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Das Mädchen aus dem Meer: Roman

Das Mädchen aus dem Meer: Roman

Titel: Das Mädchen aus dem Meer: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Hohlbein
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die Wand knallen ließ. Er schützte mich davor, mir selbst ernsthaft wehzutun, indem er eine Hand zwischen meinen Kopf und den glatten Fels schob. »Er meint es nicht so. Ganz bestimmt nicht«, sagte er.
    Aber ganz sicher klang er dabei nicht, sondern eher so, als versuchte er, sich selbst Mut zu machen – nicht zuletzt hatten wir gerade erfahren, dass mein Vater seine ganze Familie eingekerkert und seine Mutter zum Tode verurteilt hatte. Und in diesen Minuten entschied ich für mich, nicht mehr die Tochter meines Vaters sein zu wollen. Ich war zutiefst verletzt, schämte mich vor mir selbst, vor Cocha und der gesamten cyprischen Bevölkerung für das Blut, das in meinen Adern floss, und ließ meiner Wut freien Lauf, indem ich auf die Füße sprang und eines der kleinen grünen Fenster mit der bloßen Faust zertrümmerte.
    »Willkommen im Club«, kommentierte Mikkoka, die in diesem Moment hereinkam, meinen Wutausbruch. Sie hatte wohl an der Tür gelauscht, um meine Reaktion auf die Nachricht, um die sie schon vor mir Bescheid wusste, zu verfolgen.
    »Verschwinde, Mikkoka!«, fluchte ich, während Cocha meine Handgelenke packte, um die Scheiben und meine jetzt schon zerschnittene Haut (und vielleicht auch Mikkoka) vor weiteren Schäden zu bewahren.
    Aber Mikkoka schüttelte den Kopf. »Du hast keinerlei Rechte mehr – nicht einmal das Recht, mich zu bitten, dir aus den Augen zu gehen«, antwortete sie gelassen und machte es sich dreist auf meinem Bett bequem. »Du bist eine Rechtlose, wie Kratt ein Rechtloser ist.«
    »Und das bestimmt nicht zu Unrecht«, zeterte ich. »Im Gegensatz zu mir! Was bildet sich Kratt eigentlich ein, meinen Namen unter seinen kopflosen Wisch zu setzen?«
    »Es war abgesprochen, seit wir in Silberfels aufgebrochen sind. Zumindest das kannst du ihm nicht zum Vorwurf machen«, winkte Mikkoka ab. »Aber was genau macht meinen Bruder eigentlich zu einem Verbrecher vor deinem Vater? Außer vielleicht, dass er sich mit den Paradieslosen verbrüdert hat, denen dein Vater bis vor ein paar Tagen keinerlei Beachtung geschenkt hat. Obwohl er immer davon wusste. Jeder , der in Silberfels gelernt hat, kennt sie und weiß um ihre Ziele. Terroristische Vereinigung«, setzte sie verächtlich hinzu. »Bis gestern war es noch ein Haufen naiver Heißsporne, die man am besten völlig außer acht lässt. Auch negative Aufmerksamkeit ist schließlich Aufmerksamkeit.«
    »Mein Vater wird schon einen Grund dafür haben, dass er ein so hohes Kopfgeld auf ihn ausgesetzt hat«, behauptete ich und fragte mich, warum ich ihn eigentlich immer noch verteidigte. Wie konnte er bloß so herz- und gedankenlos sein? Ich hatte doch nur um eine Verhandlung gebeten! Er kannte doch meine Handschrift und musste sehen, dass es unsinnig wäre, parallel dazu einen Aufruf zum offenen Aufstand zu unterzeichnen!
    »Ja. Und zwar irgendeine alte Kamelle, von der ich praktisch nichts weiß«, bestätigte Mikkoka. »Irgendein persönliches Ding. Gormo sagt, dass es etwas mit seiner Mutter zu tun hat. Was genau, weiß er auch nicht. Als dein Vater herausfand, wie ihr Name war, hat er angeblich versucht, meinen Bruder umzubringen. Aber du hast ihn ja schon in Aktion erlebt. Ebenso gut hätte er versuchen können, einen Großbrand auszupusten oder eine Portion Haferschleim an die Wand zu nageln. Mein Bruder ist natürlich aus Hohenheim entkommen, und seitdem ist er ein Rechtloser. Einer der meistgesuchten sogar.«
    »Und was hat eure Mutter verbrochen?«, hakte Cocha nach.
    »Seine, nicht meine«, betonte Mikkoka. »Ich hätte ehrlich gesagt schon ein Problem damit, wenn er den Kopf meiner Mutter am Gürtel trüge. Aber die ist zum Glück wohlauf. Er ist nur mein Halbbruder, der Sohn meines Vaters und einer anderen Frau, deren Gesicht ihr ja kennt … Na ja. Ich weiß nicht viel von ihr. Nur ihren Namen. Bei uns zu Hause hat niemand darüber gesprochen. Nur mein Großvater, und der wusste nicht viel. Und in den zwei Jahren, die ich meinen Bruder nun kenne, weigert sich Kratt, mir etwas darüber zu erzählen. Also dachte ich, jetzt, wo du nichts mehr zu verlieren hast und uns selbst dann nicht mehr an deinen Vater verraten könntest, wenn du wolltest, frage ich einfach dich, Jamachita. Ab sofort können wir ehrlich zueinander sein. Wir sitzen im selben Boot.«
    »Wenn das hier ein Boot wäre, würde ich dich ertränken«, erwiderte ich wütend. »Lass mich in Ruhe, Mikkoka. Ich habe ohnehin keine Ahnung, wovon du da sprichst.«
    »Ich auch

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