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Das Mädchen aus dem Meer: Roman

Das Mädchen aus dem Meer: Roman

Titel: Das Mädchen aus dem Meer: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Hohlbein
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außerdem meinte ich es ja nicht so. Genauer meinte ich: Mir hätte nichts mehr am Leben gelegen, wenn auch Cocha Mikkokas gemeinen Vorwurf dann noch bestätigt hätte. Was ich aber nicht ernsthaft befürchtete. Oder wenn er sich nicht dafür entschuldigte, dass er es mit Tümpelente Anna getrieben hatte, ehe ich nach Silberfels gekommen war, denn zumindest in diesem Punkt war ich mir meiner Sache jetzt doch nicht mehr ganz so sicher, und das war ein extrem schlechtes Gefühl. Aber ich war bereit, ihm zu verzeihen, wenn er angemessen um meine Nachsicht kämpfte. Schließlich hatte er mich weder belogen noch betrogen. Er hatte mir nur etwas verschwiegen, und das bestimmt auch nur, um mich nicht zu verletzen.
    »Wie kann man einem Menschen bloß so hörig sein«, stöhnte Mikkoka. »Hat deine Mutter dir die Brust verweigert, oder was?«
    »Nein«, antwortete ich. Inzwischen war neue Wut in mir aufgekeimt, die meine Furcht bremste, obwohl Kratt mir noch immer viel zu nahe gegenüberstand. »Sie hat die gesündeste und klügste auffindbare Amme für mich bereitgestellt. Genau wie für meine Brüder.«
    Mikkoka rollte mit den Augen, und nun, endlich, konnte ich auch die ersten Regungen im Dickicht ausmachen.
    »Und jetzt sag mir die Wahrheit«, forderte ich Kratt auf. »Bezahlst du Cocha dafür, dass er so tut, als ob er mich liebt? Hast du ihn dazu aufgefordert, mit mir zu schlafen? Prostituiert er sich für euch?«
    »Er hat’s also wirklich nicht lassen können«, seufzte Kratt.
    »Sag ich doch«, pampte Mikkoka, und ich musste mir vorstellen, wie sie in der einen Nacht, die ich allein mit Cocha verbracht hatte, vor dem Zelt gehockt und mit dem Ohr an der Plane gelauscht hatte. Auch kein gutes Gefühl.
    »Ja, ich habe ihn darum gebeten, dich dumm und dämlich zu pimpern«, räumte Kratt ein.
    »Aber es war nicht mehr nötig«, kommentierte Mikkoka. »Das wäre, als versuchte man Wasser zu befeuchten.«
    Ich beehrte sie mit einem vernichtenden Blick. Aus dem Augenwinkel sah ich nun den Esel, vollgepackt mit Diebesgut, das teilweise wirklich so scharfkantig war, wie Tronto angekündigt hatte. Die Zwillinge versperrten mir den Blick auf Golondrin und Cocha, die bei ihnen sein mussten.
    »Aber es war aussichtslos«, verbesserte Kratt seine Schwester. »Aus mir unerfindlichen Gründen mag er dich nämlich tatsächlich. Er wollte, dass du dich uns aus Überzeugung anschließt, nicht aus pubertärer Triebhaftigkeit.«
    »Ein weiser Mann«, lästerte Mikkoka. »Da kommt unser Held auch schon.«
    »Als du in der Grotte aufgetaucht bist, warst du längst noch nicht reif für uns. Weder aus diesen noch aus jenen Gründen«, erklärte Kratt weiter. »Cocha hatte keine Ahnung davon, dass ich dich die ganze Zeit über beobachten ließ. Ich wollte Überraschung vortäuschen.«
    »Was ist hier los?«, verlangte Cocha zu wissen, der sich eilig an den Zwillingen und dem Esel vorbeischob und auf mich zuschritt.
    Ich wich ihm aus und maß Kratt auffordernd. Jetzt wollte ich alles hören.
    »Ich hatte nie vor, dich zu ertränken. Denn das hätte ihn so sehr gegen mich aufgebracht, dass ich auch ihn hätte umbringen müssen«, berichtete Kratt gelassen. »Für ihn habe ich dich am Leben gelassen, und seinetwegen werde ich dir auch weiterhin nichts antun, solange ich eine Wahl habe. Er ist ein guter Mann, und wir brauchen Leute wie ihn. Was dich angeht, bin ich nach einigem Für und Wider zu dem Schluss gekommen, dass ich Vorteile aus deiner Blindheit ziehen kann, solange du noch alles tust, was Cocha von dir will.«
    »Und was genau bietet sich da an?«, hakte ich steif nach.
    »Es bietet sich an, dass du als vermeintlich vor Rebellen gerettetes Faronenkind von ein paar Kriegern in die Obhut deines Vater gebracht werden sollst«, antwortete Kratt. »Wir haben drei Männer ausfindig gemacht, die sich bereiterklärt haben, uns ihre überaus attraktiven und hochwertigen Kleider, Rüstungen und Waffen auszuleihen. Unter diesen Voraussetzungen sollte es möglich sein, sich ein angemessenes Schiff zu borgen, das dich selbstredend nicht wirklich nach Hause bringt. Ebenso bietet es sich an, dass Cocha dich in Montania darum bittet, ein Gespräch mit Gormo zu ersuchen. Er hat versprochen, dich dazu zu überreden.«
    »Sie davon zu überzeugen «, betonte Cocha, dem die Sache sichtlich unangenehm war. »Das ist etwas anderes. Wir haben dir übrigens ein Paar Stiefel mitgebracht, Chita. Und einen warmen Mantel.«
    Seufzend wandte sich Kratt wieder an

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