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Das Mädchen aus Mantua

Das Mädchen aus Mantua

Titel: Das Mädchen aus Mantua Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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schwanger werden, um damit bei unseren Eltern die Erlaubnis zur Ehe zu erzwingen?« Sie hob den Kopf und stützte ihr Kinn auf, um ihn ansehen zu können. Der Widerschein des Feuers überzog sein Gesicht mit einem matten Schimmer; nur dort, wo die Bartstoppeln sprossen, war es dunkel. Erstaunt erkannte sie, dass ihr diese Möglichkeit noch gar nicht in den Sinn gekommen war, obwohl sie doch von so bestechender Einfachheit war. Doch dann begriff sie, dass es in Wahrheit keinen Sinn hatte, absichtlich schwanger zu werden. Zu groß war das Risiko, damit alles nur schlimmer zu machen.
    Timoteo kleidete ihre eigenen Bedenken in Worte. »Ein Kind würde Vater nicht dazu bewegen, seine Einwilligung zu einer Heirat zu geben. Erst recht nicht, wenn die Mutter des künftigen Kindes aus der Familie Bertolucci stammt. Erzählte ich dir schon, dass er Hieronimo ausdrücklich ermunterte, dich mit einem Bastard sitzen zu lassen, weil es deine Schande und die der Bertolucci erhöhen würde?«
    Sie war erschüttert. »Nein, davon sagtest du nichts.«
    Er hob die Schultern. »Wie auch immer. Jedenfalls siehst du daran, dass es nicht nur völlig sinnlos wäre, ein Kind als Druckmittel zu benutzen, sondern dass es ihn im Gegenteil sogar freuen würde, weil ihm das die Gelegenheit verschafft, eine Heirat ausdrücklich zu verbieten. Und das ist sein gutes Recht, bis ich das fünfundzwanzigste Jahr vollendet habe.« Er schüttelte den Kopf. »Nein, das ist nicht die Lösung, die ich mir ausgedacht habe.«
    »Und die du mir immer noch nicht verraten willst.«
    Er grinste schwach. »Das siehst du richtig.«
    »Hoffentlich hältst du sie zur rechten Zeit parat. Meine Mutter wird sicher noch vor dem ersten Frost eintreffen.«
    »Bis dahin halte ich etwas anderes parat.« Er ergriff ihre Hand und zog sie von seiner Brust über seinen Bauch abwärts zu der Hitze seines Glieds. »Und das hat mit Frost nichts zu tun.«
    Sie musste kichern. »Außer, dass es sehr hart ist.«

Am nächsten Nachmittag
    Celestina stand zufällig im Vestibül, als die Warenlieferung eintraf. Sie war soeben vom Spital zurückgekommen und hörte es läuten. Da sie nun schon dort stand, machte sie auch gleich die Tür auf und staunte nicht schlecht, draußen schwer beladene Packer zu sehen, die Kisten und Säcke von ihrem Karren luden und zur Tür brachten, während die alte Immaculata zeternd herbeieilte und ihnen verbot, das Haus zu betreten, damit sie nicht mit ihren groben Schuhen den kostbaren Terrazzo beschmutzten. Schimpfend verlangte sie zu erfahren, warum sie nicht wie alle Lieferanten die Ware am Hintereingang abgaben, worauf einer der Packer erklärte, die Ware sei nicht dem Gesinde, sondern dem Hausherrn persönlich auszuliefern, weshalb man an der Vordertür geläutet habe.
    Celestina, die einige schreckerfüllte Augenblicke geglaubt hatte, ihre Mutter sei eingetroffen, atmete erleichtert durch und betrachtete den Trubel. Sie fragte sich, ob mit Hausherr Guido gemeint war, der vielleicht in einem Anfall von Kaufrausch kistenweise neue Kleidung oder Zubehör zum Ausstaffieren seines Rassepferdes bestellt hatte. Er hatte sich, diesmal ohne ihre Hilfe, wieder Geld bei seiner Mutter erbettelt, Celestina hatte es am Rande mitbekommen, weil die zufriedene Miene, mit der er das letzte Mal aus Martas Kammer gekommen war, nicht zu übersehen war.
    Doch die Ware war nicht für ihn bestimmt, denn Lodovico kam die Treppe herabgeeilt, ein Leuchten im Gesicht, das ihn völlig veränderte. Er sah aufgeregt aus, sogar richtiggehend glücklich, und für einen Moment konnte Celestina sich vorstellen, was ihn vor vielen Jahren für ihre Tante so anziehend gemacht hatte.
    Er quittierte den Empfang der Lieferung und rief dann die Mägde herbei, damit sie ihm halfen, alles nach oben in sein Arbeitszimmer zu tragen.
    »Die Überseekiste nehme ich selbst«, sagte er.
    »Willst du verreisen?«, fragte Celestina, als er das schwere Ding an ihr vorbeiwuchtete und damit zur Treppe ging.
    Er hatte es genau gehört, das sah sie ihm an, doch er tat so, als hätte er sie nicht verstanden und stieg pfeifend die Stufen hinauf.
    Morosina und Margarita schleppten jede einen großen Sack mit schepperndem Inhalt. Celestina hielt Morosina an, um hineinzuschauen. Neu aussehende Blechzylinder mit Deckeln rollten dort hin und her. Sie waren mit verschiedenen Farben bemalt, es sah hübsch aus. Was darin wohl aufbewahrt wurde? Jetzt waren sie offensichtlich leer, denn sonst hätten die Mägde nicht so

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