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Das Mädchen aus dem All

Das Mädchen aus dem All

Titel: Das Mädchen aus dem All Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iwan Jefremow
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Meine Freude über diese Entdeckung ist unbeschreiblich. Ihr Dienst hat gut angefangen. Früher hätten die Menschen das als gutes Vorzeichen angesehen. Wie nennen es doch gleich unsere Psychologen? Ein Zusammentreffen von Umständen, das Zuversicht und Enthusiasmus für die künftige Arbeit stärkt.«
    Dar Weter merkte, daß ihn die ungewöhnlichen Eindrücke redselig gemacht hatten. Geschwätzigkeit galt in der Ära des Großen Rings als eine der beschämendsten Schwächen des Menschen. Er verstummte, ohne seinen Gedanken beendet zu haben.
    »Ja, ja«, antwortete Mwen Mass zerstreut.
    Yuni Ant spürte, daß Mwen Mass nicht ganz bei der Sache war, und stutzte. Weda berührte Dar Weters Hand und deutete mit dem Kopf auf Mwen Maas.
    Vielleicht ist er zu empfindsam, ging es Dar Weter durch den Sinn, und er musterte seinen Nachfolger eingehend.
    Mwen Mass fühlte, daß seine Gesprächspartner ein wenig befremdet waren, er gab sich einen Ruck und war so aufmerksam wie zuvor.
    Die Rolltreppe brachte sie nach oben. Mwen Mass und Dar Weter hatten noch zu tun.
    Weda Kong drückte Dar Weter noch einmal fest die Hand und flüsterte, sie werde diese ereignisreiche Nacht niemals vergessen.
    »Ich kam mir so unbedeutend vor!« sagte sie mit einem Lächeln, das ihre Worte Lügen strafte.
    Dar Weter verstand, was sie meinte. Er schüttelte den Kopf.
    »Ich bin überzeugt, Weda, hätte die rothäutige Frau Sie gesehen, sie wäre stolz auf ihre Schwester. Unsere Erde ist gewiß nicht schlechter als ihre Welt!« Seine Zuneigung zu Weda spiegelte sich auf seinem Gesicht wider.
    »Nun ja, in Ihren Augen, lieber Freund«, gab Weda zurück. »Aber fragen Sie Mwen Mass!« Scherzend legte sie die Hand vor die Augen und verschwand hinter einem Mauervorsprung.
    Als Mwen Mass endlich allein war, graute der Morgen. Dämmerung erfüllte die kühle, windstille Luft; Meer und Himmel waren von der gleichen kristallenen Durchsichtigkeit — silbrig getönt das Meer, rosig der Himmel.
    Lange stand Mwen Mass auf dem Balkon des Observatoriums und betrachtete versunken die Konturen der ihm unbekannten Gebäude.
    Ein wenig entfernt erhob sich auf einem flachen Plateau ein gigantischer Aluminiumbogen, durchzogen von neun parallelen Aluminiumstreifen, die durch cremefarbene und silberweiße Plexiglasscheiben verbunden waren — das Gebäude des Rates für Astronautik. Davor stand ein Denkmal, errichtet zu Ehren der Menschen, die als erste in den Kosmos vorgedrungen waren. Es stellte einen steilen Berggrat dar, gekrönt von einem Sternschiff alten Typs — einer fischförmigen Rakete, deren spitzes Vorderteil in die Höhe gerichtet war. Eine Kette von Metallfiguren war spiralförmig um den glatten Denkmalsockel gruppiert: Astronauten, Physiker, Astronomen, Biologen und Verfasser phantastischer Romane. Schon färbte die Morgenröte den Rumpf des alten Sternschiffes und die schwungvollen Konturen der Gebäude, doch Mwen Mass ging noch immer mit langen Schritten auf dem Balkon hin und her. Noch nie war er so erregt gewesen. Nach den allgemeinen Regeln der Ära des Großen Rings erzogen, war sein Körper im harten Training gestählt worden; seine Herkulestaten hatte er erfolgreich absolviert. So nannte man in Erinnerung an die Sagen des antiken Hellas schwierige Aufgaben, die jeder junge Mensch am Ende seiner Schulzeit vollbringen mußte. Wenn er sie bewältigte, war er zur höchsten Bildungsstufe zugelassen.
    Mwen Mass hatte die Wasserversorgung eines Bergwerks in Westtibet organisiert, einen Araukarienwald auf der Hochebene von Nachebt in Südamerika angepflanzt und die Haifische ausgerottet, die erneut vor den Küsten Australiens aufgetaucht waren. Die Stählung für das Leben und seine hervorragenden Anlagen ermöglichten es ihm, viele Jahre lang beharrlich zu lernen und sich auf eine schwere und verantwortungsvolle Arbeit vorzubereiten. Und nun hatte gleich zu Beginn seiner neuen Tätigkeit die Begegnung mit einer der Erde ähnlichen Welt etwas Unerklärliches in ihm ausgelöst. Bestürzt wurde sich Mwen Mass plötzlich der Leere seines bisherigen Lebens bewußt. Unerträglich stark war das Verlangen nach einem neuen Zusammentreffen mit dem Planeten des Epsilon Tucanae. Das Bild des rothäutigen Mädchens, ihre ausgebreiteten Arme, ihr zarter halbgeöffneter Mund und ihre bezwingende Schönheit hatten sich für immer in sein Gedächtnis eingeprägt.
    Daß er von dieser Wunderwelt durch die ungeheuerliche Entfernung von zweihundertundneunzig Lichtjahren

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