Das Mädchen aus Mantua
Hausherrn zu beschenken hatten, zum Dank für die zeremonielle Verleihung des Doktorhuts.
In dieser Woche wurden bereits die ersten Examina abgenommen, die Studenten, die ihre Puncta in der astrologischen Medizin hatten, wurden geprüft und promoviert. In zwei Monaten kamen die Themen der Chirurgen und Anatomen an die Reihe, darin wollte Timoteo sich prüfen lassen. Nur sie selbst konnte ihre Pläne begraben.
Tränen schossen ihr in die Augen, weil alles umsonst gewesen war. Und weil ihrer Liebe zu Timoteo keine Zukunft beschieden war.
»Wer ist der Kerl?«, fragte ihre Mutter.
Celestina zuckte zusammen. »Was?«
»Der Mann, den du liebst. Es gibt einen, das weiß ich, und behaupte nicht, das hätte ich mir ausgedacht. Ich habe mit der Magd gesprochen, sie sagte, sei Name sein Hieronimo Caliari, und er habe dich bereits des Sonntags spazieren geführt. Dann habe er einen Sonntag später erneut vorgesprochen, aber du habest dich krank gestellt. Wieso stellst du dich krank, wenn du ihn liebst?«
Celestina starrte errötend auf ihre Hände. Francesca beobachtete sie scharf, dann nickte sie. »Du liebst nicht ihn, sondern einen anderen. Wen?«
»Ach, Mutter, das ist furchtbar kompliziert!«
»Wir beide werden nicht eher aus dieser Kutsche aussteigen, bis du mir alles erzählt hast.«
»Nur, wenn du mir versprichst, nicht wütend auf mich zu werden. Und ich werde nicht ins Kloster gehen!«
»Darüber befinde ich, nachdem ich deinen Bericht angehört habe. Und versuch ja nicht, den Teil über Lodovicos Giftpflanzen auszulassen. Und schon gar nicht den über deine Verkleidung als Mann.«
»Mein Gott, Mutter«, sagte Celestina erschüttert. Sie begriff, dass Morosina und Margarita weit mehr mitbekommen hatten, als ihr lieb war. Und dass ihr keine andere Wahl blieb, als ihrer Mutter alles zu erzählen.
Sie schloss ihren Bericht, als die Kutsche vor dem Spital ankam. Francesca hatte stirnrunzelnd zugehört, ab und zu eine Zwischenfrage gestellt, sich aber jeglicher Kommentare enthalten. Die jedoch, das wusste Celestina, bald folgen würden, und zwar in einem Ausmaß, dass sie sich wünschen würde, niemals einen Fuß in diese Stadt gesetzt zu haben.
»Ist dies das Spital?«, fragte Francesca. Sie deutete auf das Klosterkrankenhaus. Als Celestina nickte, wollte sie wissen, ob dort Menschen mit ansteckenden Krankheiten lägen.
»Wenn du damit Pest oder Pocken meinst – nein, solche Fälle werden außerhalb der Stadt in Seuchenhäusern untergebracht. Hier findet man vielfach Menschen mit unheilbaren Geschwüren, blutigem Husten, entzündeten Wunden, gebrochenen Knochen, eiternden Verletzungen.«
»Und die liegen alle da drin?«
»Zu Dutzenden«, bestätigte Celestina.
Ihre Mutter betrachtete sie. »Dir gefällt das, oder? Du gehst da gerne hin.«
»Ja«, sagte Celestina einfach.
»Hast du das mit Jacopo zusammen auch immer gemacht? Ich meine, Kranke behandelt?«
Celestina nickte.
»Tatest du es, weil er es wollte?«
»Nein, ich tat es, weil ich es wollte. Und weil es mir Freude machte.«
Francesca hob zweifelnd die Brauen. »Mein Fall sind eiternde Wunden und blutiger Auswurf nicht gerade. Wir reden später darüber, wenn du zurück bist. Ich denke, ich warte hier drinnen in der Kutsche auf dich, während du diesem Mönch auf Wiedersehen sagst. Aber beeil dich, ich will noch zum Handschuhmacher, er meinte, er sei bis heute fertig mit dem Nähen. Und Marta fragte mich, ob ich ihr Pikett beibringen kann. Dazu soll es Kuchen geben. Sie war heute früh bester Laune. Anscheinend hat bei der Frau eine Wunderheilung stattgefunden. Sie hält große Stücke auf deine medizinischen Künste, sie sagte, sie habe niemals vermutet, dass es ein so einfaches Mittel gegen ihre gesamten Leiden gebe, nun sei sie auf dem besten Wege, für immer gesund zu werden. Offenbar hast du ihr wirklich sehr geholfen. Welches Mittel hast du ihr verabreicht? Vielleicht wäre das auch etwas für mich, wenn ich an saurem Aufstoßen leide.«
»Nein, sicher nicht, Mutter«, sagte Celestina, während sie rasch aus der Kutsche stieg.
Als sie in den Krankensaal kam, sah sie, wie Frater Silvano an der gegenüberliegenden Seite den Raum verließ. Sie eilte ihm nach und sah gerade noch, dass er eine Treppe hinunterging. Sie rief ihn beim Namen, aber ihre Stimme ging im Aufschrei eines Patienten unter, der soeben auf einer Trage hereingebracht wurde – ein alter Mann, der davon überzeugt war, dass Dämonen ihn bedrängten. Celestina ließ die
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