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Das Mädchen aus Mantua

Das Mädchen aus Mantua

Titel: Das Mädchen aus Mantua Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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Mahlzeiten herum. Dass sie noch nicht vom Fleisch gefallen war, grenzte an ein Wunder.
    Auf dem Weg zu ihrem Zimmer hielt Celestina inne, denn mit einem Mal hörte sie wieder würgende Geräusche, diesmal von jemand anderem. Ob es vielleicht doch eine ansteckende Krankheit war?
    Gleich darauf flog die Tür von Chiaras Gemächern auf, und ihre Cousine kam herausgestürzt, das Haar aufgelöst, das Gesicht weiß. Sie hielt sich die Hand vor den Mund, offenbar in dem festen Willen, es bis zum Abtritt zu schaffen, der sich in einem Erker auf halber Treppe befand. An sich hätte sie ihren Nachttopf benutzen können. Dass sie es nicht tat, konnte nur den Grund haben, dass die Magd ihn noch nicht vom Leeren und Säubern zurückgebracht hatte.
    Celestina tat einen Satz zur Seite und ließ Chiara vorbei, anschließend wartete sie eine Weile, bis ihre Cousine wieder zurückkam.
    »Besser?«, fragte sie mitfühlend.
    Chiara nickte stumm, immer noch blass, aber halbwegs gefasst.
    »Plagt es dich jetzt auch tagsüber?«, wollte Celestina wissen.
    Abermals nickte Chiara. Sie stockte, dann fragte sie zaghaft: »Ist das normal?«
    »Während der Schwangerschaft? Nun, meist beschränkt es sich auf die Morgenübelkeit, aber manchen Frauen wird auch tagsüber schlecht. Allerdings ist es in der Regel nach den ersten drei Monaten vorbei. Länger hält es selten an. Leider kommt aber auch das vor. Als ich damals mein Kind erwartete, war mir fast sechs Monate lang übel, zu den unmöglichsten Zeiten und Gelegenheiten. Hoffentlich bleibt dir das erspart!«
    Chiara starrte entsetzt einen Punkt über Celestinas Schulter an, was diese dazu brachte, sich langsam umzudrehen. Dort standen Guido und Onkel Gentile in der offenen Tür von Gentiles Gemächern, sie hatten wohl gerade zur Treppe gehen wollen. Der konsternierte Gesichtsausdruck beider Männer ließ keinen Zweifel daran, dass sie den entscheidenden Teil der Unterhaltung mitbekommen haben.
    Guido plusterte sich gewaltig auf. »Was hast du …«
    Celestina fiel ihm ins Wort, bevor er weiter herumschreien konnte. »Lass uns das irgendwo besprechen, wo deine arme Mutter dein Gebrüll nicht hört. Sie ist sehr krank.«
    Sie drängte das Mädchen in ihr Gemach und folgte ihr, was die Männer zwang, hinterherzukommen, wenn sie mehr erfahren wollten. Und das wollten sie ohne Frage, denn sie brauchten kaum einen Atemzug, um sich zu ihnen zu gesellen.
    Chiara sank auf ihr Bett und glotzte die Wand an. Ihr Bruder baute sich vor ihr auf. »Was hast du getan?«, herrschte er sie an. »Von wem ist das Kind? Von welchem Schweinehund hast du deine Ehre beschmutzen lassen?«
    »Das ist wirklich eine sehr ernste Sache, Chiara«, meinte Gentile besorgt. Seine Miene hatte sich sichtlich umwölkt. »Sag uns den Namen des Kerls!«
    Chiara blickte hilflos von einem zum anderen.
    »Er hat mir Gewalt angetan«, brachte sie schließlich mit dünner Stimme heraus.
    »Wer?«, fragten Celestina, Gentile und Guido einstimmig.
    Chiara schluckte. »Ti – Timoteo Caliari.«
    Celestina erstarrte, es war wie ein Schlag in den Magen. Dann wurde ihr klar, dass Chiara log, um den wahren Vater zu schützen.
    Guido stürmte ohne zu zögern zur Tür. »Den bring ich um. Jetzt sofort.«
    »Warte!« Gentiles Stimme war wie ein Peitschenknall. Als Guido nicht gleich reagierte, sprang Gentile erstaunlich flink zur Tür und versperrte ihm den Weg.
    »Lass uns in aller Ruhe darüber sprechen«, sagte er.
    »Was gibt es da zu besprechen?« Guido schäumte vor Wut.
    »Allerhand«, sagte Gentile. »Angenommen, er lässt sich von dir umbringen, was ich angesichts seiner Fechtkünste und seiner Kampfstärke sehr bezweifle – was dann?«
    »Dann gibt es einen Caliari weniger auf der Welt!«
    »Wirklich?« Gentile zeigte auf Chiaras Bauch. »Entgeht dir da nicht eine Kleinigkeit?«
    »O mein Gott!« Guido stöhnte. »Sie wird einen Caliari-Bastard in die Welt setzen!«
    Chiara weinte laut auf.
    »Nicht, wenn wir besonnen vorgehen«, sagte Gentile. »Es muss keinen Bastard geben.«
    Celestina war empört. »Falls du damit vorschlagen willst, dass Chiara …«
    Gentile hob die Hand. »Es gibt keinen Bastard, wenn sie Timoteo Caliari heiratet. Dann bleibt sie selbst ehrbar, und das Kind ebenso.«
    Celestina schnappte nach Luft. Chiara stieß einen letzten Heulton aus und hielt dann inne, als sie das eben Gehörte begriff. Mit weit aufgerissenen Augen blickte sie ihren Onkel an.
    »Du bist verrückt«, äußerte Guido voller

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