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Das Mädchen aus dem Meer: Roman

Das Mädchen aus dem Meer: Roman

Titel: Das Mädchen aus dem Meer: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Hohlbein
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hat irgendwie die Kontrolle verloren.«
    »Klar – jetzt schiebst du alles auf mich!«, protestierte die Akkabäerin aus dem Haus zu uns herunter. »Cocha ist doch selbst schuld, wenn er sich mit so etwas abgibt!«
    Ich war empört, in erster Linie aber immer noch verwirrt. »Also?«, drängte ich darum auf eine Antwort, ohne auf Mikkokas Unverschämtheiten einzugehen.
    Cocha schwieg.
    »Gut. Ich kann auch anders«, erklärte ich darum. »Du hast zwei Möglichkeiten zu vermeiden, dass der Dekan von eurem kleinen Geheimnis hier erfährt. Die eine ist: Du erzählst mir, was hier gespielt wird. Und die andere ist: Du drehst mir auf der Stelle den Hals um. Traust du dich das?«
    »Nie im Leben!«, mischte sich Mikkoka wieder ein. »Das traut er sich nicht. Ich meine: Es dir zu erzählen.«
    Ich schnappte nach Luft und rang um Fassung, aber Cocha rollte seufzend die Augen, legte die Hände auf meine Schultern und suchte meinen Blick. »Wie geht es deinem Bruder?«, fragte er unpassenderweise.
    »Wie bitte?«, fragte ich verwirrt.
    »Dein Bruder«, wiederholte Cocha geduldig. »Wie es ihm geht … Bestimmt hat er nicht nur geschrieben, dass er ein neues Herz bekommt, oder?«
    »Nein … Ja …«, antwortete ich verwirrt. Schön, dass er sich offenbar doch für meine Belange interessierte. Aber das war jetzt wirklich nicht der richtige Zeitpunkt. »Wohin führt dieser Tunnel?«, beharrte ich. Er sollte nicht weiter versuchen, vom Thema abzulenken.
    Cocha nickte. »Ich werde es dir zeigen«, erklärte er. »Und ich möchte dir jemanden vorstellen.«

20
    N ach den ersten Schritten erwies sich der Tunnel als Teil eines unterirdischen Labyrinths von natürlichem Ursprung, und dieses Labyrinth führte keineswegs unter der Stadt und dem Kanal hindurch, sondern erstreckte sich, wie es mir schien, durch sämtliche Hügel an der Stadtgrenze. Nach weniger als fünfzig Schritten ging es so steil bergauf, dass ich in der Dunkelheit ein ums andere Mal ins Stolpern geriet, und dann wieder bergab und bergauf und immer so weiter. Aber ich fiel nicht, denn Cocha führte mich mit schlafwandlerischer Sicherheit an der Hand durch die wirr miteinander verzweigten, schmalen Tunnel, was mich ungemein beeindruckte und all meine Schmerzen nichtig machte. Hätte ich diesen Weg ganz allein gehen müssen, das wusste ich, wäre ich vor Angst tausend Tode gestorben, während ich mich hoffnungslos verlaufen hätte. Aber an Cochas Hand fühlte ich mich sicher und geborgen.
    Während wir uns durch das Labyrinth zwängten, das mir wie ein monumentaler Ameisenbau erschien, erzählte ich Cocha schließlich doch von Sora, dem es nach eigener Aussage gut ging (er war stabil , wie Hommijr es formulierte), was aber voraussichtlich nicht lange so bleiben würde, wenn er nicht bald ein neues Herz bekam. Hommijr hatte zwei weitere begnadete Körpermeister nach Hohenheim bestellt, die seinem Elend mit dem kranken Herzen in Kürze ein Ende setzen wollten, indem sie ihm ein neues einpflanzten, so berichtete ich voller Zuversicht.
    »Ein neues?«, hakte Cocha nach. Es war zu dunkel, als dass ich sein Gesicht hätte erkennen können, aber in seiner Stimme schwang Skepsis mit, was mich schon wieder ein bisschen beleidigte. Schließlich beschäftigte mein Vater nur die Besten der Besten; es gab keinen Grund, den Körpermeistern nicht zu vertrauen, und das sagte ich ihm auch.
    »Das meine ich nicht«, erwiderte Cocha. »Ich meine: Was für ein neues? Hast du mal darüber nachgedacht, woher sie das neue Herz bekommen? Von einem Primitiven vielleicht?«
    »Niemals!«, schnaubte ich beleidigt.
    »Von einem Pferd oder gar einem Schwein?«, bohrte Cocha weiter, und ich riss mich wütend von seiner Hand los, merkte, dass es immer noch stockdunkel war, und tastete mich doch lieber wieder zu ihm hin.
    »Was soll das?«, empörte ich mich trotzdem. »Wieso willst du mich jetzt unbedingt kränken? Nur weil ich neugierig war und wissen wollte, was du treibst und unbedingt vor mir zu verheimlichen versuchst?«
    »Du wolltest doch nur zufällig zu Anna«, erinnerte mich Cocha. »Wegen der Ausschreibung.«
    »Hör auf damit«, schalt ich ihn.
    »Ich will dich nicht kränken«, behauptete Cocha. »Ich will dich nur zum Nachdenken bewegen. Dein Vater tut alles für dich. Und mittlerweile auch wieder für deinen Bruder, warum auch immer. Er liest dir jeden Wunsch von den Augen ab. Ihr beide bekommt alles, was ihr braucht, und auch alles, was ihr einfach nur wollt. Aber nie fragt ihr euch,

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