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Das Mädchen aus Mantua

Das Mädchen aus Mantua

Titel: Das Mädchen aus Mantua Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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aufzumuntern. Nur wenig später wirkte der zerstoßene Mohnsamen, den Brodata ihm nach Timoteos Weisungen in den Würzwein gemischt hatte. Gemeinsam mit Hieronimo brachte sie ihren Bruder zu Bett. Alberto bekam es kaum noch mit, er war bereits benommen von dem Schlafpulver.
    Hieronimo setzte sich im Kaminzimmer vors Feuer, die Beine von sich gestreckt, die Miene sorgenvoll. Brodata holte sich eine Stickarbeit und setzte sich in den Lehnstuhl. Ein Außenstehender hätte dieses Bild für eine freundliche Idylle halten könnten, dachte sie voller Selbstironie. Dabei gab es wohl kaum eine Familie, in der es übler gärte als in dieser. Nun ja, abgesehen von den Bertolucci. Dort mochte es sogar noch um einiges schlimmer sein.
    Sie blickte ihren Neffen an. »Du liebst sie wohl sehr, was?«  
    Hieronimo zuckte die Achseln, anscheinend fand er ihre Frage unangebracht, doch dann nickte er zögernd. »Ich will sie spätestens beim übernächsten Mal fragen, ob sie meine Frau werden will. Meinst du, das wäre zu früh?«
    »Das kann ich dir nicht sagen, mein Junge.«
    »Ich muss einen Weg finden, es Vater beizubringen.« Er warf ihr einen hoffnungsvollen Blick zu, als könne sie ihm dabei helfen. Das Herz wurde ihr schwer, denn sie ahnte, dass alles viel schlimmer werden würde, als er es sich jetzt vorstellte. Ein unerklärliches Gefühl sagte ihr, dass dieses Unterfangen ihm Leid bescheren würde, und sie hätte viel dafür gegeben, es ihm abnehmen zu können.
    Er blieb noch eine Weile bei ihr sitzen, still in seine Sorgen versunken, bis er schließlich aufstand, um zu Bett zu gehen. Sie wünschte ihm eine gute Nacht, dann beugte sie sich wieder über ihre Stickerei. Ab und zu schaute sie hoch, zur Standuhr. Kurz vor Mitternacht legte sie die Handarbeit beiseite und erhob sich. Es wurde Zeit für ihre Verabredung.
    Eine Stunde später lag sie in den Armen ihres Liebhabers und hatte die Welt vergessen.
    »Gentile«, flüsterte sie an seiner Brust. »Ich liebe dich so.« Das hatte sie noch nie zu ihm gesagt, eher hätte sie sich die Zunge abgebissen, als sich ihm auf diese Weise auszuliefern. Doch sie wusste, dass er fest schlief und sie nicht hörte. »Könnten wir doch nur zusammen fortgehen!«
    Im Hintergrund knisterte das Feuer, es zeichnete rote Flecken in die Dunkelheit. Gentiles Herz schlug unter ihrer Wange, und nie hatte sie sich so sehr gewünscht wie in diesem Augenblick, noch einmal jung zu sein.

In der darauffolgenden Woche, Anfang November
    An diesem Montag traf Arcangela Galeazzo da Ponte zum letzten Mal. Jedenfalls war das ihre feste Absicht. Schon während der Kutschfahrt hinaus aufs Land brach sie in Tränen aus.
    »Was ist denn, mein Liebes?«
    Die Kutsche holperte über einen Stein, und ihre Antwort endete in einem Stöhnen, weil sie sich den Kopf am Holm stieß. »Au«, weinte sie. Jetzt hatte sie wenigstens einen erkennbaren Grund für ihre Tränen. Die flossen reichlich, während Galeazzo sich zu ihr setzte und sie in seine Arme zog.
    »Tut es denn so weh?«, fragte er, und sie wussten beide, dass er nicht die schmerzende Stelle an ihrem Kopf meinte.
    Es dauerte eine Weile, bis sie sich beruhigt hatte; seine Küsse und Zärtlichkeiten trugen ihren Teil dazu bei.
    Sie kamen bei der Hütte an, und Galeazzo entlohnte den Kutscher und schickte ihn fort. Er wies ihn an, irgendwo ein Bier trinken zu gehen und in zwei Stunden wiederzukommen. Ihre zwei letzten gemeinsamen Stunden!
    Wieder kamen ihr die Tränen, und noch schlimmer wurde es, als sie die Hütte betraten, bei deren Bau er eigenhändig mitgeholfen hatte. Seine roten Locken leuchteten im Licht der Flammen, nachdem er das Feuer im Kamin angefacht hatte, und sein sanftes Lächeln weckte den Wunsch in ihr, niemals von hier weggehen zu müssen. Doch es half nichts.
    »Ich kann dich nicht mehr treffen«, platzte sie heraus. Dann ließ sie sich aufs Bett sinken und vergrub laut aufschluchzend ihr Gesicht in den Händen.
    »Wir wussten doch beide, dass deine Stiefmutter herkommt«, sagte er. Es klang ratlos. Er setzte sich zu ihr aufs Bett und streichelte ihren Rücken. »Ich promoviere bald, dann folge ich dir nach Venedig. So lange werden wir gar nicht getrennt sein!«
    »Ich gehe nicht nach Venedig«, sagte sie dumpf hinter den vorgehaltenen Händen.
    »Nicht?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich kann unmöglich von hier fort. Ich will heiraten.«
    »Oh«, sagte er erstaunt. »Wirklich?«
    Als sie nickte, räusperte er sich. »Damit hätte ich wohl

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