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Das Mädchen-Buch

Das Mädchen-Buch

Titel: Das Mädchen-Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Raffauf
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einen genau, reden und bewerten ihre Altersgenossinnen:
    »Ich finde, man wird total unter Druck gesetzt von anderen Mädchen, weil sie jeden Tag aufgestylt zur Schule kommen und du stehst so daneben und fühlst dich so, keine Ahnung … Die gehen immer so jede zweite Woche shoppen, und dann | 153 | kommen die mit neuen Klamotten nach Hause und stellen so Fotos rein und so – da wird immer viel gelästert über neue Klamotten und so.«
    CLARA, 14 JAHRE
    Gerade in einer Zeit, in der das Selbstwertgefühl wackelig ist, werden Hilfsmittel benötigt, um sich abzusichern. Schwierig wird es, wenn sich alles auf das Äußere fixiert, wenn Aussehen mit Glück gleichgesetzt wird. Jugendliche beobachten das, zum Beispiel der 13-jährige Mathew:
    »Aussehen bei Mädchen ist sehr wichtig, denn wenn sie nicht so aufgestylt sind, denken sie, dass sie nicht gemocht werden, und sie wollen den anderen auch gefallen.«
    MATHEW, 13 JAHRE
    Druck unter Gleichaltrigen empfinden junge Mädchen in vielen Bereichen. »Es geht nicht darum, so gut zu sein, wie man kann, sondern besser zu sein als die anderen. Sportlicher, hübscher, besser in der Schule«, erzählt mir die 14-jährige Tabea. »Angesagt ist, wer ein großes Haus hat und Klamotten von Abercrombie und Hollister.«
    Aber sie sehen auch, dass das nicht gut ist. Sie spüren, dass das nicht das »wahre« Leben ist. Ich habe mit Jugendlichen einer integrativen Gesamtschule gesprochen, und sie genießen es, dass es hier Anerkennung für soziales Verhalten gibt, dass jeder Mensch gleich geachtet wird – und dass Werte ein Thema sind. | 154 |
Wer hört mir zu?
    »Als Mädchen fühle ich mich manchmal negativ, tussig, störend, anstrengend.«
    LOLA, 13 JAHRE
    Wenn man 13- bis 15-jährige Mädchen fragt, wie sie sich manchmal fühlen, dann beschreiben sie unter anderem Empfindungen wie »nicht richtig zu sein, nicht zu passen«.
    Vor einiger Zeit haben die amerikanischen Psychologinnen Lyn Brown und Carol Gilligan eine Studie durchgeführt, deren Ergebnisse heute genauso, wenn nicht ausgeprägter, zu beobachten sind. 72 Sie begleiteten die Entwicklung von rund 100 Mädchen zwischen sieben und 18 Jahren über fünf Jahre. Eindrücklich beschreiben hier die jungen Mädchen ihre Not, dass ihnen keiner zuhören will, dass sie Geringschätzung und Desinteresse erleben, dass sie Frustgefühle und Ärger gegenüber ihren Eltern und Freunden hinunterschlucken, um sie nicht zu verärgern. Sie fühlen sich ihrer selbst nicht sicher und wollen deshalb umso mehr gemocht werden. Die eigene Meinung scheint zu wackelig, besser hört man auf andere. Wie kommt das? Leben Mütter vor, dass sie in Auseinandersetzungen immer nachgeben? Schenken die Eltern selbst der Meinung von Männern oder Jungs mehr Beachtung als den Ansichten ihrer Töchter?
    »Als Mädchen fühle ich mich manchmal unterschätzt. Manche glauben, dass Jungs vieles besser können, nur weil das Jungs sind.« | 155 |
    CLARA, 14 JAHRE
    Gibt es zu wenig Raum und Zeit für Ideen der Mädchen, weil andere Sorgen in der Familie im Vordergrund stehen? Hat es mit brüchigen Lebenskonstellationen zu tun? Haben die Mädchen erlebt, dass man, wenn man zu heftig streitet oder seine Meinung sagt, verlassen wird oder selber gehen muss? Ein Schuldirektor erzählte mir, dass es heute sehr viele angepasste Schülerinnen und Schüler gibt. Haben sie aufgrund gesellschaftlicher oder familiärer Ungewissheiten Angst, jetzt auch noch Stress zu machen und dann verlassen zu werden?
Körper trifft Seele
    Vom Mädchen zur Frau
    Der Körper der jungen Mädchen nimmt jetzt weiter frauliche Formen an. Aus den Brustknospen entwickeln sich spätestens jetzt die weiblichen Brüste. Die Mädchen schießen in die Höhe und sind zu der Zeit häufig größer als gleichaltrige Jungen. Becken und Hüften werden breiter. Nach den Schamhaaren wachsen die Achselhaare. Und auch die inneren Geschlechtsorgane verändern sich. Die Scheidenwand wird dicker, die Gebärmutter wächst und die Eizellen reifen. Die meisten Mädchen haben ihre erste Periode, das offizielle Zeichen der sexuellen Reife liegt vor dem 14. Lebensjahr. Die Mädchen beschäftigt das sehr, denn es passiert etwas mit ihnen, das sie nicht steuern können. Andererseits gehören sie jetzt zur Welt der Frauen und machen körperlich einen großen Schritt in Richtung Erwachsenenwelt.
    Für Frauenforscherinnen seit Simone de Beauvoir bis heute ist die Menstruation mit einem weiteren Knick in der Biografie der Mädchen

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