Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Mädchen aus dem All

Das Mädchen aus dem All

Titel: Das Mädchen aus dem All Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iwan Jefremow
Vom Netzwerk:
nein, aber so etwas wie eine verführerische Ergebenheit vor der Macht des Schicksals scheint mir . . .«
    Weda verschränkte die Hände im Nacken und dehnte ihren geschmeidigen Körper. Dann sah sie Dar Weter übermütig an.
    »Also los, übernehmen Sie die Führung . . . mein Held!« Ihre tiefe Stimme klang geheimnisvoll und zärtlich.
    Die vom Duft der Gräser geschwängerte, dämmrige Nacht war erfüllt vom Geraschel der wilden Tiere und vom Schreien der Nachtvögel. Weda und Dar Weter schritten vorsichtig aus, um nicht in ein Loch oder eine Erdspalte zu geraten. Die rispenförmigen Halme des Steppengrases streiften ihre Knöchel. Sobald dunkles Strauchwerk auftauchte, blieb Dar Weter stehen und hielt sorgfältig Umschau.
    Weda lachte leise.
    »Vielleicht hätten wir den Akku und das Kabel mitnehmen sollen?«
    »Sie sind ja leichtsinnig, Weda«, sagte Dar Weter gutmütig. »Das hätte ich von Ihnen nicht gedacht.«
    Die junge Frau wurde plötzlich ernst.
    »Ich fühlte mich heute so ganz in Ihrem Schutz.«
    Und dann sprach Weda über die nächsten Aufgaben ihrer Expedition. Die erste Etappe der Ausgrabungen in der Steppe war beendet, Wedas Mitarbeiter kehrten zu ihrer früheren Beschäftigung zurück oder suchten sich eine neue. Dar Weter aber hatte sich noch für keine neue Arbeit entschieden. Noch war er frei und konnte wählen. Nach allem, was sie gehört hatten, war Mwen Mass durchaus erfolgreich. Auch wenn das nicht der Fall gewesen wäre, würde der Rat Dar Weter nicht so schnell wieder jenen Posten übertragen. Im Zeitalter des Großen Rings hielt man es nicht für nutzbringend, wenn jemand lange Zeit ein und dieselbe Arbeit tat. Das Wertvollste, die schöpferische Eingebung, würde nachlassen. Erst nach einer längeren Unterbrechung konnte man wieder an seinen alten Arbeitsplatz zurückkehren.
    »Kam Ihnen unsere Arbeit nicht nebensächlich und eintönig vor, nachdem Sie dochnun sechs Jahre an den Kosmos gewöhnt waren?« Weda sah forschend in sein Gesicht.
    »Ihre Arbeit ist durchaus nicht nebensächlich und eintönig«, entgegnete Dar Weter, »doch gibt sie mir nicht die Spannung, die ich gewohnt bin. Dafür fühle ich mich in bester Laune und bin so ausgeglichen, als würde ich mit hellblauen Träumen behandelt.«
    »Mit hellblauen?« fragte Weda zurück, und ihr stockender Atem sagte Dar Weter mehr, als es die im Dunkeln unsichtbare Röte ihrer Wangen getan hätte. »Als nächstes untersuche ich eine alte Höhle«, fuhr sie rasch fort, »aber nicht eher, als bis sich wieder ein Freiwilligentrupp mit Archäologen zusammengefunden hat. In der Zwischenzeit nehme ich an Ausgrabungen im Meer teil — Kollegen haben mich dazu eingeladen.«
    Dar Weter hatte sie verstanden, und sein Herz klopfte vor freudiger Erregung. Doch er beherrschte sich und fragte ruhig: »Sie meinen die Ausgrabungen der versunkenen Stadt südlich von Sizilien? Im Atlantis-Palast habe ich phantastische Dinge von dort gesehen.«
    »Nein. Zur Zeit graben wir an den Küsten des östlichen Mittelmeers, des Roten Meers und Indiens. Wir suchen nach erhalten gebliebenen Kulturschätzen, angefangen bei der kretisch-indischen Kultur bis zum Beginn des Dunklen Zeitalters.«
    »Ach, nach dem, was man versteckte oder häufiger einfach ins Meer warf, als die Inseln der Zivilisation unter dem Ansturm der ungestümen frischen Kräfte der Barbaren untergingen. Ich verstehe«, sagte nachdenklich Dar Weter, während seine Augen weiterhin aufmerksam die dämmerige Ebene absuchten. »Ich verstehe auch die Zerstörung der alten Kultur, als die antiken Staaten, einst stark durch ihre Naturnähe, nicht imstande waren, die Welt zu verändern und mit der abscheulichen Sklaverei und ihrer parasitären Oberschicht fertig zu werden.«
    »Und dann wurde die antike Sklaverei durch den Feudalismus und die religiöse Finsternis des Mittelalters abgelöst«, setzte Weda fort. »Aber was ist Ihnen noch unklar?«
    »Ich kann mir unter dem Begriff kretisch-indische Kultur kaum etwas vorstellen.«
    »Sie kennen also die neuesten Forschungsergebnisse noch nicht! Spuren dieser Kultur wurden in dem ausgedehnten Gebiet von Amerika über Kreta, das südliche Zentralasien und Nordindien bis nach Westchina gefunden.«
    »Ich hätte nie gedacht, daß es in so alter Zeit bereits Verstecke für Kunstschätze gab, wie wir sie von Karthago, Griechenland oder Rom kennen.«
    »Fahren Sie mit mir, und Sie werden es sehen«, sagte Weda leise.
    Dar Weter ging eine Weile stumm neben

Weitere Kostenlose Bücher