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Das mach' ich doch mit links: Roman (German Edition)

Das mach' ich doch mit links: Roman (German Edition)

Titel: Das mach' ich doch mit links: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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reizvoller. Wenn man schon einen Ausflug mache, solle man wenigstens etwas sehen können.
    »Elf Personen in zwei Autos, wie stellst du dir das vor?« Beziehungsvoll tippte sich Rüdiger an die Stirn. »Wir nehmen natürlich auch meinen Wagen.«
    »Du hast schon einen eigenen?«, staunte Herr Pabst.
    »Sogar selbst verdient.«
    »Den musst du mir mal zeigen!« Er hatte aber doch Mühe, sich das Lachen zu verbeißen, als er den kleinen Fiat umrundete. Wie ein Laubfrosch sah er aus mit seiner leuchtend grünen Lackierung, deren Rostflecke durch geschickt angebrachte Aufkleber leidlich kaschiert waren. Herr Pabst zog seine Brille aus der Tasche und studierte die Texte. »Wenn ich groß bin, möchte ich gern ein Cadillac sein«, las er, und direkt unter dem Rückfenster: »Mich braucht keiner zu schieben, ich habe einen eigenen Motor.«
    An der linken Tür klebte das Emblem der Grünen, an der rechten prangte die Warnung: »Wer Sicherheitsgurte unbequem findet, hat noch auf keiner Tragbahre gelegen!«
    »Ganz originell!« Herr Pabst verstaute die Brille wieder in der Hemdentasche. »Jedes Zeitalter hat seine Weisen. Die Griechen hatten Sokrates, und wir haben Autoaufkleber.«
    Seinem diplomatischen Geschick war es zu verdanken, dass Rüdiger seinen Wagen schonen und trotzdem fahren durfte. »Wie soll der Junge denn Praxis kriegen, wenn man ihn nicht auch mal in ein richtiges Auto lässt?« So bekam er den Cherry. Urban klemmte sich hinter das Steuer des Daimler, und Florian nahm den Kadett. Frau Antonie bestand auf Landstraße. Sie hasste hohe Geschwindigkeiten und vermutete zu Recht, sie würden sich bei einer Fahrt quer durch die Dörfer von allein verbieten. Es dauerte auch nicht lange, da hing die Kavalkade in einem Stau fest.
    »Ich hab’ ja gleich gesagt, dass heute viel zu schönes Wetter ist, um irgendwohin zu fahren.« Unablässig drückte Urban auf die Hupe. »Bei diesem Tempo kommen wir an, wenn der Zoo zumacht.«
    Er war aber doch noch offen. Menschenmassen schoben sich durch die Eingänge und wieder hinaus. Julia wollte auf den Arm genommen werden, weil sie nichts sehen konnte, Klausdieter forderte das Gleiche, nachdem er die Elefanten entdeckt und als gefährlich eingestuft hatte, Tobias plärrte, denn von der Seelöwenfütterung hatte er nur noch den letzten Heringsschwanz mitbekommen, Frau Antonie wollte Kaffee trinken gehen, weil sie neue Schuhe anhatte, und Herr Pabst suchte seine Brille.
    »Die ist dir vorhin beim Affenkäfig runtergefallen.«
    »Warum hast du das denn nicht gleich gesagt, Tobias?«
    »Weil du schon draufgetreten warst!«
    Das Restaurant war überfüllt. »Kaffee können wir auch unterwegs trinken«, entschied Frau Antonie, »Hauptsache, ich kann endlich die Schuhe ausziehen.«
    »Ich will aber noch nicht nach Hause«, heulte Julia, »wir haben ja noch gar nicht alles gesehen. Guck mal, da drüben! Ein Pferd hinter Gittern.«
    »Das ist ein Zebra. Siehst du, es hat auch schon einen Schlafanzug an und geht bald ins Bett. Genau wie du!«
    »Du spinnst ja, Onkel U-Bahn, Pferde schlafen im Stall. Und was ist das da?«
    »Das ist ein Maultier.«
    »Warum heißt es so? Es hat doch gar kein großes Maul.«
    »Aber wenn es sein Maul aufmacht, dann wiehert es manchmal, und manchmal macht es Iii-ahh, weil es nämlich halb Pferd ist und halb Esel.«
    »Erzähl doch nicht solchen Blödsinn«, sagte der Psychologe. »Man soll jede Frage dem Verständnis des Kindes angemessen beantworten.«
    »So wie neulich mit dem Gewitter?«, erinnerte Tinchen.
    Frau Antonie humpelte dem Ausgang zu. »Ich hätte wirklich meine Trotteurs anziehen sollen, aber die hier sind natürlich viel eleganter, nicht wahr, Tinchen? Ich hab’ sie ganz billig im Winterschlussverkauf bekommen.«
    »Man sieht dir jedes Mal an, wenn du etwas zum Sonderpreis gekauft hast – es passt nicht«, sagte Tinchen ungerührt. »Voriges Jahr der Mantel, im Sommer die Glacéhandschuhe, die anderthalb Nummern zu klein waren, und jetzt Schuhe. Du musst doch wirklich nicht mit dem Pfennig rechnen!«
    »Aber es ist unwirtschaftlich, wenn man Sonderangebote nicht ausnutzt.«
    Rüdiger drängte sich zwischen die beiden. »Habt ihr die Ziegen gesehen? Die sind wohl auch schon vom Aussterben bedroht, oder weshalb sonst bringt man sie in einen Zoo? – Kennste übrigens den, Tine? Stehen zwei Ziegen auf der Weide. Fragt die eine: ›Kommst du heute mit in die Disco?‹ Sagt die andere: ›Nee, hab’ keinen Bock‹.«
    Tinchen grinste gequält,

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