!!«
»Was haltet ihr davon, wenn ich zum Wochenende die Päbste einlade? Meine Mutter spricht recht gut französisch, sie hat seinerzeit sogar noch richtige Konversation gelernt, bei den so genannten höheren Töchtern war das üblich, und wenn ich mir vorstelle, dass wir die Pfingstfeiertage damit verbringen, in Wörterbüchern zu blättern, wird mir ganz anders. Oder habt ihr eine bessere Idee?«
Niemand hatte eine. Der Familienrat hatte sich in der Küche zusammengefunden, nachdem die Kleinen – parfümiert mit rosa Badesalz – im Bett lagen und Mylène sich in ihr Zimmer zurückgezogen hatte. Sie wollte einen Brief an ihre Eltern schreiben. Das vorangegangene Telefongespräch nach Frankreich war ziemlich kurz gewesen und hatte sich auf ein abwechselndes Oui oder Non beschränkt. Dann hatte sie nochmals Grüße ausgerichtet, gute Nacht gesagt und war hinaufgegangen.
»So geht es jedenfalls nicht weiter«, nahm Tinchen den Faden wieder auf. »Das arme Mädchen macht kaum den Mund auf aus Angst, sich zu blamieren, ich kann mich nicht mit ihr unterhalten, und Melanie will nicht.«
»Natürlich will ich, aber worüber soll ich denn mit ihr reden? Tennis spielt sie nicht, schwimmen kann sie auch nicht, die Schule haben wir schon durch, und für andere Themen reicht mein Vokabular nicht.«
»Ich weiß gar nicht, was ihr habt«, sagte Rüdiger. »Ich komme prima mit ihr klar. Sie hat mir sogar schon Tarot beigebracht.«
»So, hat sie tatsächlich? Was ist das überhaupt?«
»Ein Kartenspiel.«
»So was Ähnliches wie Schwarzer Peter? Mehr traue ich ihr nämlich nicht zu. Vorhin waren wir mit Petra und Sandrine auf dem Minigolfplatz, aber meint ihr, die hätte was geblickt? Null Ahnung. Beim fünften Hindernis sie aufgegeben und sich ins Gras gelegt.«
Melanie war wütend geworden, hatte etwas von »Vas te faire cuire un œuf«, gemurmelt, was man mit »Rutsch mit den Buckel runter«, übersetzen könnte. Mylène hatte geheult, und es hatte Petra viel Mühe gekostet, den Frieden wieder einigermaßen herzustellen. Sie sprach ja auch viel besser Französisch. Und überhaupt hatte sie mit ihrer Partnerin das große Los gezogen. Sandrine war schon sechzehn, kannte keine Hemmungen, kauderwelschte frei drauflos und steckte mit ihrem Lachen alle anderen an. Petra hatte allerdings behauptet, sie sei auch ziemlich verzogen und sehr wählerisch beim Essen, aber das wäre Melanie gleichgültig gewesen. Alles wäre besser zu ertragen als dieses stumme Wesen, das dauernd beschäftigt werden wollte, aber selbst nie dazu beitrug. Schließlich hatte Melanie ihren Gast zum Italiener geschleppt und mit Eis abgefüllt. Der morgige Tag war auch gerettet. Die Franzosen würden zusammen mit ihren Partnern eine Stadtrundfahrt durch Heidelberg machen und anschließend zwecks Besichtigung des Flughafens nach Frankfurt fahren. Dann allerdings kam das lange Pfingstwochenende, wo Gäste und Gastgeber endlich Gelegenheit bekämen, sich näher kennen zu lernen, wie der Direx so wohlmeinend betont hatte. Melanie kannte ihren Gast bereits gut genug, um von dieser Aussicht begeistert zu sein. Deshalb griff sie auch schnell wieder Tinchens Vorschlag auf.
»Am besten rufst du deine Eltern gleich an, bevor sie sich etwas anderes vornehmen.«
»Die haben nie was anderes vor«, seufzte Florian, aber nur ganz leise.
Pfingsten, das liebliche Fest …
N ach Marthas Ansicht hatte sie ihrer Kochschülerin bereits so viel beigebracht, dass man ihr die Küche getrost ein paar Tage allein überlassen konnte, vorausgesetzt natürlich, man traf die nötigen Vorbereitungen. Außerdem würde Frau Antonie da sein, und so hatte sich Martha entschlossen, über Pfingsten nach Südtirol zu fahren. Die Volksbank hatte diese Reise angeboten, recht preiswert übrigens. Bozen, Meran, Dolomitenrundfahrt, Unterkunft sowie Halbpension inbegriffen. Eine telefonische Rückfrage hatte ergeben, dass auch Nichtmitglieder daran teilnehmen konnten und Martha nicht ihr Konto bei der örtlichen Sparkasse auflösen und zur Konkurrenz überwechseln musste. »Das hätte ich auch nicht gemacht, der Herr Schwegel hat mich immer so gut beraten mit den Anlagen und so.«
Also hatte Martha ihr Schwarzseidenes wieder gelüftet und war noch zum Friseur gegangen. Dann
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