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Das Mädchen Ariela

Das Mädchen Ariela

Titel: Das Mädchen Ariela Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Gebäude des Kirchenkomplexes zu besichtigen, und wurden sogar im griechischen Patriarchat empfangen.
    Die Gruppe Müller XII zog unterdessen durch das Kriegsgebiet . Die Klagemauer sparten sie sich. Es herrschte dort zu großes Ge dränge, und außerdem waren wieder viele Juden aus Mea Shearim gekommen. Als Willi Müller sie sah, mit steifem Hut und Ringel löckchen, packte er Drummser und Freitag an den Armen und drängte weiter.
    Sie standen auf dem Schlachtfeld herum, wo noch immer ausgebrannte Jeeps, umgestürzte Lastwagen und verlassene Panzer in der Sonne brüteten. Die Toten hatte man weggeschafft, aber noch lag über den Trümmern und in den Ruinen ein leicht süßlicher Geruch.
    Freitag würgte es in der Kehle. Er kämpfte gegen Übelkeit, zog sein Taschentuch und drückte es gegen den Mund. Müller sah ihn scharf an.
    »In den Pripjet-Sümpfen lagen im Sommer mal so an die vierhundert Iwans unbeerdigt herum. Konnte keiner ran. Lagen mitten auf einer Sumpfinsel, und wir kannten den Weg nicht dorthin. Aber wenn der Wind zu uns wehte, Junge, Junge … 'ne böse Sache …«
    »Hören Sie doch auf!« sagte Freitag würgend. »Hören Sie doch endlich auf, mit Ihrem verdammten Krieg zu prahlen!«
    »Diese moderne Jugend. Kein Mumm in den Knochen.« Müller sah Drummser und Kurzleb an. »Wehe, wenn bei dieser Generation der Iwan käme …«
    In der Nähe des Archäologischen Museums, auf einem Platz, der von einigen Jeeps der Israelis besetzt war, während die Häuser wie verlassen aussahen, stand ein erdbraun gestrichener jordanischer Panzer. Die Luke war offen … ohne einen Schuß abgegeben zu haben, schien die Besatzung aus ihm geflüchtet zu sein, als die Israelis nahten. Nun stand er mitten auf dem Platz, unversehrt, wie ein Denkmal. Als Müller XII ihn sah, stieß er einen lauten Schrei aus.
    Freitag zuckte zusammen. »Was haben Sie denn?« fragte er erschrocken.
    »Ein T 34!« jubelte Willi Müller. »Drummser, ein richtiger T 34! Ein guter alter Pott!« Er umarmte den fassungslosen Freitag, der nicht verstehen konnte, wie man von einem Panzer entzückt sein konnte. »Junge, mir kommen die Tränen«, sagte Müller XII. »Du weißt nicht, was ein T 34 ist! Vor denen haben wir in Rußland gelegen, geballte Ladungen in der Hand. Und wir haben sie überlebt. Vor denen sind wir weggerannt wie die Hasen, und wir haben es geschafft. Stell dir vor … sechzig, achtzig Stück auf einmal, gestaffelt in verschiedenen Wellen, und hinter jedem Panzer sowjetische Infanterie, und sie stürmen und brüllen ›Urrä … Urrä‹, und die Dinger kommen immer näher, und wir liegen in den Löchern und warten … warten, daß endlich die Artillerie schießt oder die Flak … Weißt du jetzt, was deine Väter leisteten?«
    »Und warum? Wozu? Warum wart ihr Helden?«
    »Jetzt fragt der schon wieder so dämlich!« Müller ließ den jungen Freitag los. »Man kann mit der heutigen Jugend nicht mehr diskutieren!« Er ging auf den einsamen T 34 los und klopfte gegen die erdbraun gestrichenen Stahlplatten. »Dat waren sie! Damit hat der Iwan den Krieg jewonnen! und mit den Stalinorjeln. Huuii – flumm! Huuiii – flumm! Wenn ich daran denke … Drummser, war dat eine Scheiße.«
    »Mich hätte beinah einer überrollt«, sagte Theobald Kurzleb plötzlich. Drummser und Müller fuhren herum. Es war unglaublich, daß der alte Kurzleb vom Titisee auch Soldat gewesen war.
    »Aus Versehen, wos? Sind S' nicht aus'm Weg gangen?« fragte Drummser.
    »Nein. Am Plattensee. Als sie die Flanke aufrissen.« Kurzleb sah in den Himmel. »Damals habe ich beten gelernt.«
    »Und er lebt noch!« Müller XII lachte. Mit einem Klimmzug zog er sich auf den Panzer und guckte durch die Luke in den Turm. »Alles unversehrt! Nur dreckig! Fehlt der richtige Spieß zum Appell.«
    »Kommen sie herunter, Herr Müller«, sagte Freitag und sah sich um. »Es könnte Ärger geben, wenn die Israelis Sie da oben sehen.«
    »Ich habe die T 34 geknackt, als die meisten dieser jungen Schlipse noch Wünsche waren!« schrie Müller XII vom Turm. Er stemmte sich hoch, schob die Beine in die Luke und verschwand bis zur Brust im Panzer. Freitag sah sich nach allen Seiten um. Auch Drummser wurde es zuviel.
    »I bin dafür«, sagte er, »daß wir uns a Lokal sucha, wo's was Kaltes gibt.«
    »Motor in Ordnung!« rief Müller XII, der in den Turm getaucht war. »Leute, sogar Benzin ist drin! Die Uhr zeigt auf halbvoll!« Er winkte Freitag zu. Sein Gesicht glänzte, wie mit Speck

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