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Das Mädchen am Rio Paraíso

Das Mädchen am Rio Paraíso

Titel: Das Mädchen am Rio Paraíso Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ana Veloso
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und Bein. Auf meinem Rückweg begann ich zu laufen, so sehr grauste es mich. Ich holperte den Weg zu unserer Hütte zurück und verschüttete dabei mindestens die Hälfte des Wassers, das ich unter so großer Mühe geholt hatte. Aber es war mir gleichgültig. Bevor mich eine Schlange biss, mir eine riesige Giftspinne auf den Kopf springen konnte oder ich zum Abendschmaus eines Jaguars wurde, wollte ich lieber verdursten und verhungern. Die letzten Meter rannte ich. Ich keuchte, als ich über die Schwelle unseres bescheidenen Heims stolperte, weniger vor Anstrengung als vielmehr vor tödlicher Furcht.
    Hannes blinzelte mir müde zu. »Was gibt es zu essen?«, fragte er gähnend.
    Am liebsten hätte ich ihm gesagt: Schlangenragout mit Spinnenmus. Doch ich hielt an mich. Es war ja nicht seine Schuld, dass es dort draußen so gespenstisch war, und er hatte sich wahrhaftig ein warmes Essen verdient. Den ganzen Tag hatte er Baumstämme gehievt, gezogen und gestemmt, hatte Holz gesägt und gehackt, hatte sich mit der Machete durch das Dickicht gekämpft, damit wir unsere winzige Lichtung samt Hütte hatten.
    »Bohneneintopf«, antwortete ich also.
    »Wie lange dauert das noch?«
    Das war allerdings eine gute Frage. Wahrscheinlich zu lang, als dass er es ausgehalten hätte. Nur hatten wir ja nichts anderes, was ich auf die Schnelle hätte zubereiten können. Brot konnten wir hier noch keines backen, und wie dieses grobkörnige Maniokmehl zu verwenden war, wusste ich ohnehin nicht so genau.
    »Tja«, antwortete ich, während ich lautstark mit den Töpfen herumhantierte, um von meiner Unsicherheit abzulenken, »vielleicht koche ich doch einfach nur etwas Reis. Das geht schnell und macht satt.«
    »Und dazu eine schöne Scheibe Speck?«, bettelte er.
    »Ja.« Ich fand die Zusammenstellung unseres Mahls mehr als merkwürdig, aber wenn man vor Hunger und Müdigkeit kaum noch stehen kann, ist einem so etwas egal.
    Das Wasser, das ich am Bach geholt hatte, war schlammig braun. Sogar das war mir zu diesem Zeitpunkt gleichgültig – ein bisschen Lehm würde uns schon nicht umbringen. »Dreck reinigt den Magen«, hatte mein Vater immer gesagt, und beim Gedanken an meinen lieben kranken Vater, der schon lange nichts Vernünftiges mehr von sich gegeben hatte, verkrampfte sich mir vor Heimweh plötzlich das Herz.
    Hannes half mir, den Topf an der Kette über dem Feuer aufzuhängen. Schweigend sahen wir dem Reis beim Kochen zu. Es bildete sich ein bräunlicher Schaum auf dem Kochwasser, aber nicht einmal dieser etwas unappetitliche Anblick hätte verhindern können, dass uns bei dem Geruch, der von dem Reis ausging, das Wasser im Munde zusammenlief. Als er gar war, fiel mir ein, dass ich noch gar kein Sieb bereitgestellt hatte, um ihn abzugießen. Da ich nicht noch einmal in unserer unförmigen Kiste kramen wollte, ließ ich den Reis einfach so lange köcheln, bis alles Wasser verdampft war. Er brannte ein wenig an, doch sogar dieser Geruch erschien uns wie der Inbegriff der Festtagsküche.
    Wir schlangen unser Essen herunter, gierig und schweigend. Danach errichteten wir unser Nachtlager. Ein Bett hatten wir natürlich noch nicht, aber wir hatten uns bei der Ankunft in Porto Alegre an die Empfehlung gehalten, uns Hängematten zu beschaffen. Ich war darüber sehr froh – um nichts auf der Welt hätte ich mich auf den Boden gelegt, nur durch eine Strohmatte von all dem Gekrabbel und Gewimmel getrennt, das uns unbekannt war und von dem man nie wusste, ob man von ihm nicht lebensgefährliche Stiche oder Bisse zu erwarten hatte.
    Die Hängematte war breit genug für zwei Personen. Wir befestigten sie an den Balken unserer Hütte und hofften, dass diese dem zusätzlichen Gewicht gewachsen wären. Es knirschte und ächzte verdächtig im Gebälk, aber die schlichte Konstruktion hielt. Dann rollten wir uns zwei Decken zu Kopfkissen zusammen und legten uns in die Hängematte. Zum Zudecken brauchten wir wegen der Hitze nichts, doch auf unsere Nachtwäsche verzichteten wir schon allein deshalb nicht, weil wir nicht von den Mücken aufgefressen werden wollten. Wir sanken beide augenblicklich in tiefen Schlaf.
    Hannes schien die Position, in der er lag, nichts auszumachen – er schlief und schnarchte, als hätte er nie anders gelegen als mit gekrümmtem Kreuz. Mir jedoch war es nicht bequem, ich wachte mitten in der Nacht auf. Auf der Seite konnte man nicht liegen und auf dem Bauch noch viel weniger. Lag man aber auf dem Rücken, so drückte

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