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Das Mädchen aus dem All

Das Mädchen aus dem All

Titel: Das Mädchen aus dem All Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iwan Jefremow
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Wisschenschaft und Technik zurück.«
    »Sie haben mich mißverstanden«, entgegnete Kart San. »Diese Fehler wurden bereits korrigiert, und man hat die Verpflichtung der Kunst gegenüber der Menschheit erkannt. Nicht mehr erdrückende Monumentalwerke werden geschaffen, nicht mehr prunkvolle, aber hohle Fassaden. Die Kunst soll vor allem auf den emotionalen Bereich des Menschen einwirken. Nur die Kunst kann die menschliche Psyche beeinflussen und sie für die Wahrnehmung der kompliziertesten Eindrücke aufnahmebereit machen. Wer von uns weiß nicht, wie zauberhaft leicht man etwas versteht, in das man sich vorher durch Musik, Farbe oder Bild einfühlen konnte? Und wie verschließt sich die menschliche Seele, wenn man in sie grob und unvorbereitet eindringt! Sie als Historiker wissen besser als jeder andere, wieviel Leid die Menschheit im Kampf um Entwicklung und Erziehung der emotionalen Seite der Psyche erfahren hat.«
    »Vor sehr langer Zeit strebte die Kunst nach abstrakten Formen«, bemerkte Weda Kong.
    »Die Kunst versuchte, in Nachahmung des Verstandes zu abstrahieren, er hat allem anderen gegenüber den Vorzug erhalten. Keine Kunst kann sich abstrakt ausdrücken, außer der Musik, die eine Sonderstellung einnimmt und auf ihre Art gleichfalls völlig konkret ist. Es war ein Irrweg.«
    »Welchen Weg halten Sie für den richtigen?«
    »Die Kunst ist meiner Meinung nach Widerspiegelung des Kampfes und der Schrecken der Welt in den Gefühlen der Menschen und bisweilen eine Illustration des Lebens, jedoch stets mit der allgemeinen Zweckmäßigkeit als Richtschnur. Diese Zweckmäßigkeit ist eben das Schöne, ohne das es kein Glück gibt und das Leben keinen Sinn hat. Andernfalls führt die Kunst leicht zu grotesken Einfällen, vor allem bei ungenügender Kenntnis des Lebens und der Geschichte.«
    »Ich habe mir immer gewünscht, die Kunst möge die Welt nicht nur nachgestalten, sondern sie bezwingen und verändern«, warf Dar Weter ein.
    »Einverstanden!« rief Kart San aus. »Jedoch nicht nur die äußere Welt, sondern — vor allem die innere Welt des Menschen, seine Emotionen. Ihre Erziehung . . . mit dem Verständnis für alle Widersprüche . . .«
    Ewda Nal legte ihre feste, warme Hand auf Dar Weters Arm.
    »Von welchem Traum haben Sie sich heute getrennt?«
    »Von einem sehr schönen.«
    »Jeder von uns«, fuhr der Maler fort, »der Werke der Massenkunst des Altertums — Filme, Aufzeichnungen von Theateraufführungen und Gemäldeausstellungen — gesehen hat, weiß, wie geschliffen, geschmackvoll und frei von allem Überflüssigen dagegen unsere modernen Schauspiele, Tänze und Bilder sind. Ganz zu schweigen von den Zeiten der Dekadenz.«
    »Er ist klug, aber geschwätzig«, flüsterte Weda Kong.
    »Für einen Maler ist es schwer, die höchst komplizierten Erscheinungen, die er sieht und aus seiner Umwelt auswählt, mit Worten oder Formeln auszudrücken«, schaltete sich Tschara Nandi ein, und Ewda Nal nickte zustimmend.
    »Mir schwebt folgendes vor«, fuhr Kart San fort. »Ich möchte eine Gestalt malen, in der die edelsten Gefühle und typische Farben und Formen vereint sind. Ich möchte Gestalten reproduzieren, die die vollkommene Schönheit der verschiedenen Rassen aus ferner Vergangenheit repräsentieren, der Menschen, aus deren Vermischungwir hervorgegangen sind. ›Die Tochter Gondwanas‹ zum Beispiel verkörpert das Einssein mit der Natur, das unbewußte Wissen um den Zusammenhang zwischen Dingen und Erscheinungen; Gefühle und Empfindungen, die noch ganz vom Instinkt beherrscht werden.
    ›Die Tochter der Thetis‹ — des Mittelmeers — dagegen verkörpert weit höher entwickelte Gefühle, eine viel breitere Skala. Das ist bereits ein anderes Einssein mit der Natur: durch Emotionen statt durch Instinkte. Die alten Mittelmeerkulturen sind Zeugnis dafür: Im Lebensraum der Kreter, Etrusker, Hellenen, Inder entstand das Bild des Menschen, der diese emotional bestimmte Kultur schaffen konnte. Welch ein Glück, daß ich Tschara gefunden habe! In ihr sind Züge der Griechen und Kreter mit denen der späteren Völker Zentralindiens vereint.«
    Weda lächelte, weil sie mit ihrer Vermutung recht behalten hatte, und Dar Weter flüsterte ihr zu, ein besseres Modell sei schwerlich zu finden.
    »Wenn mir ›Die Tochter der Thetis‹ gelingt, folgt als dritter Teil der Konzeption unweigerlich eine blonde Frau des Nordens mit ruhigem, klarem Blick, hochgewachsen, gemessen in ihren Bewegungen, wie es einst

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