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Das Mädchen aus dem Meer: Roman

Das Mädchen aus dem Meer: Roman

Titel: Das Mädchen aus dem Meer: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Hohlbein
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es annehmt. Es würde mir ebenso schwerfallen, euch ziehen zu lassen, wie es mir schwerfällt, euch hier in meiner Burg zu wissen, die schon morgen nicht mehr sicher sein kann. Dieser Tage scheint einfach alles falsch, was man tut.« Er erhob sich und tat etwas, das er noch nie getan hatte: Er verneigte sich vor uns und suchte einen Moment nach Worten, ehe er schloss: »Wahrscheinlich werden wir uns nicht mehr sehen, denn ich reise noch vor dem Morgengrauen ab. Wenn jemand an den Quellen sterben muss, möchte ich der Erste sein. Denn allein mein Versagen ist der Grund für diesen Krieg.«
    Und ehe jemand von uns widersprechen konnte, verschwand er durch eine schmale Hintertür und ließ uns alle in einer Mischung aus Verwirrung, Empörung und Hilflosigkeit zurück.
    Ich habe mit Niedlich gesprochen.
    Auf jeden Fall brauchten wir einen Moment, um … Was?
    Froh! Du bist aufgewacht! Den Sternen sei Dank! Du bist wieder da! Was so ein bisschen süßes Wasser an der richtigen Stelle aber auch ausmachen kann!
    Es war kein Wasser. Es war Liebe. Es war Niedlich. Sie lebt.
    Oh, bei Sirius …! Jetzt heule ich schon wieder. Ich habe aber auch nah am Wasser gebaut. Ganz schön peinlich, nicht wahr? Kann ich irgendwas für dich tun, Froh? Möchtest du etwas essen? Soll ich dich aufsetzen? Soll ich diesem nervigen Stotterer den Hals umdrehen? Stört dich sein Geplapper?
    Nein. Alles ist gut, Chita. Niedlich lebt.
    Natürlich lebt sie. Und Cocha und all die anderen auch, davon bin ich überzeugt. Warte. Ich will den Körperkundigen holen.
    Bitte bleib hier. Hätte ich dich nicht gefunden, hätte ich nicht lange genug gelebt, um ihre Botschaft zu empfangen. Sie hat mit mir gesprochen. Im Dazwischen.
    Eine Nahtoderfahrung? Darüber haben wir einmal in Silberfels gesprochen, in Allgemeiner Glaubenskunde. Das passiert, wenn …
    Niedlich ist auf Vulkas Berg. Sie wartet dort auf mich. Sie sagt, es war falsch von mir zu gehen.
    Sag ich doch.
    Sie will, dass ich zurückkomme. Glaubst du, dass ihr mich nach Hause bringen könnt?
    Natürlich können wir das! Wir sind auf dem Weg nach Cypria. Bald ist alles wieder gut, Froh. Und jetzt hole ich den Körperkundigen. Vielleicht kann er irgendetwas tun, damit du schneller wieder ganz gesund wirst.
    Bleib hier und mach dir keine Sorgen, Chita. Ich weiß jetzt, was ich tun muss. Ich muss leben. Aber vielleicht hilfst du mir, dieses seltsame Ding aus meinem Rachen zu ziehen? Ich kann kaum sprechen damit.
    Selbstverständlich. Wenn du mir versprichst, so viel zu essen und zu trinken, wie du nur kannst.
    Ich verspreche es.
    Gut.
    Das ist wirklich unangenehm …
    Ja, aber es ist gleich vorbei.
    Vielleicht redest du derzeit weiter? Es lenkt mich von diesem schlechten Gefühl ab. Und ich will wissen, wie deine Geschichte endet.

39
    M arkannesch verließ seine Burg im montanischen Sumpf, und Cocha, Golondrin, Tronto, Kratt, Mikkoka und ich gingen mit ihm. Außerdem natürlich die Paradieslosen, die inzwischen den Weg zu uns gefunden hatten, und fast alle Krieger, die in der Burgpyramide lebten und dienten. Einzig die Lemurenkrieger, die mit dem cyprischen Montania möglichst wenig zu schaffen haben wollten, blieben zurück.
    Wie Markannesch hätte auch ich Rossa gern mit auf die Reise genommen. Aber wir vertrauten ihn dem Lemurenstamm an. Ein Kind hat im Krieg ja nun wirklich nichts verloren, und Rossa war schlicht zu klein, um ihn unter dem Schutz einer Handvoll Männer nach Jama zurückzuschicken. Überall auf unseren Inseln tobte der Aufruhr – selbst für mich wäre es gefährlich gewesen, die Heimreise anzutreten. Aber ich hätte mich im Zweifelsfall auch noch selbst gegen mögliche Angriffe durch die Aufständischen zur Wehr setzen können. Rossa hingegen hatte in den vergangenen Monaten zwar bemerkenswertes Geschick an seinem kleinen Bogen bewiesen, aber allein der Rückstoß eines Kugelpuffers hätte seinen kleinen, zierlichen Leib meterweit durch die Luft geschleudert, wenn Markannesch ihm einen solchen gegeben hätte und er in die Not geraten wäre, davon Gebrauch machen zu müssen. In den Wäldern, so entschieden wir also nach einigem Hin und Her, war er wahrscheinlich noch am sichersten aufgehoben, und so ließen wir ihn schweren Herzens, aber auch mit einem guten Schuss Hoffnung zurück.
    In den kommenden drei Wochen lernte ich also endlich das cyprische Montania kennen. Und das hatte mit dem einfachen, aber fast sorglosen Leben in den Sümpfen wirklich gar nichts gemein.
    Nach nur einem

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