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Das Mädchen-Buch

Das Mädchen-Buch

Titel: Das Mädchen-Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Raffauf
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geht, ruft bei Lehrern und Eltern entsprechende Reaktionen hervor. Manche Mädchen fühlen sich zu Recht zurückgesetzt, wenn die Sportlehrerin, vielleicht in der Absicht, einigermaßen leistungsmäßig ausgewogene Mannschaften zusammenzustellen, die Mädchen als Mannschaftsführerinnen gar nicht in Betracht zieht:
    »Meine Sportlehrerin lässt immer Jungs die Teams wählen und Jungs müssen auch zuerst gewählt werden.« | 116 |
    CLARA, 14
    Und Eltern bringen ihrer Tochter eben das nah, was sie selber aus ihrer Jugend kennen und schätzen gelernt haben:
    »Ich würde meiner Tochter zuerst mal eine Tanzgruppe anbieten, weil ich das selber auch gemacht habe, und es hat mir Spaß gemacht. Aber wenn sie sagt oder wenn ich merke, das ist nix, dann würde ich sie schon fragen: Möchtest du vielleicht Fußball machen oder Handball? – da hätte ich auch kein Problem mit.«
    SIBA, 32, EINE TOCHTER
    Was wir den Kindern entgegenbringen, ist das eine, was sie machen, ob ursächlich oder als Reaktion, zeigt sich aufmerksamen Sportlehrerinnen sehr deutlich:
    »Wenn ich im Sportunterricht die Kinder wählen lasse, mit welchen Kleingeräten sie spielen möchten, ist es ganz klar: Die Mädchen nehmen sich Seil und Reifen, und die Jungen nehmen sich sofort den Ball und dann geht es einmal quer durch die Halle.«
    NORA SEIDEL, GRUNDSCHULLEHRERIN
    Fast könnte man meinen, es gebe ein Fußball-Gen bei Jungs, aber das hat noch keiner gefunden. Was es gibt, ist mehr Testosteron im Blut der Jungen ab vier. Gebildet wird es in den Hoden und es macht aggressiv und wild. »Wie sehr es das Wesen verändert, kann man gut bei Tieren sehen; Ochsen, die keine Hoden mehr haben, sind gutmütig und brav – im Gegensatz zu Stieren, vor denen man leicht Angst bekommen kann«, stellt die Autorin der Süddeutschen Zeitung Christina Berndt fest. 55 | 117 |
    Anders ist es mit dem Östrogen, das sich im Körper von Mädchen verstärkt bildet. Wissenschaftler nennen es auch das »Brut-Gen« und es sorgt eher für Kuscheligkeit und manchmal für schlechte Laune.
    Priming
    Die Sexualhormone, die schon Embryos im Mutterleib zu produzieren anfangen, beeinflussen auch die Gehirnentwicklung. Das nennt man »Priming«. So erklären Wissenschaftler den angeborenen Teil des mädchen- oder jungentypischen Verhaltens: die Hinwendung der Jungs zu »männlichen« Spielsachen und die Begeisterung der Mädchen für Puppen und Kleider. 56
    Coach
    Bewegung macht klug
    Sport statt Playstation ist ein Credo von Sport- und Bewegungswissenschaftlerinnen, und zwar nicht nur, damit die Kinder nicht dick werden und beweglich sind, sondern auch, um geistig fit zu sein. Sport ist Nahrung für das Gehirn und körperliche Betätigung jeglicher Art ebenso. Kinder, die im Unterricht auf ihrem Stuhl herumwackeln, kippeln und rutschen, nähren nicht nur ihren Bewegungsdrang, gleichen nicht nur eine innere Unruhe aus, sie führen ihrem Geist auch Nahrung zu. »Bewegung ist ein Grundbedürfnis – wie Essen, Trinken und Schlafen« sagt der Sportwissenschaftler Dieter Breithecker. 57 Wir unterstützen unsere Kinder auf allen Ebenen, wenn wir deren natürlichen Bewegungsdrang fördern. Eltern, die selbst nicht sportbegeistert sind, finden vielleicht andere Möglichkeiten, ihre Kinder in ihrem Körpergefühl zu | 118 | stärken und ihre Lust auf Bewegung zu unterstützen. Durch den Wald streifen, Baumhäuser bauen, statt am Computer oder vor dem Fernseher zu sitzen, bewegt Körper und Geist. Ein Winterspaziergang durch einen Schneewald, ein Ausflug ins Freibad sind einfache und wirkungsvolle Maßnahmen den Bewegungsdrang der Mädchen zu fördern.
    Ungeahnte Möglichkeiten, wenn die Mädchen, die jetzt schon als die Bildungsgewinnerinnen gelten, durch Sport noch weitere »geistige« Nahrung bekommen …
Körpergefühle
    Ein gutes Körpergefühl, eins sein mit sich und seinem Körper, dabei kann Sport helfen. Es muss kein organisierter und kein exotischer Sport sein, aber der Sport, der einem liegt, zu dem Mädchen Lust haben, der ihnen Spaß macht, ob nun Hip-Hop, Rudern, Rollschuhlaufen oder eben eine ganz andere, auch »jungstypische« Sportart. Offene Angebote, selbstverständliches Zulassen, Fördern und Befürworten des Bewegungsdranges der Mädchen helfen ihnen, sich auch körperlich auszugleichen, sich gut zu fühlen durch eigene Kraft. »Mein Körper gehört zu mir und ich kann ihn lenken«, ist eine Nachricht, die sich dadurch vermittelt. Körperliche Herausforderungen, auch für

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