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Das Mädchen aus Mantua

Das Mädchen aus Mantua

Titel: Das Mädchen aus Mantua Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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Krächzen und Kichern klang. »Es geht ihr nicht darum, dass dir vom Monatsübel schlecht wird. Sondern vom Ausbleiben desselben.«
    Marta blickte die Großtante ihres Gatten mit großen Augen an, fernab von jedem Begreifen. »Was meinst du?«
    Die alte Frau lachte keckernd. »Sie denkt, du könntest vielleicht ein Kind kriegen! Wie die steinalte Sara in der Bibel.«
    Marta wandte sich empört ihrer Nichte zu. »Stimmt das?«
    »Äh … also … Weißt du, dergleichen kommt manchmal vor bei Frauen, die sich schon in den Wechseljahren wähnen …«
    »Die hat Marta schon lange hinter sich«, sagte Immaculata mitleidlos. »Sie ist seit fünf Jahren restlos ausgetrocknet.«
    Martas Augen füllten sich mit Tränen. »Es ist nicht höflich von dir, das mit so harschen Worten zu beschreiben!«
    Die Alte grinste nur. »Abgesehen davon müsste dich schon der heilige Geist besucht haben.« Erklärend wandte sie sich an Celestina: »Wie du zweifellos als medizinisch gebildete Person weißt, braucht es zum Kinderkriegen immer zwei. Eine Frau – und einen Kerl, der Lust hat, sie zu besteigen.«
    Damit schien sie erst recht eine empfindsame Ader getroffen zu haben. Marta brach in Schluchzen aus, ihr ganzer Körper wurde davon geschüttelt.
    Rasch schaffte Celestina die Schüssel mit dem Erbrochenen außer Reichweite. Peinlich berührt blickte sie zu Boden.
    »Musst du ständig Salz in diese Wunde streuen?«, klagte Marta. »Mir wieder und wieder unter die Nase reiben, dass er mich verabscheut?«
    Als es an der Tür klopfte, sprang Celestina erleichtert auf. »Wer ist da?«
    Onkel Lodovico steckte den Kopf herein. »Alles in Ordnung?« Er sah seine Frau weinen. Besorgt trat er einen Schritt näher. »Ist es so schlimm? Ich hörte, wie elend du dich fühlst.« Sein Blick fiel auf die stinkende Schüssel. »O je! Es ist wirklich schlimm, was?« Zögernd wandte er sich an Celestina. »Ich experimentiere gerade mit einer neuen Kräutermischung, die sehr gut gegen Magen- und Verdauungsprobleme wirkt. Ich könnte Marta einen Trunk daraus brauen.«
    Marta wandte ihm ihr tränenüberströmtes Gesicht zu. »Das würdest du für mich tun?« Dankbarkeit leuchtete aus ihren geschwollenen Augen.
    Er erwiderte ihren Blick mit spürbarem Unbehagen. »Natürlich.«
    Celestina hätte schwören mögen, dass er ein schlechtes Gewissen hatte. Sofort bekam ihr Verdacht neue Nahrung. Doch wie sollte sie ihrem Onkel verbieten, seiner Frau einen Kräutertrank zuzubereiten? Etwa: Lass das mal lieber, ich fürchte, du willst sie vergiften?
    »Eine gute Idee«, sagte sie stattdessen. »Ich denke, ich nehme ebenfalls einen Schluck davon, ein wenig Bauchgrimmen habe ich nämlich auch.«
    Das Gebräu schmeckte widerlich bitter, Celestina hätte den winzigen Schluck, den sie davon genommen hatte, am liebsten sofort wieder ausgespuckt, doch da ihr Onkel daneben stand und sie erwartungsvoll anblickte, nickte sie nur kenntnisreich, zwang sich zu einem weiteren Schluck und erklärte: »Davon wird Tante Martas Übelkeit sicher rasch vergehen!«
    Ihre Tante trank das restliche Gesöff, ohne den Becher auch nur ein einziges Mal abzusetzen. Ihre Augen leuchteten immer noch, als hätte allein die Tatsache, dass ihr Mann ihr eigenhändig den Trunk aufs Zimmer gebracht hatte, heilende Wirkung.
    Celestina beobachtete die Tante noch eine Weile, nur um sicherzugehen. Zu ihrem Erstaunen erklärte Marta nach einer halben Stunde, sie fühle sich schon bedeutend besser. Tatsächlich hatten ihre Wangen wieder eine leichte Färbung angenommen, und die verspannte Körperhaltung hatte sich gelöst.
    Celestina war erleichtert, nicht nur, weil Martas Übelkeit verflogen war, sondern weil sie endlich in ihr eigenes Zimmer zurückkehren konnte. Sie wollte allein sein, um besser nachdenken zu können.
    Ihr Onkel führte etwas im Schilde, so viel war sicher, und es hing mit den von ihm gezogenen Kräutern zusammen. Nicht nur, dass er sie in aller Heimlichkeit frühmorgens ins Spital brachte, wo er sie auf konspirative Weise dieser merkwürdigen Schwester Deodata übergab – er nutzte auch jede Gelegenheit, seiner Frau daraus Tränke zu brauen. Diese schienen kurzzeitig auch Wirkung zu zeigen, doch schon wenige Tage darauf ging es Marta wieder unweigerlich schlechter, wobei sich ihr Gesamtzustand von Woche zu Woche bedenklicher darstellte. Man konnte schon fast sagen, dass die Tante dahinsiechte. Sogar am Essen fand sie kaum noch Freude, bei Tisch pickte sie wie ein Vogel in den

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