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Das Mädchen aus Mantua

Das Mädchen aus Mantua

Titel: Das Mädchen aus Mantua Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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rechnen müssen. Ob es mir geholfen hätte, wenn ich dich vor ihm gefragt hätte?«
    Sie nahm ruckartig die Hände vom Gesicht. »Was?«
    »Na ja, vor dem Capitano. Ihn willst du doch heiraten, oder?«
    Entgeistert starrte sie ihn an. »Du weißt von ihm?«
    »Mein Liebes, wie hätte mir das entgehen können?«
    »Seit wann?«
    »Seit wann ich es weiß? Geahnt hatte ich es schon die ganze Zeit, denn die Anzeichen waren vielfältig. Aber sicher war ich erst, als du im Spital lagst und er die ganze Zeit wie ein liebeskranker Schatten um dich herum war. Einmal wollte ich dich besuchen, da kam er gerade heraus und sah aus, als wolle er vor lauter Glück davonfliegen.«
    Arcangela seufzte. Ja, so war Vitale. Ach Gott, wenn doch nur nicht alles so vertrackt wäre!
    »Wann läuten denn die Hochzeitsglocken?«, erkundigte sich Galeazzo.
    »Das ist es ja«, sagte sie niedergeschlagen. »Es geht noch nicht. Seine erste Frau ist noch kein Jahr tot. Und dann ist da noch seine schreckliche Mutter …«
    Galeazzo drückte mitfühlend ihre Hand, und ehe sie sich versah, hatte sie ihr ganzes Elend vor ihm ausgebreitet.
    »Du willst also deiner Stiefmutter sagen, dass du noch einige Monate bei deiner Tante Marta bleiben willst, um dann zu gegebener Zeit den Capitano zu heiraten?«
    Sie nickte stumm, erstaunt darüber, dass er nicht böse auf sie zu sein schien. »Mutter wird sicher nichts dagegen haben. Sie hat mich auf ihre Weise gern, aber es wird sie ungemein freuen, dass Vater mich nicht mehr am Hals oder auf der Tasche hat.« Sie verzog das Gesicht und vertraute ihm an: »Auch das Kloster hätte eine Stange Geld gekostet, das können sie sich jetzt sparen.«
    »Klingt, als wäre damit allen Seiten gedient«, sagte Galeazzo belustigt. »Außer der schrecklichen Mutter vom Capitano natürlich.«
    Arcangela musterte ihn zweifelnd. »Es macht dir gar nichts aus, dass ich Vitale heiraten will?«
    »Warum denn!«, gab er zurück, während er bereits ihr Gewand aufknöpfte. »Uns bleiben noch Monate! Was sagtest du, wann die Hochzeit stattfinden soll?« Er beugte sich über sie und umfasste ihre nackten Brüste. »Wer weiß, vielleicht gelüstet es dich mit der Zeit nach Abwechslung, wenn dich Schwiegermutter oder Langeweile zum Wahnsinn treiben. Womöglich bleibe ich nach der Promotion doch noch in Padua. Es ist eigentlich recht hübsch hier, und Ärzte werden überall gebraucht.«
    »Ach, Galeazzo. Was soll ich denn dazu noch sagen?«
    »Nichts«, schlug er vor. »Küss mich einfach.«
    Sie tat es, denn sie konnte nicht anders.

Am nächsten Morgen
    Timoteo hatte Schwierigkeiten, sich auf die Vorlesung zu konzentrieren, zu viel ging ihm im Kopf herum, und nichts davon konnte er einfach beiseiteschieben. Er schlief schlecht, weil er alle Pläne so akribisch durchdenken musste, damit er gegen sich anbahnende Widrigkeiten gewappnet war, gleich welcher Art diese waren. Entsprechend übermüdet war er tagsüber, obwohl es so ungeheuer wichtig war, dass ihm nichts entging. Etwa, wie Baldo und dessen üble Freunde ständig die Köpfe zusammensteckten und wie der Kerl immer wieder zwischendurch herüberspähte. Grund genug, dauernd auf der Hut zu sein.
    Auch durfte er nicht verpassen, nachher noch zu Professor Vespucci zu gehen und ihm die Arbeit zu geben. Die Zustimmung des medizinischen Doktorenkollegiums und den Segen von Fabrizio hatte er bereits; der Professor hatte sich nicht wenig erstaunt gezeigt von Timoteos Ansinnen, doch es gab keinen Grund, sich dagegenzustellen. Vorsorglich hatte Timoteo sich eine zu Herzen gehende Geschichte ausgedacht, und der Professor hatte zum Glück alles geglaubt. Timoteos schlechtes Gewissen hielt sich in Grenzen. Nur das Ergebnis zählte.
    Auch die übrigen Vorbereitungen waren getroffen; was das anging, machte sein Gewissen ihm deutlich mehr zu schaffen, weil er sich hinter dem Rücken seines Vaters Geld genommen hatte, doch letztlich blieb ihm keine andere Wahl. Er hatte ihr eine Lösung versprochen, und die würde sie bekommen.
    Außerdem stand ihm das Geld zu, es war ein Legat seiner Mutter, und Vater bewahrte es nur für ihn bis zur Großjährigkeit auf.
    Sein Blick fiel auf Celestina, die neben ihm auf der Bank saß und konzentriert den Worten von Fabrizio zuhörte, das schmale Gesicht halb verborgen unter der herabgezogenen Kappe, die Gestalt fast ertrinkend in den viel zu weiten Männersachen. Eine fast schmerzhafte Zärtlichkeit erfasste ihn, wenn er sie ansah. Sie war alle Mühen wert, und

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