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Das Mädchen aus der Pearl Street

Das Mädchen aus der Pearl Street

Titel: Das Mädchen aus der Pearl Street Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Gilman Butters
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dir?“
    „Besser.“
    „Hoffentlich.“
    Sie schlüpfte in Shorts, bis Cy weggegangen sein würde und sie in Ruhe ihren Schlafanzug anziehen und sich etwas zu essen machen konnte.
    Es wurde fast acht Uhr, ehe sie hörte, daß Cy sich verabschiedete. Kitty lehnte sich über das Geländer und verstand genau die Worte:
    „Ich verspreche Ihnen, daß bis nächste Woche alles für Sie bereit sein wird, Thomas. Aber inzwischen ziehen Sie nicht mehr aus, um weitere Nulpen zu verdreschen; kann ich mich darauf verlassen, Thomas?“
    „Gewiß, Cy — und — vielen Dank.“
    „Danken Sie nicht mir; danken Sie sich selbst!“
    Die Tür klappte ins Schloß, und Thomas schaute die Treppe hinauf. Seine Stirn war rot vor Erregung, aber er lächelte.
    „Du kannst jetzt von deinem Horcherposten abtreten“, rief er seiner Schwester zu.
    „Thomas...“, sagte sie beschämt.
    Er grinste. „Macht nichts, Kitty...“
    „Wie geht es deiner Hand?“ fragte sie und ging auf ihn zu.
    „Macht sich alles.“
    „Und---Pussy?“
    „Ich habe ihn nicht sehr schwer zugerichtet, Kitty, ehrlich. Drei Mann haben sich an Danny vergriffen, und ich habe jedem von ihnen heimgezahlt. Al Sweeney, Brick Earl und Pussy.“
    „Aber Al Sweeney- ist er nicht einer der ;Dämonen’?“ überlegte sie.
    Seine Züge wurden hart. „Sicher ist er das. Na, und?“
    Sie sah ihn forschend an. Was mochte wohl in ihm vorgegangen sein, was ihn noch jetzt bewegen? Al Sweeney war ein Freund von ihm, oder er war es einst gewesen. Ein Mitglied seiner Clique!
    „Ich weiß genau, was du denkst“, gab Thomas ihr freiwillig die Antwort, „aber das ist alles vorbei jetzt. Wenn man so weit geht, meinen Bruder umbringen zu wollen---meinen eigenen Bruder---„ Er konnte nicht weitersprechen, aber dann sprudelte es weiter aus ihm hervor: „Es ist vorbei. Aus. Sie haben mich selbst auf die andere Seite hinübergestoßen. Wenn sie Danny noch schlimmer zugerichtet hätten, dann würde ich nicht davor zurückgeschreckt sein, sie mit meinen eigenen Händen zu
    erwürgen.“
    Er betrachtete seine Hände und nickte, und dann sah er das Entsetzen, mit dem Kitty ihn anstarrte. Langsam entspannten sich seine Fäuste.
    „Bis nachher, Kitty“, sagte er und trat aus der Tür.
     

11. KAPITEL
     
     
    Nachdem sich Cy um acht Uhr verabschiedet hatte, ging Kitty zu Bett, und um eins stand sie bereits wieder auf. Sie hatte ein Weilchen mit sich kämpfen müssen, vor allem mit dem Einwand, daß Cy Verständnis hätte, wenn sie heute nicht erschiene, aber schließlich hatte sie ihm versprochen, jeden Freitagnachmittag in der Kindertagesstätte auszuhelfen. Mit ein wenig Ach und Weh badete sie, zog sich an und nahm einen Imbiß zu sich, wobei sie sich die Frage stellte, was sie sich hier wohl wieder einmal eingebrockt haben mochte.
    Es war einer der schwülsten Sommernachmittage, wo das Thermometer nahe vierzig Grad stand, der Himmel ein mattes, ausgeblichenes Weiß zeigte und die Bäume welk und erschöpft wirkten. Die Sonne dörrte mit jedem Tag mehr die paar tapferen Blumen aus, die den Platz um den Flaggenmast schmücken sollten. Von Kindern war nichts zu hören oder zu sehen. Kitty fühlte sich fehl am Platze, heiß und schlecht gelaunt, als sie das Gemeindehaus betrat.
    „Ah, da ist sie!“ begrüßte Cy Kitty und trat ihr aus seinem Büro entgegen, „das ist wirklich nett von Ihnen. Die kleine Bande ist unten in der Turnhalle, es ist zu warm, um im Freien zu spielen. Kommen Sie, ich stelle Sie gleich Clovis Hart vor. Sie und ich, wir teilen uns in die zweifelhafte Ehre, die einzigen bezahlten Wohlfahrtsbeamten zu sein.“
    Er öffnete ihr die Tür zur Turnhalle, und ein wahrer Höllenlärm schlug ihnen entgegen. Über Cys Schulter hinweg sah Kitty ein Dutzend bunte Luftballons umherfliegen und eine Horde Kinder, die sie mit schrillem Geschrei einzufangen versuchte. In der Mitte dieses Chaos stand eine Erwachsene, eine junge Negerin in einem frischen, blauen Kattunkleid.
    „Ist das Clovis Hart?“ fragte Kitty.
    „Ja, das ist unsere Clovis. Eigentlich sollte man sie Fräulein Dr. Hart nennen, denn sie hat ihren Doktor mit Erfolg gebaut, ehe sie hierher zu uns kam, aber sie zieht es vor, inkognito zu reisen“, erklärte Cy, indem er lächelnd auf sie zuschritt. „Haben Sie die Ballons auf die Ausgabenliste gesetzt, Clovis?“
    „Nein, Cy, Sie wissen doch, daß ich ein schrecklich schlechtes Gedächtnis habe. Außerdem, kommt es darauf wohl an?“
    „Sie sollten nicht

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