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Das Mädchen am Rio Paraíso

Das Mädchen am Rio Paraíso

Titel: Das Mädchen am Rio Paraíso Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ana Veloso
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ging es ihn an, mit wem Klärchen anbändelte? Nichts. Dennoch konnte er seine Neugier nicht zähmen. »Hast du was mit ihm?«, fragte er Klara rundheraus.
    »Nein«, brachte sie mit kräftiger Stimme hervor. Nein, nur dass sie sich ihm letzte Nacht willig hingegeben hatte, dass sie drei Monate mit ihm unter einem Dach gelebt hatte und dass er ihr vor kaum fünf Minuten einen Heiratsantrag gemacht hatte. Nun ja, ein Antrag war es eigentlich nicht gewesen, mehr ein Befehl.
Heirate mich.
    »Und wieso ist er dann jetzt mit dir hierhergekommen? Ich meine, er hätte dich doch den Behörden übergeben können, die hätten sich schon um dich gekümmert.«
    »Weil er ein Kavalier ist, deshalb«, verteidigte Klara Raúl. »Weil er sich, nachdem er mir das Leben gerettet hatte, für mich verantwortlich fühlte.« Weil er sie begehrte und weil er sie zu seiner Frau machen wollte.
    »Sicher, sicher«, grummelte Franz in seinen Bart und ließ es nun endlich gut sein. »Ich habe Hunger, Weib«, raunzte er Christel an. »Wo bleibt das Essen?«
    »Das dauert noch eine halbe Stunde. So früh bist du ja sonst nicht von den Feldern zurück.«
    »Na, sieh halt zu, dass es ein bisschen schneller geht.« Dann widmete er sich wieder Klara.
    »Also, der Unfall. Der Tag, an dem der Hannes getötet wurde – was genau ist da eigentlich passiert? Wir konnten uns das nie richtig erklären.«
    Klara berichtete ihm, was sie gesehen und erlebt hatte, wobei sie alle Einzelheiten, die Hannes in einem allzu schlechten Licht hätten dastehen lassen, ausließ. Das Ergebnis war, dass Franz ihr keinen Glauben schenkte. Sie sah es ihm an. Aber wie auch? Wie sollte sie, ohne schlecht über den Toten zu reden, erklären, warum sie vor ihm davongelaufen war?
    »Weißt du, als der Herr Raúl mich gefunden hat, da hatte ich einen schweren Gedächtnisverlust. Ich konnte mich wochenlang noch nicht einmal daran erinnern, wie ich hieß und wo ich herkam. Ich glaube, ein bisschen ist mein Kopf noch immer in Mitleidenschaft gezogen.« Klara fand, dass sie sich gut aus der Zwickmühle herausgeredet hatte.
    Christel stand am Herd und spitzte die Ohren, nahm aber nicht an dem Gespräch teil.
    »Na, vorher warst du ja auch schon nicht so ganz auf der Höhe«, entfuhr es Franz.
    »Mag sein.« Klara bemühte sich um Fassung. »Es waren Dinge passiert, die den stärksten Mann hätten umwerfen können.«
    »Und du bist sicher, dass nicht du selber …?«
    »Ja, absolut sicher. Hannes lebte noch, als ich vor ihm davonlief und ins Wasser stürzte.«
    »Wie – vor ihm davonliefst? Du erzählst andauernd neue Varianten.«
    Klara wurde es nun endgültig zu bunt. »Dein bester Freund, mein lieber Franz, hat mich halb totgeprügelt. Ihr wusstet es und habt nichts dagegen unternommen. Der Pfarrer wusste es und riet mir noch, nicht so aufsässig zu sein. Aber ich war nicht aufsässiger als Christel, wenn sie sagt, dass es mit dem Essen noch ein bisschen dauert. Ihr kennt mich doch, um Himmels willen! Und es wurde immer schlimmer. Er war nicht mehr wiederzuerkennen, der Hannes. Der geringste Anlass reichte. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie er mich gequält hat. Nach außen hat er den liebevollen Vater und besorgten Ehemann gespielt – ha, besorgt um meine geistige Gesundheit, die er selber im Begriff war zu ruinieren! So war das mit dem Hannes. Und an dem verhängnisvollen Tag, als er zu Tode kam, da war er derart außer sich, dass ich mir sicher war, er wollte mich totschlagen. Also bin ich gerannt. Voller Verzweiflung in den Wald gerannt, immer weiter, in eine Wildnis, in die vor mir vielleicht noch nie ein Mensch seinen Fuß gesetzt hat. So hat sich das alles zugetragen. Bist du jetzt zufrieden, Franz?«
    Einen Augenblick hörte man in der Wohnküche nichts weiter als den stoßhaften Atem Klaras und das Spiel Hildchens, die inzwischen auf dem Boden herumkrabbelte und mit einem hölzernen Löffel einen imaginären Teig rührte. Alle anderen hatten die Luft angehalten, sogar Raúl, der doch kein Wort verstanden haben konnte.
    »Aber wer hat ihn denn dann umgebracht? Indianer?«
    »Was weiß ich. Ja, vielleicht Indios. Aber da fragst du wohl besser Christel, die war doch, nach allem, was ich bisher erfahren habe, als Erste am Tatort. Sie hat den Hannes doch da entdeckt, oder nicht?«
    »Es war schrecklich, Klärchen«, meldete sich nun Christel zurück und tupfte sich eine Träne aus dem Augenwinkel. »Aber lass uns über etwas anderes reden, ja? Der Hannes ruht ja nun

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