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Das Mädchen aus Mantua

Das Mädchen aus Mantua

Titel: Das Mädchen aus Mantua Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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zum Bett ihrer Tante.
    Marta übergab sich würgend in eine bereitgehaltene Schüssel, dann fiel sie zurück und japste nach Luft. Sie war blau im Gesicht, als würde sie ersticken. Gleich darauf musste sie erneut spucken, die Krämpfe schüttelten ihren Körper förmlich, doch es kam nichts mehr heraus.
    Celestina erschrak. So schlimm war es noch nie gewesen!
    Großtante Immaculata war bei Marta und hielt die Schüssel, wohl in Sorge um die gute seidene Bettwäsche, und am Fenster stand Lodovico, offenbar in höchster Sorge. Er knetete seine Hände und betrachtete seine Frau verzweifelt. Als Celestina ins Zimmer trat, wandte er sich ihr hoffnungsvoll zu, doch als sich ihre Blicke kurz trafen, war sie plötzlich nicht mehr sicher, worauf sich seine Hoffnung richtete: darauf, dass Marta sich von diesem Anfall erholte – oder daran zugrunde ging.
    Während Marta röchelnd und sich in Krämpfen windend nach Atem rang, standen ihre beiden Kinder am Bett und hielten sich verängstigt bei den Händen, als müssten sie sich gegenseitig Mut machen. Chiara schluchzte laut, und auch Guido war nicht weit von den Tränen entfernt. Nur die alte Immaculata schien von Martas Leiden wenig beeindruckt. Sie klatschte ihr einen nassen Lappen aufs Gesicht und wischte das Sputum fort, bevor es auf den Kissen landen konnte. Möglicherweise stellte sie währenddessen Berechnungen an, um wie viel es die Haushaltskasse belastete, ständig die Bezüge zu wechseln.
    Celestina setzte sich zu Marta aufs Bett und legte ihr die Hand auf die Stirn. Fieber hatte ihre Tante nicht. Sie ließ sich von der Alten die Schüssel geben und roch an dem Erbrochenen. Es stank widerlich, doch sie meinte auch, einen schwachen Geruch nach Kräutern wahrzunehmen. Ihr Blick traf abermals auf den von Lodovico, doch er schaute zu Boden, offensichtlich war ihm der Anblick seiner leidenden Frau zu viel. Oder er hatte ein schlechtes Gewissen.
    In diesem Moment sah sie Gentile an der offenen Tür stehen. Er schaute zuerst zu Marta, dann zu seinem Bruder, und Celestina meinte, in seinem Gesicht einen Ausdruck von mitleidiger Resignation wahrzunehmen. Dann ging er achselzuckend weiter, als habe er mit all dem hier nichts zu tun.
    Celestina forderte Guido auf, einen großen Krug mit kaltem frischem Wasser zu holen, dann brachte sie Marta dazu, sich aufzusetzen. Wenn hier Gift im Spiel war, würde sie zum Teufel noch einmal dafür sorgen, dass ihre Tante es aus dem Körper kriegte!
    In der Folge zwang sie Marta, Schluck um Schluck von dem Wasser zu trinken, ganz langsam, und wenn sie es, weil sie es nicht bei sich behalten konnte, wieder hervorwürgte, wartete Celestina einen Moment und flößte ihr dann neues ein. Es dauerte Stunden, die anderen hatten das Zimmer längst verlassen, nur Immaculata harrte in lauernder Haltung auf ihrem Lehnstuhl in der Ecke aus.
    Irgendwann schien es Marta besser zu gehen. Das Wasser, das sie trank, kam nicht wieder heraus, und ihr Gesicht hatte wieder eine normale, wenn auch bleiche Färbung. Mit schwacher Stimme erklärte sie, dass sie den Nachtstuhl benutzen müsse. Celestina half ihr auf den Topf und wunderte sich nicht über den Durchfall.
    »Tante Marta«, sagte sie grimmig. »Ich möchte, dass du nichts mehr isst oder trinkst, was ich dir nicht selbst ans Bett bringe. Kannst du dir das wohl merken?«
    »Was ist daran so schwer zu merken?«, fragte Großtante Immaculata sarkastisch.
    Celestina fuhr zu ihr herum. »Damit wollte ich vor allem zum Ausdruck bringen, dass auch du ihr nichts mehr verabreichst!«
    »Willst du mich etwa bezichtigen, ich wolle meine arme Marta vergiften?«
    »Ich will gar nichts. Ich bestehe lediglich darauf, dass ich persönlich meiner Tante künftig Essen und Trinken aufs Zimmer bringe!«
    »Nicht streiten«, murmelte Marta. »Niemand ist schuld, nur mein unbrauchbarer siecher Körper.«
    »Tante Marta, du musst …«
    Marta hob kraftlos die Hand. »Ist schon gut. Ich verstehe, was du meinst. Ich werde auf dich hören, Kind. Du bist ein besserer Medicus, als alle Ärzte Paduas zusammen es je sein könnten.«
    Celestina deutete auf den Wasserkrug. »Bis heute Abend wird dir das reichen. Nimm nichts anderes zu dir als dieses Wasser. Ich werde dir künftig eigenhändig deine Mahlzeiten zubereiten und sie dir bringen. Versprich mir, keinen Bissen und keinen Schluck von etwas anderem zu dir zu nehmen!«
    »Ich verspreche es.«
    Damit gab Celestina sich nicht zufrieden. Sie ließ ihre Tante ruhen und kehrte auf

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