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Das Mädchen aus dem Meer: Roman

Das Mädchen aus dem Meer: Roman

Titel: Das Mädchen aus dem Meer: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Hohlbein
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mein eigenes Zimmer – nur unordentlicher, denn für mich räumte täglich eine Magd auf. Aber es war niemand darin. »Er ist mein Pate, und wir waren verabredet«, erklärte ich, während ich den nächsten Raum kontrollierte.
    »Er musste sich um eine dringende Angelegenheit kümmern«, versuchte Golondrin mich zu besänftigen.
    »Sicher. Um Anna«, erwiderte ich und steuerte auf den dritten und letzten Raum zu. Hinter dieser Tür, davon war ich überzeugt, würde ich ihn finden. Zusammen mit Anna. Und heute würde mich bestimmt nichts davon abhalten, die Symmetrie aus ihrem Gesicht zu vertreiben. Schließlich hatte Cocha mich für sie versetzt.
    »Nicht um Anna«, verneinte Golondrin, während sich die Akkabäerin entschlossen zwischen mich und die letzte Tür schob und herausfordernd den Kopf in den Nacken warf. In ihren Augen blitzte kampflustiger Trotz. »Um andere … Dinge . Ich kann es dir nicht sagen, wirklich nicht. Aber er wird es schon noch selbst tun, wenn du nur aufhörst, ihn so sehr unter Druck …«
    Ehe er seinen Satz zu Ende sprechen konnte, hatte ich dem fremden Mädchen, das sich mir in den Weg gestellt hatte, eine Schelle verpasst, dass ihr die Ohren klingeln mussten. Aber zu meiner Enttäuschung schwankte sie nicht einmal.
    Stattdessen warf sie die Bodendielen nach meinem Gesicht.
    Das tat sie natürlich nicht. Aber weil ihr Gegenangriff so schnell und gekonnt kam, dass ich überhaupt nicht sah, was genau sie tat, sondern nur registrierte, wie die Dielen plötzlich auf mich zurasten, kam es mir eben so vor. Es dauerte einen Moment, bis ich begriff, dass nicht etwa der Boden in die Höhe ges chnellt, sondern ich wie ein Brett vornübergefallen war. Und dass etwas meinen Nacken getroffen hatte, denn der schmerzte plötzlich erbärmlich.
    Zunächst verdächtigte ich natürlich Golondrin, mich hinterrücks attackiert zu haben, aber als ich mich stöhnend auf die Seite wälzte, stand die Akkabäerin breitbeinig über mir, rieb sich die Hände und blickte dabei kopfschüttelnd auf mich herab.
    »Du hältst dich wohl für ganz was Besonderes, wie?«, spottete sie.
    Ihre Aussprache grenzte wirklich an Körperverletzung. Ich konnte sie kaum verstehen. Aber das lag vielleicht auch an dem lauten Pochen, das ich plötzlich in den Ohren hatte.
    »Kommst hier rein und benimmst dich wie die Faronin der Welt. Bist du aber nicht.«
    Mit einem gut gezielten Tritt gegen das Kinn hinderte sie mich daran, mich wenigstens in eine sitzende Position aufzurichten.
    »Ähm …«, meldete sich Golondrin zögerlich zu Wort. »Ist sie eigentlich doch, Mikkoka. Zumindest ist sie die einzige Tochter von Faro Rah Loro dem Zwölften.«
    »Oh«, machte Mikkoka. »Die Olle mit dem Karren, was? Hatte ich mir noch gar nicht so genau angesehen.«
    Sie zog eine Grimasse, trat einen halben Schritt beiseite und beugte sich zu mir herab, um mir widerwillig eine helfende Hand anzubieten.
    Ich spuckte danach und registrierte erschrocken, dass mein Speichel mit Blut vermengt war. Jetzt, da ich es gesehen hatte, schmeckte ich es auch, und ich spürte einen brennenden Schmerz auf der Oberlippe, mit der ich ungebremst auf die hölzernen Dielen geknallt war. Außerdem tat mir die Nase weh. Und der Nacken und das Kinn. Dieser brutale Primat hatte mich ganz schön erwischt.
    Kaum zurück auf den Füßen, öffnete ich den Mund, um nach meinen Kriegern zu schreien, aber Golondrin presste mir erschrocken eine Hand auf die Lippen.
    »Bitte, Chita!«, jammerte er und maß mich mit großen, flehenden Augen. »Mach jetzt keinen Fehler! Wir zeigen dir, wo Cocha ist, in Ordnung? Wenn du wirklich darauf bestehst, dann tun wir es.«
    Mikkoka protestierte, aber Golondrin schnitt ihr entschieden das Wort ab.
    »Das haben wir jetzt ganz allein dir zu verdanken!«, wies er sie verärgert zurecht. »Du musst ja immer alles gleich mit Gewalt regeln! Wenn sie nach ihren Wächtern ruft, sind wir alle aufgeschmissen. Ich gehe doch recht in der Annahme, dass der Gang offen steht, oder? Darum hast du sie nicht hineingelassen, richtig?«
    Statt zu antworten, blickte Mikkoka finster auf ihre Zehen hinab und zuckte die Schultern.
    »Das habe ich mir gedacht.« Golondrin nickte vorwurfsvoll. »Und darum haben wir jetzt nur zwei Möglichkeiten: Entweder, wir bringen sie zu Cocha. Oder sie ruft ihre bescheuerten Krieger, und wir fliegen alle auf. Willst du das?«
    Mikkoka verneinte schnaubend, und ich maß Golondrin noch immer wütend, aber auch zunehmend irritiert. Was

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